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bob beaman - münchen

24.04.2011

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen wir euch auch gerne die original-größen.]
 

christian h. war on the road und hat am wegesrand seiner reise unter anderem auch hier station gemacht. zufällig auch in der aktuellen groove-ausgabe vorgestellt, jetzt also direkt auch bei uns im feature:

"... Der Carl und der Bob - eine haarsträubende Symbiose für eine traumatische Hörextase in einer Wellness-XXL-Oase. Für prägnante, augen- und ohrenscheinlich einleuchtende Erlebnisse bedarf es nicht der großen und vor allem - was mir doch eig. so lieb ist - VIELEN Worte, und drum setz ich mir heute mal als Credo: Less is more oder, frei nach dem Motto:

Kurze Rede, (großer und) langer Sinn!

Der Carl. Craig, gewiss doch. Craig? JA! -Craig! Also dieser Carl Craig. Gekommen aus dieser Post-Detroit-Ära, um die Techno-Welt - und hiermit mein ich auch wirklich WELT - eines Besseren zu belehren. Hm, man möchte nun meinen, er wolle die (Techno-)Weltherrschaft an sich reißen, so produktiv umtriebig zerrt er an ihr. Ihr merkt schon, ich bewege mich behutsam auf der Oberlfäche des Marianengrabens in Form der Craig-Biographie, wohlwissend: Wenn du jetzt abtauchst, kommst du aus dem Sprudel und Inferno an "Erzählbarem" nicht mehr raus.

Da gibt es doch so schlaue Suchmaschinen im Internet, die helfen weiter! Aber nein, ich möchte mir es hier nicht leicht tun (wobei das endlose Abtippen von Diskographien auch schlicht und einfach wäre…), ich möchte nur nicht zum x-ten mal die Fakten runterrattern, die man doch an jeder Ecke und TanteEmma-Laden (gut, das ist jetzt vlt. etwas zu übertrieben) nachlesen kann.

[anm.d.red.: z.b. im hausinternen google-vorläufer archive mit dem strg-f keyword "carl craig"...]

Aber ein Absatz sei diesem "Fall" - "speziellen" Fall - noch geschuldet: "20 Fucking Years Of Planet E: We Ain't Dead Yet" - so der verheißungsvolle Titel der jüngsten Compilation aus seinem "Hause". Aufwartend mit ganzen 25 Tracks bietet die Compi die Werkschau des "Planeten" schlechthin und lässt tief blicken und hören in die große Bandbreite und Stile avancierter, elektronischer Musik. Da dürfen 69, Innerzone Orchestra & Co. natürlich nicht fehlen. Aber hört selbst (nur so ein kleiner Tipp von mir…)!

Der Bob. Nein, die Rede ist nicht von diesem "Gefährdt" für den verschneiten Hang im Winter. Aber gut, ich würde da jetzt auch nicht ohne weiteres darauf kommen, was damit gemeint ist: Bob Beaman, ein amerikanischer Leichtathlet, stand mit seinem Namen Pate für den neusten Zugang in Münchens Clublandschaft. Der Bob Beaman Club in der Gabelsberger Straße in München, beheimatet im Gabelsberger Turm - erbaut von dem kürzlich verstorbenen, berühmten Architekten Freiherr von Branca - von 1980.

So, um es gleich mal vorweg zu nehmen: Meine Meinungsbildung wird nicht geschaffen von der Rubrik "Clubsteckbrief" der neuen, blumenbunten Groove-Zeitschrift, das Bild wird vielmehr bestätigt. Das Bild, welches sich mir bot, als ich diesen Schatz zum ersten mal "bestieg": Plane, allseitig und gleichfalls hochwertig, anmutende Holzvertäfelungen, Profaner, gut-tanzbarer Industrieestrich-Boden, ein extrem stimmungsvolles Ambiente durch eine abgehängte Lichtdecke, reduziert, modernes Erscheinungsbild, … ach, und was alles noch.

Lassen wir die Bilder für sich sprechen (das tun sie doch hoffentlich). Da Bilder leider keine Töne geben können, müssen folgende Zeilen getextet werden: Liebe Leute, der satte, kristalline Basschlag lässt augenblicklich auf eine hochwertig, verbaute Sound-anlage schließen. Und das ist sie dem Vernehmen des Groove-Artikels nach (man sollte ja vor allem in heutigen Zeiten nicht mehr "jedem" was glauben, aber bei der Groove möchte ich eine Ausnahme machen): Eine "Martin-Audio"-Anlage!

