[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild,
gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt,
gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne
nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb-
oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you
see is what you get! evtl. zu sehende verformungen
und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund
der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung
eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit
groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen
wir euch auch gerne die
original-größen.]
einen
weiteres, weil anderes bild der veranstaltung, erhaltet
ihr bei den kollegen von schlaflosenaechte
- groovy democracy!
aus dem
nichts herausgestampft, war die erste party der
7places
reihe in erfurt nord am 27.12.2008 (siehe
review)
ein erdrutsch-erfolg. um die 4.500 leute tummelten sich
in einem 7 dancefloor starken möbellager. auch wenn
das die location logistisch an die grenze führte,
zeigte es doch, dass die veranstalter einen nerv
getroffen haben.
klar
ist, dass das konzept, mit dem man die 7places betreibt,
überhaupt nichts mit "klein&fein" zu tun hat.
auch der typische 7places-besucher war/ist eher etwas
jünger (gut, dass ist eher segen als fluch...) und
musikalisch - nun, sagen wir - eher offen eingestellt,
wenngleich dennoch elektronisch interessiert. denn das
muss man auch klar sagen, die 7 floors werden allesamt
mit elektronischer musik beschallt, auch
heute.
die
deko ist erneut von den renommierten stellmacher +
jensen, welche vor knapp 10 jahren clubs wie das
stammheim in kassel geprägt haben und auch z.b. bei
früheren sonnemondsterne´s bereits ihre
hände im spiel hatten. diesem stil hat man jedoch in
der zwischenzeit keine augenmerklich auffällige
wendung gegeben, heißt, die selben figuren und
leinwände könnten auch - back in time - so im
stammheim hängen. auch der effekt mit den
schwarzlichtern ist m.e. nach eher oldschool.
andererseits passen z.b. die heuschrecken-motive zur
aktuellen finanzkrise...
musikalisch
bot man auch heute nacht eine wieder beeindruckende
anzahl von djs. viele nachwuchs-talente sowie einige, die
gerade auf dem sprung vom regionalen, zum
einigermaßen bekannten dj/liveact sind. zu recht,
denn es gibt da durchaus ein paar interessante namen, die
positiv überraschten.
um sie
herum hat man des weiteren (dieses mal noch mehr als beim
letzten mal - was sicher auch dem großen
finanziellen erfolg der letzten party geschuldet ist)
einige headliner gebucht, z.b. marc houle von
m_nus, lars christian müller, torsten
kanzler, breakfastklub, brothers
incognito, empro, le tompé,
sugar d., cativo, sven wittekind,
playing around the pot... und und
und...
dennoch
wirft dieses riesenaufgebot doch die frage auf, ob denn
soviel elektronische musik auf 7 floors nicht
zwangsläufig zu viel des guten ist oder anders
gesagt, ob da nicht zu viel zu gleich klingt? nja, so ein
bißchen schon. deutlich profiliert haben sich da
erstmal die ohrscheinlichen exoten vom drum´n bass
floor drummy ingredients sowie der
hard-tech floor.
alle
anderen bewegten sich im weitesten bis engeren sinne im
house/techno bereich, von minimal bis maximal und
zurück.
als
veranstalter wär ich (die folgenden
zeilen/absätze schreiben wir mal besser in der
ich-form) mit dem review-text bis hierher erstmal mehr
als unzufrieden. schließlich wirft er ein eher
dunkles licht auf die veranstaltung und man kann nicht
wirklich rauslesen, dass da jemand spass bei der sache
gehabt hat.
auch
wird nicht gewürdigt, dass der veranstalter im
vergleich zum letzten mal, vieles besser gemacht hat (die
ganze logistik mit kassen, parkplätzen, fluchtwegen,
toiletten, luft...).
von den
(sicher engagierten) leistungen der einzelnen
künstler mal ganz zu schweigen...
daher
muss ich das natürlich relativieren. also ganz
persönlich, ja, der spass hielt sich für mich
in grenzen. dennoch waren gut und gerne 2.500 bis 3.000
leute vor ort und es ist davon auszugehen, dass diese
nicht solange geblieben wären, wenn sie sich nicht
irgendwie amüsiert hätten.
von
daher bleibt festhalten, dass der erfolg dem ganzen recht
gibt.
