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electronic lounge

forum - bielefeld

08.10.2011

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen wir euch auch gerne die original-größen.]
 

nicht ganz zum tag der einheit geschafft, aber doch immerhin noch in derselben woche, können wir am eigenen leib einmal kurz demonstrieren, was (unter anderem) gelebte wiedervereinigung ist.

so wärmen wir das thema "20 jahre mauerfall" noch einmal kurz auf, nachdem die sau (aka wiedervereinigung) bei der tagesschau, in der bild-zeitung und bei rtl2 bereits durchs dorf getrieben wurde.

was hat uns (jungen) menschen die wiedervereinigung gebracht und was hat das hier auf szenemag zu suchen?

nun, alleine diese internetseite hier beantwortet die frage eigentlich schon. ohne mauerfall, gäbs definitiv auch kein szenemag. überhaupt, ohne mauerfall (wage ich zu behaupten) gäbe es keine elektronische musik in ihrer heutigen, omnipräsenten und ernst zu nehmenden form. sie wäre wohl weiterhin geprägt vom einfluss britischer djs (nicht das deren einfluss grundsätzlich falsch wäre, aber dennoch...) und anstatt in berlin, hätte sich diese elektronische energie aus acid, detroit techno, chicago house, kraftwerk & co, anderenorts entladen müssen.

zugegeben, es wäre schon interessant gewesen, ob sich diese entladung tatsächlich dennoch eingestellt hätte und vor allen dingen wo. doch 20 jahre später stellt sich diese frage nicht mehr, berlin hieß und heißt der ort entladung, nach wie vor!

denn mit dem mauerfall verbreiteten sich diese elektronischen musik-stile so dermaßen pilzartig über berlin, ganz deutschland und von dort ausgehend europa.

dass berlin der brennpunkt werden würde, verwunderte nicht, schließlich war berlin nach der wende erstmal die hauptstadt der brachliegenden industrie- sowie wohnruinen (ein makel, der sich - aus sicht der clubbetreiber leider - so langsam behebt). somit boomte das ganze erstmal richtig schön, nur leider in eine sackgasse in form von loveparades, camel air-raves, buffalo-20cm-absätzen usw. nach dem breakdown (so bis ca. zur jahrtausend-wende) jedoch, gings noch einmal mit anlauf in eine stilsicherere und nachhaltigere richtung.

wohin das führte, kann man z.b. einer pressemeldung von dieser woche ablesen, wonach auf berliner clubs wg. angeblicher schließung eines steuerschlupflochs millionen euro nachzahlung zukommen. man würde anstatt 7 % umsatzsteuer, gerne 19 % mehrwertsteuer veranschlagen.

also mal kurz rechnen, 19 minus 7 = 12 %. 12 % gleich mehrere millionen... hmm, d.h. die anderen 81% sind noch mehr millionen, als die nachzahlung wären. und wenn man dann noch bedenkt, dass man in deutschland (für mein laienhaftes verständnis) steuern auf den gewinn zahlt, sprich, die ganzen absetzbaren betriebsausgaben schon von den vielen millionen weg sind, tja... dann kommt eine summe zusammen, die vielleicht sogar griechenlands nächste eu-tranche an rettungsgeld füllen könnte.

[anm.d.red.: wir regen an, griechenlands inseln kurzfristig zu einer ibiza-ähnlichen party-struktur zu verhelfen, um damit der lahmenden konjunktur einen kräftigen schub und uns ein ehrlicheres, weil nicht so horrend teures ibiza zu verschaffen!]