Und nun wird auch klar: An diesem Ort besteigt der Klang den Thron und der Rest ordnet sich brav und ebenbürtig unter. Es ist wirklich alles zu Gunsten der Klangqualität geplant, und für den Techno-Jünger sollte sich dieser Ort als neue Techno-Kathedrale offenbaren, die sich einen Vergleich mit namhaften Clubs wie bspw. einem Robert Johnson nicht fürchten braucht. Techno-Deutschland ist gewiss um ein "Club-Bernsteinzimmer" reicher, und fortan sollte dieser der Szene viele Früchte bringen, denn wie sollte es anders sein:

Ein Raum, welcher kompromisslos von innen nach aussen geplant wurde. Ein Raum, wo keine Wand parallel zur anderen steht (wir verstehen das doch sehr gutgläubig…). Eine Raum-in-Raum-Konstruktion, welche zu 90 Prozent aus Holz besteht und die Wände mit 8000 Löchern perforiert sind. Ein in Beton-gegossenes DJ-Booth, um verschwindend-geringste Vibrationen und Störungen zu vermeiden, besonders beim Vinyl-Aktivisten. Und das alles einem Ultra-Klang geschuldet. Ein Hoch auf den Architekten und Raumakustiker!

Der Carl und der Bob. Ein Aufeinandertreffen. 2 Größen in den höchsten Qualitätsstufen. Die Explosion. Wumm, Wumm, Wumm, Wumm, Wumm… Da breitet sich der mächtige, opulente Klangraum aus, der zum bersten gefüllte Club wiegt sich darin und das Individuum von Gast schwebt gedanklich seine Bahnen auf seinen endlosen Bahnen und Auswüchsen. Nein, ich habe mich nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt mit meiner eingangs, erwähnten Floskel: "Wellness-XXL-Oase"!

Ich könnte gut seitenweise diesen Webspace hier füllen, aber im Grunde genommen sagt es doch nur eine Message aus: Ihr könnt diesen Text getrost als Message und Aufforderung meinerseits verstehen, diesem Ort die Ehre zu erweisen. Nichts anderes möchte ich euch hier mit auf den Weg geben. Aber wenn ihr schon angekommen seid, bitte kniet nieder und küsst den Boden als Zeichen der Verehrung und Lobheißung. Jetzt reichts aber mal wieder mit meinen nahezu phrasenhaft-verkommenen Äußerungen, Zeit für ein paar Fakten zum Abschluss.

(Ich schaue gerade auf meine Uhr und stelle Unangenehmens fest…). Psycatron, ein DJ Duo wütend auf dem Planeten E, machten bis 03:00 Uhr den Einstieg der Compilation-Birthday-Party im Bob Beaman Club. Fordernder, beatlastiger Sound und zugleich unterzogen mit wollig warmen Synthieflächen zog seine Bahnen und verdichtete zusehends die Tantfläche mit strahlenden Gesichtern. Es war keine Schwierigkeit die Bude vollzubekommen, der Sound ließ keine Wünsche offen und bereitete in ehrenfafter und kollegialer "Planet E" - Manier die Bühne vor. 03:00 Uhr. Der Rest ist Geschichte.

Zum Abschluss meine persönliche Botschaft: Macht euch schleunigst auf in diesen Club, befuttert die Suchmaschinen mit euren - doch hoffentllich vielen Fragen (ich wollte euch in diesem Bericht doch nicht alles vorweg nehmen..) und recherchiert. Ach, und ich wollte mich doch eig. kurz halten?! Die glorreiche Erkenntnis (abermals): Techno-Musik ist neutrale Musik mit viel Interpretationspielraum, wie soll man sich da kurz halten können, wenn man sich doch so stark darin verlieren kann. Noch dazu, wenn sie so gut ist wie an jenem Abend an jenem Ort.

Cheers.

..."

2011 by bullytm, pics & text by christian h.] - powered by STORM Urban Water H2O + ENERGY !





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