außerdem
würde ich als veranstalter den text einfach damit
kommentieren: "ey, wenns euch nicht gefällt, dann
geht einfach nicht hin". womit er auch durchaus recht
hätte, denn das grundkonzept ist ja nunmal seit dem
letzten 7places genau das gleiche geblieben (nur
logistisch ausgefeilter) und (wie sagten schon die
hives):
madness
is doing the same thing and expecting a different
result... mit anderen (meinen deutschen) worten,
manche menschen sind dazu verdammt, dieselben fehler
immer und immer wieder zutun (damit bin ich gemeint,
nicht die veranstalter).
ja, es
gab tatsächlich gute gründe, beim diesmaligen
7places ein anderes resultat zu erwarten, denn ganz so
einsichts-resistent "simmer ja nu ooch nüsch". von
den seven places bestand nämlich one place aus einem
berghain floor
krasser
könnte der gegensatz eigentlich nicht sein. das
berghain in berlin - aktuell renommiertester und weltweit
(das ist keine übertreibung) meist geschätzter
club überhaupt und 7 places hier in
erfurt.
das
berghain (siehe unser review
vom 14.12.2008),
mit einem soundsystem das techno wieder zu einem neuen
innovationsschub verhalf. nicht weil der dort gespielte
techno soviel anders ist, als das was wir seit mitte der
80er jahre so enthusiastisch wochenende für
wochenende begehen. nein, es geht mehr drum, dass es
einfach anders klingt. dass es klanglich in einer form
präsentiert wird (präsentiert werden kann), die
so bisher einmalig oder zumindest selten gehört
wurde.
ausnahmsweise
befindet sich dieses soundsystem und dieser club nicht in
den händen dritter, die "mit dem ganzen ding" nur
wenig zutun haben (zigarettenfirmen z.b.), sondern
vielmehr genau in den händen derer, die seit der
wende vorne mit dabei waren.
ähnlich
wie damals 1989, als sich eine reihe glücklicher
sowie unglücklicher ereignisse miteinander verbanden
(mauerfall, viel ungenutzter/unbeaufsichtigter raum, eine
bis dahin nie gehörte neue musik aus amerika/england
etc.), fügt sich das derzeit in berlin erneut wieder
aufregend zusammen. ebenfalls wieder von glücklichen
sowie unglücklichen ereignissen
beeinflusst (easyjetset, globalisierung, drogen,
langeweile, finanzkrise etc.).
das
berghain sowie die panorama bar ist einer dieser pole, um
nicht zu sagen das derzeitige zentrum dieser entwicklung.
in den letzten jahren so groß, legendär und so
populär geworden, dass fast schon wieder daran zu
denken ist, dass dieser stern in naher zukunft wieder
verglühen wird. aber dagegen stemmt man sich derzeit
noch sehr erfolgreich (z.b. durch die rigide
türpolitik, siehe o.g. review).
und es
ist schon sehr erstaunlich, dass man es geschafft hat,
gleich 3 der dort hochgehandelten resident-djs heute hier
her zu buchen: marcel dettmann, nick
höppner sowie marcel fengler.
das ist
auch der hauptgrund für unser/mein kommen
gewesen.
wenn
man nun aber das oben geschriebene so als gegeben
hinnimmt, hätte man eigentlich schon erahnen
können, dass es nur bedingt möglich sein wird,
diesen berghain-spirit einfach so mal eben nach erfurt zu
verlegen.
es
zeigte sich, dass das so einwenig wie bei einer
empfindlichen orchidee ist. wenn man glück hat und
alle rahmenbedingungen optimal sind, dann blüt sie
auf und zeigt ihre einmalige schönheit.
verändert man nur einen kleinen teil der
rahmenbedinungen, kann es das schon gewesen sein und sie
geht ein.
gut,
ganz so dramatisch war das jetzt heute abend nicht. denn
man konnte schon einwenig erahnen, worums bei dem sound
von dettmann, fengler & höppner (die einen
beträchtlichen anteil am berghain-stil haben) geht,
aber so richtig "aufblühen" tat das nicht.
dafür war das soundsystem, die
licht-/laser-installationen und letzten endes auch das
publikum einfach nicht bereit. oder anders metaphert, der
samen fiel einfach nicht auf fruchtbaren
boden.
unterm
strich halten wir also fest, dass man nicht alles einfach
ausgraben und woanders wieder einsetzen kann und es
durchaus so etwas wie einmaligkeit gibt. man kann nicht
alles synthetisieren und beliebig oft kopieren, ohne das
dabei etwas wesentliches verloren geht.
und
das, meine hartnäckigen leserinnen und leser, die
ihr euch bis hier runter durchgearbeitet habt, ist die
positive erkenntnis des heutigen abends.