[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild,
gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt,
gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne
nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb-
oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you
see is what you get! evtl. zu sehende verformungen
und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund
der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung
eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit
groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen
wir euch auch gerne die
original-größen.]
nicht
ganz zum tag der einheit geschafft, aber doch immerhin
noch in derselben woche, können wir am eigenen leib
einmal kurz demonstrieren, was (unter anderem) gelebte
wiedervereinigung ist.
so
wärmen wir das thema "20 jahre mauerfall" noch
einmal kurz auf, nachdem die sau (aka wiedervereinigung)
bei der tagesschau, in der bild-zeitung und bei rtl2
bereits durchs dorf getrieben wurde.
was hat
uns (jungen) menschen die wiedervereinigung gebracht und
was hat das hier auf szenemag zu suchen?
nun,
alleine diese internetseite hier beantwortet die frage
eigentlich schon. ohne mauerfall, gäbs definitiv
auch kein szenemag. überhaupt, ohne mauerfall (wage
ich zu behaupten) gäbe es keine elektronische musik
in ihrer heutigen, omnipräsenten und ernst zu
nehmenden form. sie wäre wohl weiterhin geprägt
vom einfluss britischer djs (nicht das deren einfluss
grundsätzlich falsch wäre, aber dennoch...) und
anstatt in berlin, hätte sich diese elektronische
energie aus acid, detroit techno, chicago house,
kraftwerk & co, anderenorts entladen
müssen.
zugegeben,
es wäre schon interessant gewesen, ob sich diese
entladung tatsächlich dennoch eingestellt hätte
und vor allen dingen wo. doch 20 jahre später stellt
sich diese frage nicht mehr, berlin hieß und
heißt der ort entladung, nach wie vor!
denn
mit dem mauerfall verbreiteten sich diese elektronischen
musik-stile so dermaßen pilzartig über berlin,
ganz deutschland und von dort ausgehend
europa.
dass
berlin der brennpunkt werden würde, verwunderte
nicht, schließlich war berlin nach der wende
erstmal die hauptstadt der brachliegenden industrie-
sowie wohnruinen (ein makel, der sich - aus sicht der
clubbetreiber leider - so langsam behebt). somit boomte
das ganze erstmal richtig schön, nur leider in eine
sackgasse in form von loveparades, camel air-raves,
buffalo-20cm-absätzen usw. nach dem breakdown (so
bis ca. zur jahrtausend-wende) jedoch, gings noch einmal
mit anlauf in eine stilsicherere und nachhaltigere
richtung.
wohin
das führte, kann man z.b. einer pressemeldung von
dieser woche ablesen, wonach auf berliner clubs wg.
angeblicher schließung eines steuerschlupflochs
millionen euro nachzahlung zukommen. man würde
anstatt 7 % umsatzsteuer, gerne 19 % mehrwertsteuer
veranschlagen.
also
mal kurz rechnen, 19 minus 7 = 12 %. 12 % gleich mehrere
millionen... hmm, d.h. die anderen 81% sind noch mehr
millionen, als die nachzahlung wären. und wenn man
dann noch bedenkt, dass man in deutschland (für mein
laienhaftes verständnis) steuern auf den gewinn
zahlt, sprich, die ganzen absetzbaren betriebsausgaben
schon von den vielen millionen weg sind, tja... dann
kommt eine summe zusammen, die vielleicht sogar
griechenlands nächste eu-tranche an rettungsgeld
füllen könnte.
[anm.d.red.:
wir regen an, griechenlands inseln kurzfristig zu einer
ibiza-ähnlichen party-struktur zu verhelfen, um
damit der lahmenden konjunktur einen kräftigen schub
und uns ein ehrlicheres, weil nicht so horrend teures
ibiza zu verschaffen!]
aber
wie auch immer, zweifelsohne ist berlin nach wie vor der
kreativpol und vieles (nicht alles), was dort entsteht,
strahlt aus in die welt. war es früher en vogue
"tresor berlin" in klammern hinter seinem dj-namen zu
setzen, hat diese bedeutung heutzutage die bar25 (und
dessen nachfolger katerholzig),
das berghain und die darin befindliche, aber gefühlt
autarke panorama bar.
