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CHRIS LIEBING @ MOONBEACH II Festival "Club Achtermai" - Chemnitz


[special thank to partysan!]

Sa 02.09. / 14:15 Uhr / Flughafen Leipzig - Halle


>> Einer der derzeit national wie international gefragtesten Techno - DJ's betritt die Ankunftshalle, mit einem recht verzweifelten Gesichtsausdruck... <<


LSY.: Hi Chris, schön Dich zu sehen. Ist alles klar?

C.L.: Meine Platten sind nicht mitgeflogen...!

LSY.: NEEEIIIIINNNN!


>> Der schlimmste Alptraum eines jeden DJ's ist war geworden! 5 min später in der Gepäckermittlung. Man hat den Ernst der Lage erfaßt und verspricht alles zu versuchen, garantieren kann man aber nichts. Systemausfall in Frankfurt... Hinter uns stehen 15 Leute die ebenfalls ihr Gepäck vermissen. Ausgestattet mit allen wichtigen Telefonnummern und einem flauen Gefühl im Magen, machen wir uns auf den Weg nach Chemnitz. <<


LSY.: Was ging Dir im ersten Moment durch den Kopf als Du realisiert hast, meine Platten sind weg!?

C.L.: Ich hatte schon beim Einchecken in FFM so ein ungutes Gefühl, dass da was schief läuft und als ich dann nach der Landung vergeblich am Gepäckband wartete, dachte ich nur ACH DU SCHEISSE!

LSY.: Wie lange bist Du jetzt schon unterwegs bzw. wo hast Du bereits für Stimmung gesorgt?

C.L.: Das Wochenende fing eigentlich schon am Donnerstag, mit meiner Radiosendung auf HRXXL um 22h an. Bin dann am Freitagmorgen schon sehr früh nach Hannover zur EXPO gefahren. Da gab es dann Podiumsdiskussionen rund um Techno in Hessen und anschließend noch Party. Danach ging es wieder direkt zurück nach Frankfurt, wo ich bis heute morgen 10:30 Uhr im U60311 gespielt habe, da musste ich dann aufhören, weil ich ja schon um 12 Uhr wieder am Flughafen sein musste um meine Platten zu verlieren...

LSY.: Also ein ganz normales Wochenende im Leben des "Marathon Extrem DJ's" Chris Liebing?
C.L.: Nee, dieses Wochenende ist schon noch eine Spur härter als sonst.

LSY.: Wie hast Du Deinen ersten Besuch in Chemnitz am 20.05. in Erinnerung und was erwartest Du heute?

C.L.: Hammer, dass war eine der besten Partys dieses Jahr. War auch sehr beeindruckt von der Location und 8 Stunden am Stück spiele ich auch nicht so oft. Die Leute hier treiben einen einfach zu höheren Leistungen. Ich denke mal heute wird's mindestens genauso fett, auch wenn ich nicht ganz so lange spielen kann.

LSY.: Siehst Du beim Vergleich von Clubs und Partys, im Osten und Westen Deutschlands, wesentliche Unterschiede?

C.L.: Ist schon teilweise krasser im Osten die Leute, die Locations ...was hab ich gesagt, wann kam ich aus dem U60311 heute morgen... vergiss es.

LSY.: Seit neuestem hast Du auf HR XXL auch wöchentlich Deine eigene Radiosendung "Pitch Control". Was kann man sich darunter vorstellen und ab wann können wir mit Deiner eigenen TV-Show rechnen ?

C.L.: Die Radiosendung läuft seit August jeden Donnerstag von 22 bis 24 Uhr und ist wohl genauso konzeptlos, wie ich damals auf Evosonic. Ich spiel halt ein wenig Musik und rede dafür mehr Blödsinn mit verschiedenen Leuten aus der Technogemeinde und dem Pauli der auch immer mit dabei ist. Eigene TV - Show (lacht), bisher hat mich noch niemand gefragt.


>> 15:30 Uhr, Ankunft am Hotel. Noch 5 Stunden bis zum Auftritt. Zeit zur Entspannung für Chris, zumindest physisch.

17:30 Uhr, die nächste Maschine ist in Frankfurt gestartet. Die nette Stimme am Telefon sagt mir, dass sie mir leider nichts sagen kann zum Verbleib des silbernen Koffers. Man hofft das er an Board ist, aber aufgrund des Computerproblems u.s.w.... Die Dame am Flughafen Leipzig sagt mir dasselbe. Was bleibt ist banges Warten bis zur Landung. Abgesehen davon ist man guter Dinge, denn der Parkplatz beginnt sich zu füllen. Es war ein Test und es hat funktioniert. Nicht zuletzt Dank der Visitenkarte, die Chris am 20.05. mit einem 8stündigem Hammerset vor knapp 2.000 Leuten im "Achtermai", hinterließ.

18:50 Uhr Der erlösende Anruf vom Flughafen. Jemand gibt mächtig Gas um den Plattenkoffer an seinen Bestimmungsort zu bringen. Inzwischen hat der "Club Achtermai" so früh wie noch nie seine Pforten geöffnet und spätestens beim Anblick der Schlange vor dem Eingang wird klar, daß zum einjährigen Geburtstag des Clubs nicht nur die längste, sondern bei weitem auch die fetteste Party bevorsteht. <<


20:15 Uhr. Anruf im Hotel.

LSY.: Hey Chris, wird langsam Zeit...

C.L.: ...wie, wo bin ich... ich hab wohl geschlafen, hab geträumt meine Plattenkiste ist weg.

