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amsterdam dance event

trouw - amsterdam

19.-23.10.2011

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen wir euch auch gerne die original-größen.]
 

"...

So fulminant stark unsere erste Nacht im Melkweg war, so fulminant deprimierend sollten die beiden darauf folgenden Abende werden: Sowohl am Donnerstag als auch am Freitag bekamen wir keinen Zutritt. Lag es am Freitag bei den Modeselektoren einschl. Apparat (Band, welcher wir demnächst auch in Leipzig im Centraltheater einen Besuch abstatten und davon berichten werden) an der Tatsache, dass ausschließlich mit VVK-Karten Zulass bestand (da helfen auch keine "Verhandlungen" 2h vor Einlass an der Tür mit Sascha Ring, der uns - sicherlich mit ein wenig Mitleid regend - zu verstehen gab, das selbst er in trouble ist, all seine Berliner Freunde auf die bescheidene GL zu setzen…), so hätten wir uns am Donnerstag bei der enorm begehrten Innervisions-Nacht im Trouw selbst an die Nase fassen können: In dem Wissen, dass den ersten 300 zahlenden Gäste auch ohne VVK-Ticket Einlass gewährt wird, versuchten wir unser Glück durch rechtzeitiges Erscheinen an den Toren. Unglücklicherweise wurde aus dem "Rechtzeitig" ein "Verspätetes" und so fanden wir um 21:00 Uhr - 1h vor Einlass - eine beträchtlich, angewachsene Menschenschlange auf dem Platz stehen.

Da half auch ein stetiges Abzählen der "Mitstreiter" vor einem nicht mehr, letztendlich mussten wir draussen bleiben, bestürzt den an der Schlange vorbeigehenden Henrik Schwarz samt Kofferträger hinterherwinkend… *schnief* Der Club Trouw war eine der wenigen Institutionen der Stadt, welche für Kartenlose mit einem begrenzten Ticket-Kontingent an der Abendkasse hoffen ließen. Und das Trouw wäre nicht das Trouw, wenn er nicht noch weitere hochkarätige Nächte in petto hätte.

Und so ergriffen wir Samstags nochmals unsere Chance, ambitioniert und ehrgeizig wie eh und je, einfach mal in einen verdammten Club zu kommen (wohlgemerkt: Das Trouw ist nicht i-ein Club…)! Und siehe da, unser dreistündiges (!) Warten vor den Gemäuern des Clubs hat sich ausbezahlt. Zum einen, unser schlichtes Ziel "in einem Club kommen" erreicht zu haben, zum anderen, abermals ein Line-Up aufgetischt zu bekommmen, welches sich gehörig gewaschen hat.

Da hätten wir einen Matt Tolfrey, tätig auf Labels wie Crosstown Rebels und Leftroom, der die Nacht schwungvoll einleitete. Und schließlich ein Robag Whrume, und - ohne im Vorfeld viel Worte zu verlieren - ein Agoria! BIG… ! Die Nacht war deklariert mit dem Banner: "RESIDENT ADVISOR AND TROUW PRESENT: RA X - The grand final of a series of ten parties in ten cities around the world, each with a secret headliner". Sprich: Das LineUp wurde lange geheim gehalten und erst relativ kurz vor der Veranstaltung publik gemacht. Womöglich ein Grund für weniger Andrang der Clubgänger in dieser Nacht verglichen mit der Innervisions-Night am Donnerstag.

Doch der langgestreckte, hohe Riegel, sauber zäsiert in Restaurant-Area und Clubbereich, wurde alsbald von Scharen von Clubgängern heimgesucht. Und so war dann auch der Laden pünktlich zu Beginn des Sets von dem Franzosen mit den Kulleraugen rappelvoll. Der Hauptraum ist in seiner "Topografie" durch Treppierungen und Podesten differenziert ausstaffiert, so bot sich ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild der tanzenden Menschen. Auch schön: Hinter der DJ-Area besteht auch Aufenthaltsbereich, somit befand sich die DJ-Kanzel förmlich in Mitte der Tanzfläche, und die Leute tanzten rundherum. Der DJ im Mittelpunkt des Geschehens, wie es sich gehört.

Das Set von Agoria muss an dieser Stelle nicht weiter Erwähnung finden. Es deckte den Querschnitt aus seinen bereits erschienenen, von allen Seiten gefeierten Mixes/Compilations für die Balance- und Fabric-Reihe, und nicht zuletzt von seinem Album "Impermanence" ab. Also große Gesten, ausschweifende Flächen, epische Dramaturgien. GROß einfach. So beschallten diese Klänge die großen Räume des Trouw, und nach 2h gabs das Change over zu den nächsten Protagonisten jener geheimnisvollen Nacht.

Doch schreiten wir nun die Stufen downstairs in den Eingangsbereich, von wo aus es direkt in den Floor 2 - den Charakter eines gewöhnlichen Kellerraumes innehaltend - geht. Dort wurde schon die volle Breite an Freude am Tanzen - Sound auf das Publikum losgelassen, und ein Hr. Whrume wippend im Takt an seinen Reglern. Was für ein smarter Typ, und man möchte meinen, die Trennung zu Monkey Maffia müsste ihn nur gut getan haben. War der Sound der Wighnomy´s schon ungemein gut, so ist er nun von Whrume als eine Art "2 and a half man" mindestens so beständig.

Ein emotional aufgeladenes Set, wie man es von ihm kennt, hauchte auch den kleinsten Betonrissen in den Stützen und Wänden eine Priese Melancholie ein, und nicht zuletzt den sich glücklich schätzendem Publikum. Die marode, karge Industrieromantik des Trouw fusioniert mit jenen Tönen, die bereits das ein oder andere Festival im diesjährigen Sommer die besonderen Glücksmomente schenkten. Ein Hoch auf Robag Whrume, und sicherlich wird sich das auch Agoria, welcher beständig ein paar Schritte hiner Robag tanzte, des öfteren gedacht haben.

So viel geballte Ladung ausserordentlicher (Musik-)Kunst, so viel zwischenmenschliche Sympathien seitens DJ´s und Tänzer; zusammen der Synergie-Effekt und letztendlich Moment, der uns am meisten in Erinnung bleibt. Unser persönlicher Abschluss des Amsterdam Dance Events, mit unseren liebsten DJ´s, unserem neuen Lieblingsclub (entstanden übrigens aus dem berühmten "Club 11", selbe Clubbesitzer), und eine weitere Streckung unserer musikalischen Horizonte. ADE 2012, wann ist VVK-Start? In diesem Sinn.

..."

2011 by bullytm, pics/text by christian h.] - powered by STORM Urban Water H2O + ENERGY !





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