[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild,
gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt,
gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne
nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb-
oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you
see is what you get! evtl. zu sehende verformungen
und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund
der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung
eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit
groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen
wir euch auch gerne die
original-größen.]
als
wenn wir es so abgesprochen hätten, trieben wir uns
dieses wochenende alle im "westen" rum. der eine eher im
norden und der andere (christian h.) eher im
süden. bitteschön...
"...
Die Leistung unseres Gehirns ist abhängig von dem,
was wir erleben. Das wusste schon Immanuel Kant, als er
in der Einleitung seines Hauptwerkes, der Kritik der
reinen Vernunft, als ersten Satz schrieb: "Das alle
unsere Erkenntnis mit der Erfahrung anfange, daran ist
gar kein Zweifel; denn wodurch sollte das
Erkenntnisvermögen sonst zur Ausübung erweckt
werden, geschähe es nicht durch Gegenstände,
die unsere Sinne rühren und teils von selbst
Vorstellungen bewirken, teils unsere
Verstandestätigkeit in Bewegung bringen, diese zu
vergleichen, sie zu verknüpfen oder zu trennen, und
so den rohen Stoff sinnlicher Eindrücke zu einer
Erkenntnis der Gegenstände verarbeiten, die
Erfahrung heißt."
Nach
jener wissenschaftlichen These macht somit der Aufbau der
Akkumulation - CREATE - LEARN - REALIZE - Sinn. Obgleich
der Wortschöpfer doch sicherlich mehr darauf bedacht
war, eine "cool"-klingende Wortreihung zu kreieren, als
dass einen Bedeutungsgehalt zwischen den Zeilen zum
Ausdruck zu bringen. Ich denke mal beides ist gelungen.
Wayne!?
CLR
= CREATE - LEARN - REALIZE
Im
vergangenen Jahr benannte Chris Liebing pünktlich
zum Jubiläum und Release der Compilation "10 Years
CLR" sein Label "Chris Liebing Records" in eben
"Create-Learn-Realize" um. Die Anfangsbuchstaben konnten
beibehalten werden, das "Branding" des Banners CLR bleibt
bewahrt, und seither lassen sich darunter 10 Jahre
Labelgeschichte zusammenfassen. Jahre der Entwicklung,
des Fortschrittes, der Erfahrungen, der Erkenntnisse.
Heutzutage ist jenes Imprint zu einer der angesagtesten
und bedeutensten Trademarks avanciert, wenn es sich um
funktionalen, modernen Techno "Made in Germany"
handelt.
- C
R E A T E -
Es
bedarf an dieser Stelle nicht die vollständige
Aufklärung und Darlegung des künstlerischen
Schaffens eines Chris Liebings (allen voran das Thema mit
diesem heutzutage immernoch "anschmeichelnden" Begriff
"Schranz"), allerdings ist eine Bestandsaufnahme im Hier
und Jetzt erwähnenswert.
Seine
Ende 2009 ins Leben gerufene Podcast-Reihe erfreut sich
enormer Beliebtheit unter den Techno-Heads und hat erst
vor kurzem sein 100.-Ausgabe-Jubiläum gefeiert.
Glückwunsch! Nicht zuletzt ist daran Liebing´s
enorme Aktionsbereitschaft und
Einfühlungsvermögen in der Web 2.0 - Landschaft
schuld. Auch das Featuren junger wie "alter"
Künstler erregt Aufmerksamkeit und trägt
letztendlich auch die Früchte frischer,
gewinnbringender Releases.
Allen
Voran das Album von Traversable Wormhole ist mit seinen
düsteren Ambient-Passagen, alles andere als leicht
verdaulich, und die dazugehörigen Remixe brachten im
letzten Jahr zusammen, was in den vergangenen Jahren
tatsächlich zusammengewachsen ist: Marcel Dettmann,
Peter Van Hoesen, Sleeparchive, Surgeon, Function,
Terence Fixmer, etc
Das
Projekt "Bauhaus" war im letzten Jahr auch in aller
Munde, eine Kollabo zwischen dem Labelboss und dem
24-jährigem Tommy Four Seven.
Letzterer beteiligte sich am Samstag auf einem
Familienausflug nach Stuttgart, zusammen mit seinen - im
übertragenene Sinne - Brüdern, DJ
Emerson und Brian
Sanhaji.