 

aber wie auch immer, zweifelsohne ist berlin nach wie vor der kreativpol und vieles (nicht alles), was dort entsteht, strahlt aus in die welt. war es früher en vogue "tresor berlin" in klammern hinter seinem dj-namen zu setzen, hat diese bedeutung heutzutage die bar25 (und dessen nachfolger katerholzig), das berghain und die darin befindliche, aber gefühlt autarke panorama bar.

ganz allgemein kann man sagen (ich hoffe, ihr könnt das mit euren eigenen besuchen bestätigen), dass das berghain eher für den technosound berlins und die panorama bar für den housesound steht. zumindest habe ich persönlich das so erlebt (siehe die beschreibung im review 2008 mit cassy). zu empfehlen ist ein besuch dort eigentlich immer, gerade und insbesondere sonntag mittag (spielt auch keine rolle, ob ihr ausgeschlafen oder durchgenächtigt dort auftaucht - kein scherz).

margaret dygas ist eine der dort regelmäßig spielenden djs, neben dinky, eben o.g. cassy, nd_baumecker, steffi, tama sumo... alle mittlerweile wohl bekannt und gut gebucht in ganz deutschland/europa.

speziell margaret dygas, die heute abend hier im forum auflegt, paßt ganz gut zu unserem einleitungsthema mit der wiedervereinigung, ist sie doch in den letzten jahren durch die ganze welt getourt. usa, großbritannien, deutschland (gleich 2x)... um letzten endes seit 2007 in berlin ihr quartier aufzuschlagen.

das lüftet auch ein kleines, persönliches geheimnis meinerseits, da ich schon seit 2009 darüber rätsele, wer denn nun diese frau hier auf dem bild neben dj zip ist:


(siehe
review aus dem club der visioniäre 2009)

denn margaret ist nicht nur in der panorama bar eine gern gesehene musikerin, sondern auch bei perlon records (dem label von zip) mehrfach in erscheinung getreten.

housemusic in all ihrer fassung ist ihr thema und das feinfühlige händchen für die verschiedenen arten davon, stellte sie euch heute abend faszinierend unter beweis. ein schöner kontrapunkt zum doch eher schrofferen techno-set, welches ihr kollege (eine etage/stahltreppe tiefer unter der panorama-bar, also im berghain) ben klock letztes mal im januar hier in bielefeld (siehe review) bot.

neben ihrem perfekten sound, sorgten die vielen berlin´esken besucher dafür, dass man sich stellenweise wirklich in der panorama-bar wähnte. teilweise störte es aber auch ein wenig, zwischen so vielen von sich selbst überzeugten, vom wohlstand der eltern geprägten strick-pullover-trägern zu verweilen.

insgesamt jedoch, einmal mehr, eine gelungene veranstaltung, die beweist, dass man nicht nur mit ausgeprägtem techno-, sondern auch housesound unter dem vorzeichen berlin, hier in bielefeld punkten kann.

andere vorzeichen, tom chiron, seines zeichens hannoveraner und (so besagt es der flyer) alter mitstreiter und vertreter der electronic lounge.

er spielte im vorfeld zu margaret und bot ein (das ist jetzt keine kritik) überraschend gutes set. überraschend deswegen, weil er als "alter hase" im geschäft, gute alte platten rausholte, die so vom stil her heute keiner mehr drauf hat. lupenreiner electrosound, verwoben mit einem techno alter, aber auch neuer schule. zusammen gewoben in einem nicht minder mitreißendem strom, wie von der nachfolgerin margaret.

alles in allem, ihr merkt schon, eine gute veranstaltung.

und mit einem letzten ausflug zum thema wiedervereinigung, schließen wir das review, denn beim letzten elektronischen date hier im forum, war daniel stefanik am start, seines zeichens vertreter des freude am tanzen labels aus jena und (so glaube ich) gebürtiger leipziger, also tiefster osten :)

übrigens, nur schon einmal als ankündigung, damit ihr euch nicht wundert, wenn bald schon wieder ein forum-review erscheint, am 31.10. folgt portable hier in bielefeld! also schonmal vormerken.

... und als im westen arbeitender ossi, stehen die chancen nicht mal so schlecht, da schon wieder dabei zu sein, denn hier ist am 1.11. feiertag!

p.s.: ... und versprochen - ich frage mal meinen dad, ob er noch so nen strick-pullover von früher hat... ;)

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