LSY.: Chris es tut mir leid wegen Deinen Platten...

C.L.: Ne, oder?!

LSY.: "...aber wenn Du Dich nicht beeilst sind sie noch vor Dir im Club, wo bereits jetzt zwischen 5 und 600 Leute ungeduldig auf Dich warten.

C.L.: . Hurra, meine Plattenkiste ist wieder da... Was schon so viele Leute, kannst mich in 1 Minute abholen...


>> 20:45 Wir betreten den Club. Inzwischen sind für diese Zeit unglaubliche 700 Leute am Start. Der Grund, ist der hierzulande zweifelsfrei beliebteste Techno DJ (nach "Big Sven").

Chris umarmt seine Plattenkiste. Ready for take off !!! Die nächsten 4 Stunden muss man miterlebt haben. Die Stimmung ist unbeschreiblich und steigt so beständig wie die Temperatur.

01:00 Uhr. Ca. 2.500 Partypeople rocken sämtliche Floors und die Schlange am Einlaß ist immer noch zeitweise 100m lang. Auf dem Technofloor ist die absolute Hölle los aber es nützt nix, Chris muß sich verabschieden. 200km weiter östlich, auf einem alten Militärgelände in Zittau, sitzt ein anderer Veranstalter bereits auf Kohlen. <<


LSY.: Du hast mal wieder alle Erwartungen übertroffen. Immer wenn man denkt, besser kann es nicht werden, schaffst Du es den Stimmungspegel noch ein Stück nach oben zu schrauben. Was macht für Dich einen guten DJ und den besonderen Reiz von Techno aus?

C.L.: Die Leute zahlen und haben ein Recht darauf mindestens den besten Abend, der möglich ist zu bekommen. Ein guter DJ gibt meiner Ansicht nach unter allen Umständen immer alles. Es ist zwar Scheiße, wenn man nicht viel geschlafen hat, oder eine Monitor Box geht mal nicht, aber damit haben die Partyleute doch nix am Hut und das ist auch Ihr gutes Recht. In Technomusik steckt soviel unglaubliche Energie, das habe ich bisher bei keiner anderen Musik so erlebt.

LSY.: Erst seit Mitte der 90iger beschäftigst Du Dich als DJ und Produzent ausschließlich mit Techno und House. Wo liegen Deine musikalischen Wurzeln und was waren die wichtigsten Stationen Deiner erstaunlichen Karriere?

C.L.: Alles fing an auf Schulpartys mit zwei Tapedecks und einem Kippschalter. Mit Hilfe der Plattensammlung meines Bruders habe ich dann hier und da von Soul über HipHop bis House alles mögliche gespielt was halt gerade gefragt war. Bei Downtowm Records in Giessen, wurde ich mit den ersten Harthouse und Eye Q. sachen konfrontiert. Habe dann in Gießen den Spinclub gemacht, denn ich aber nach 1,5 Jahren aufgrund finanzieller Schwierigkeiten dicht machen musste. Habe dann 95/96 bei "Harthouse" gearbeitet. Weitere Stationen: Resident Job im Omen (beim ersten mal auflegen musste ich den Laden noch suchen...) - SOAP Records - Audio - Audio 07 - Evosonic Radio - Cocoon - U60311 - CLRec......to be continued

LSY.: Inzwischen bist Du als global verbuchter DJ wirklich weit herumgekommen. Gibt es trotzdem Orte oder Clubs wo Du sagst, da muss ich unbedingt noch spielen. Was bedeutet Dir Deine Homebase Frankfurt und das U60? Könntest Du Dir auch vorstellen in einer anderen Stadt zu leben und zu arbeiten und wenn ja in welcher?

C.L.: Ich kann mir viel vorstellen! Ich bin da recht offen. Mit Frankfurt, dem Omen, U60311, Cocoon und so fühle ich mich aber sehr verbunden, das ist schon was besonderes....

Im Ausland gibt es noch Clubs, bzw. Veranstaltungen, wo ich gerne noch spielen möchte, aber ich hab ja Zeit.

LSY.: Ok, Du musst los! Wir sehen uns am 07.10 in der Distillery, welche im Oktober ihr 8jähriges Bestehen gebührend feiert. Vielen Dank, viel Spaß noch in Zittau und bis zum nächsten Mal...
C.L.: Ich freue mich schon tierisch! Ich schlafe auch vorher ganz viel...



>> Inzwischen hatte Sammy Dee aus Berlin das Zepter auf dem Technofloor übernommen und meisterte die nicht gerade leichte Aufgabe, dass Level seines Vorgängers zu halten mit Bravour. Fengari, Soapespierre, Lars Christian Müller, Electric Noise sowie die Liveacts: Vojages Organises und Citric Acid sorgten dafür, dass der Floor noch bis in die frühen Morgenstunden bebte. Auch auf den anderen 3 Floors wo von House über Big Beat, 2Step bis Progressive / Deep House für jeden Geschmack etwas dabei war herrschte absolute Ekstase. Kein Wunder den Steve Bug, Karotte, Tom Clark, Steve Travell, Yo u.a. wurden von weit über 3.000 Partypeoplen zu Höchstleistungen getrieben. Abschließend kann man sagen das mit dem diesjährigen "MOONBEACH Festival" der einjährige Geburtstag des Shootingstars unter den ostdeutschen Clubs gebührend gefeiert wurde. Wir sagen DANKE und sehen uns bei MOONBEACH III. <<

 

by LASSARY


[special thank to partysan mdl!]

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