Der
Lehmann-Club, inmitten eines überdachten
Vergnügungs- und Einkaufsareals im Herzen Stuttgarts
gelegen, hieß die CLR-Family herzlich willkommen.
Es sollte in dieser Form einer der größten
CLR-Partys überhaupt in der Partygeschichte
Stuttgarts werden. Wir nahmen dieses Spektakel zum
Anlass, eine Reise nach Stuttgart zu starten.
Am
Reiseziel angekommen offenbarte uns ein Bild, welches
unweigerlich ein Vorgefühl über das
Ausmaß des Besucheransturms bot. Die Menschenmassen
waren immens, entsprechend lange musste man in bitterer
Kälte ausharren, bis ca. gegen halb 12 der Einlass
gewährt wurde. Am Ende befanden sich nach Angaben
von Security-Leuten ca. 1200-1500 Menschen im
Lehmann-Club, recht ordentlich.
- L
E A R N -
Nun,
da waren sie also alle schon versammelt, die mittlerwiele
eingefleischten Techno-Brüder. Chris Liebing lies
noch auf sich warten, sein Gig sollte - wie üblich -
den finalen Schlusspunkt gegen 05:00 Uhr setzen. Den
Anfang machte - wie zu erwarten - der sympathische DJ
Emerson. Im Laufe des Abends machte
dieser einen gelangweilten Eindruck, mag dies daran
liegen, dass er zum Warm-Up-DJ verdammt
wurde?
Nein,
das kann man gewiss ausschließen, denn ein
Warm-Up-Flair kam zu keiner Zeit in den "frühen"
Stunden auf: Die Menschenmassen füllten nach und
nach - jedoch recht zügig - den Dancefloor und die
Stimmung war schon recht angeheizt. Augenscheinlich
befanden sich die "richtigen" Feierleute in diesem
Gebäude, welche dem CLR-Sound würdig tragen
konnten. Somit durfte sich DJ Emerson auch an einem regen
Anstrum an Tanzenden erfreuen und sich in einem
stimmungsvollem Ambiente wiegen.
Freilich
herrschte zu jener Zeit noch kein Ausnahmezustand, dieser
sollte sich aber Schritt für Schritt seinen Weg in
die Gemäuer des Lehmann Clubs bahnen. Schritt
für Schritt - Act für Act. Nun war der, bereits
weiter oben erwähnte, Tommy Four
Seven an der Reihe. Besonders jener Knabe ist
ein geschätzer und wichtiger, wenn nicht der
wichtigste Schützling eines Chris
Liebing.
Eine
gemeinsame Kollaboration mit Liebing im Studio mag schon
was heißen. Das letzte größere Projekt
war die "Collaps"-Reihe im Zusammenspiel mit einem
weiteren, großen Heronen: Speedy J. Nun bewegen
sich der blutjunge Engländer und sein Meister Hr.
Liebing auf tiefgründigen Abwegen in der
Technik-Wuselei im Studio, um gemeinsame Sache mit ihrem
"Bauhaus"-Projekt zu machen. Und das ziemlich
erfolgreich.
So
erfolgsversprechend, dass Tommy Four Seven in Anlehnung
an das Bauhaus-Projekt - starke Einbeziehung von
Field-Recordings-Aufnahmen in den Produktionsprozess -
ein Album namens "Primate" dieser Tage herausbringt. Mit
dem Schulterblick und stellenweise Hilfestellung - das
Einarbeiten der Kickdrums in die wogenden Basswellen -
eines Chris Liebings darf man spannend ein Album
erwarten, was gänzlich ohne den sonst üblichen,
perkussiven Schnickschnack/herkömmliche
Schlaginstrumente wie Becken, Rasseln oder Zimbeln
auskommen wird.
Back
2 Party: Tommy Four Seven knüpfte harmonisch an den
Sound von Emerson an und steigerte nochmals die
Intensität. Eine sichere Bassline, alles im Fluss,
alles im Takt. Abfahrt! Der Lernprozess im Hause CLR
trägt augenscheinilch Früchte, denn auch seine
Erscheinung hinter den Reglern ist mindestens genauso
wohltuend anzuschauen, wie die Figur eines Hr. Liebings.