ganz
allgemein kann man sagen (ich hoffe, ihr könnt das
mit euren eigenen besuchen bestätigen), dass das
berghain eher für den technosound berlins und die
panorama bar für den housesound steht. zumindest
habe ich persönlich das so erlebt (siehe die
beschreibung im review
2008
mit cassy). zu empfehlen ist ein besuch dort
eigentlich immer, gerade und insbesondere sonntag mittag
(spielt auch keine rolle, ob ihr ausgeschlafen oder
durchgenächtigt dort auftaucht - kein
scherz).
margaret
dygas
ist eine der dort regelmäßig spielenden djs,
neben dinky, eben o.g. cassy, nd_baumecker, steffi, tama
sumo... alle mittlerweile wohl bekannt und gut gebucht in
ganz deutschland/europa.
speziell
margaret dygas, die heute abend hier im forum auflegt,
paßt ganz gut zu unserem einleitungsthema mit der
wiedervereinigung, ist sie doch in den letzten jahren
durch die ganze welt getourt. usa, großbritannien,
deutschland (gleich 2x)... um letzten endes seit 2007 in
berlin ihr quartier aufzuschlagen.
das
lüftet auch ein kleines, persönliches geheimnis
meinerseits, da ich schon seit 2009 darüber
rätsele, wer denn nun diese frau hier auf dem bild
neben dj zip ist:
(siehe review
aus dem club der visioniäre 2009)
denn
margaret ist nicht nur in der panorama bar eine gern
gesehene musikerin, sondern auch bei perlon records (dem
label von zip) mehrfach in erscheinung getreten.
housemusic
in all ihrer fassung ist ihr thema und das
feinfühlige händchen für die verschiedenen
arten davon, stellte sie euch heute abend faszinierend
unter beweis. ein schöner kontrapunkt zum doch eher
schrofferen techno-set, welches ihr kollege (eine
etage/stahltreppe tiefer unter der panorama-bar, also im
berghain) ben klock letztes mal im januar hier in
bielefeld (siehe review)
bot.
neben
ihrem perfekten sound, sorgten die vielen
berlin´esken besucher dafür, dass man sich
stellenweise wirklich in der panorama-bar wähnte.
teilweise störte es aber auch ein wenig, zwischen so
vielen von sich selbst überzeugten, vom wohlstand
der eltern geprägten strick-pullover-trägern zu
verweilen.
insgesamt
jedoch, einmal mehr, eine gelungene veranstaltung, die
beweist, dass man nicht nur mit ausgeprägtem
techno-, sondern auch housesound unter dem vorzeichen
berlin, hier in bielefeld punkten kann.
andere
vorzeichen, tom chiron, seines zeichens
hannoveraner und (so besagt es der flyer) alter
mitstreiter und vertreter der electronic
lounge.
er
spielte im vorfeld zu margaret und bot ein (das ist jetzt
keine kritik) überraschend gutes set.
überraschend deswegen, weil er als "alter
hase" im geschäft, gute alte platten rausholte,
die so vom stil her heute keiner mehr drauf hat.
lupenreiner electrosound, verwoben mit einem techno
alter, aber auch neuer schule. zusammen gewoben in einem
nicht minder mitreißendem strom, wie von der
nachfolgerin margaret.
alles
in allem, ihr merkt schon, eine gute
veranstaltung.
und mit
einem letzten ausflug zum thema wiedervereinigung,
schließen wir das review, denn beim letzten
elektronischen date hier im forum, war daniel stefanik
am start, seines zeichens vertreter des freude am
tanzen labels aus jena und (so glaube ich)
gebürtiger leipziger, also tiefster osten
:)
übrigens,
nur schon einmal als ankündigung, damit ihr euch
nicht wundert, wenn bald schon wieder ein forum-review
erscheint, am 31.10. folgt portable hier in
bielefeld! also schonmal vormerken.
... und
als im westen arbeitender ossi, stehen die chancen nicht
mal so schlecht, da schon wieder dabei zu sein, denn hier
ist am 1.11. feiertag!
p.s.:
... und versprochen - ich frage mal meinen dad, ob er
noch so nen strick-pullover von früher hat...
;)