dass
wir bei szenemag eine gewisse affinität für
legenden sowie lichtgestalten elektronischer tanzmusik
haben, ist euch sicher schon aufgefallen. das kommt
daher, dass wir nur zu gerne hinterfragen, wo kam diese
musik her, was sind ihre ursprünge, was war
grundlegend und wegbereitend für sie.
diese
vorliebe teilen wir mit dem ein oder anderen
veranstalter/booker, der einen ebenso großen reiz
verspürt, musiker aus dieser gattung unbedingt
einmal in seinen laden buchen zu müssen. gegen alle
regeln und jede vernunft, sowas tut man einfach für
die sache!
so ging
es heute abend der registratur in münchen,
welche passenderweise am heutigen freitag den zweiten
teil ihres 3-jährigen burtstages begeht. unser
erster und letzter besuch liegt ungefähr ein jahr
zurück, seinerzeit mit kevin saunderson
(*click*)
, welcher die o.g. kriterien zweifelsohne ebenfalls
erfüllte.
ebenfalls
aus detroit, im gegensatz zu saunderson & co jedoch
mit leib und seele der housemusic verpflichtet (auf die
nahezu unmögliche trennung der beiden genres haben
wir an anderer stelle bereits hingewiesen), kamen wir
heute um kenny dixon jr aka moodyman zu
sehen bzw. vorrangig zu hören.
denn
das mit dem sehen gestaltete sich ohnehin schwierig.
strikte auflage von mr. dixon war die verhüllung
seines arbeitsplatzes. zu späterer stunde - kurz vor
ende seines sets - lüftete er das geheimnis zwar
für ein paar augenblicke, aber natürlich wollen
wir dieses vertrauen, dass moodyman in die veranstaltung,
den club und die leute setzt, nicht durch grelles
blitzlich mit füßen treten. ein gewisses
understatement muss schließlich auch hier gewahrt
werden.
mr.
dixon´s ansatz - wir kennen das ja von vielen,
gerade aus detroit stammenden schwarzen künstlern -
ist dabei der, vordergründig die musik sprechen zu
lassen. ihr kein gesicht in form seines eigenen
aufzuzwingen, sondern sie ganz wertungsfrei zu
präsentieren. dies tat er z.b. einen tag vorher im
watergate/berlin in ähnlicher art (*click*),
konsequenterweise in ähnlicher form, was mein
fotografen-herz natürlich nur fair findet :)
!
konsequent
ist auch das stichwort für die musikalische leistung
von moodyman. sein dj-set zeichnete einen umfassenden
querschnitt der styles, die für ihn prägend
sind. ein breites spektrum in dem wir alte bekannte wie
303-acid-tracks wiederfanden, aber auch zeitlosere genres
wie jazz, soul und sehr viel funk hörten.
damit
keiner dabei den faden verlor, machte er diese sehr
vielseitige auswahl immer wieder an für jeden
nachvollziehbaren koordinaten fest. so spielte er auch
gute, alte (und daher) deepe housetracks, wie man sie mit
der warehouse-kultur der alten tage vereinbaren
würde sowie hier und da auch tracks, die wir
europäer gemeinhin als techno bezeichnen
würden.
die
konsequenz, zu spielen was er für richtig hält,
ohne dabei jede kritische reaktion des publikums hastig
mit einem stil-wechsel zu quittieren, das macht diesen
mann aus. das gilt sowohl für seine dj-künste,
als auch für seine produktionen als moodyman (black
mahogani I & II, silence in the secret garden u.a.)
oder auch in kollaboration mit anderen - ähnlich
konsequenten - akteuren in diesem bereich (z.b. theo
parrish).
trotz
optischer barriere kommunizierte moodyman mit dem
publikum. hiphop/gangster-like per microphone. das zeigt
auch ein bißchen den ursprung von künstlern
wie ihm, aufgewachsen in irgendeiner hood in einem land,
in dem jeder 8. schwarze im knast sitzt und die
perspektiven allesamt eher begrenzt sind. das kann man
nicht einfach wegdividieren und trennen, so wie wir das
in europa kennen - hiphop/elektronik oder house/techno -
, sondern ergibt allsamt eine große lebendige und
äußerst flexible mischung, die in alle
erdenklichen richtungen offen ist.
so
gesehen bekamen wir heute abend einen runden einblick,
was kenny dixon jr. musikalisch beeinflusst hat und zu
den produktionen führte, die man von ihm kennt. im
wahrsten sinne des wortes soulmusic.