Kommen
wir zu einem meiner persönlichen Highlights dieses
Abends: Das Live-Set von Brian
Sanhaji! Gekonnt und souverän handwerkelt
er an seinen Reglern herum, und was dabei herauskommt,
ist wahrlich ein vorzüglicher Ohrenschmaus: Absolut,
i-wo logische Abfolge von Bassline-Schichten, akzentuiert
in ihrer Intensität, Geschwindigkeit und Taktgebung,
sensibler, durchdachte Zugabe prägnanter Samples und
Effekten. Alles nach dem Schema: Spannung aufbauen -
Spannung halten - Höhepunkt andeuten -
Höhepunkt-Entladung - Spannung herausnehmen
und so weiter. Ein rundum schlüssiges, treibendes
Set mit dem goldenen "Partysiegel". Made by Brian Sanhaji
Recordings, Geprüft durch geschätzt 1000 Leute
auf dem Dancefloor. Prüfung erfolgreich
bestanden!
- R
E A L I Z E -
Als
ob der Verlauf des Abends nicht schon glücksbringend
genug war, sollte noch was obendrauf gesetzt werden.
Abermals eine gehörige Portion Techno in seiner
reinsten, funktionalsten Form. Für solchen Sound ist
die installierte Sound-Anlage im Lehmann Club besonders
geeignet, setzt sie doch die Bassschläge
prägnant und druckvoll in den Raum. Also: Lob an das
Soundsystem.
Gab
es überhaupt etwas nicht so Gelungenes? Ja, meiner
Ansicht war dies die Ausführung der "optischen
Untermalung" des Ganzen, sprich: die Visuals. Diese
versprachen nicht das, was Im Preview-Text auf der
Homepage angekündigt wurde: Eine ausgefeilte,
augenscheinlich perfekt auf den CLR-Sound abgestimmte
Lichtinstallation. Die lichttechnische Inszenierung war
eindeutig zu schwach und schlichtweg zu wenig, um die
Erwartungen nach solch Worten befriedigen zu
können.
Aber,
auch hier wieder: Wayne?!? Lapidar ausgedrückt:
Sch*** drauf! Nicht gerade viele werden dieses Faktum mit
einem weinenden Auge begegnet sein. Und mal ganz
nebenbei: Der Club ist gar nicht darauf ausgelegt Raum
für ein großes Licht-Spektakel mit
Reizüberlutung zu bieten. Zu niedrig-geschossig,
langgestreckt und meiner Ansicht nach "ungünstig
organisiert". Und vor allem leistet der CLR-Sound
alleinig vollen Beitrag für die allseits ersehnte,
innerliche Erfüllung!
Chris
Liebing. Genug Zeilen geschrieben über diese
Galionsfigur. Zugegebernmaßen haben mich seine Sets
in letzter Zeit nicht mehr so stark wie "einst" mein
Tanzbein schwingen lassen, zu monoton das ganze.
Erfreulicherweise wurde ich dieses mal eines besseren
belehrt und durfte eine ziemlich disparate - im positiven
Sinne - Darbietung erleben.
Besonders
erfrischend so manch Weichenstellung in Richtung
vertrackter, dubbiger Gefilde, also weg vom straighten,
geradlinigen 4/4-Takt. Das schafft ungemein Abwechslung
und Überraschungsmomente. Da kann dann auch ein
Tommy Four Seven nicht mehr still sitzen und schafft es
nur mühselig, nicht voll und ganz den
Partylöwen in ihm ausbrechen zu lassen.
Und
was nehmen wir nun mit? Subjektiv betrachtet eine
impulsive, spaßige Partynacht mit daraus
resultierender innerlicher Befriedigung, objektiv
betrachtet die Erkenntnis, dass die Marke CLR weiterhin
als DIE Blaupause dient für "ehrlichen", modernen
Techno und eine - ohne Zweifel - Bereicherung für
die Technowelt in Deutschland und darüber hinaus
darstellt. Das belegen nicht zuletzt die unzähligen
Top-Rankings von Jahres-Polls in mehr oder weniger
repräsentativen Szene-Zeitschriften wie Groove,
Raveline, De:Bug usw
Create:
Techno
Learn:
strikes
Realize:
back!
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