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7places - erfurt

11.04.2009

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen wir euch auch gerne die original-größen.]

 

einen weiteres, weil anderes bild der veranstaltung, erhaltet ihr bei den kollegen von schlaflosenaechte - groovy democracy!  


aus dem nichts herausgestampft, war die erste party der 7places reihe in erfurt nord am 27.12.2008 (siehe review) ein erdrutsch-erfolg. um die 4.500 leute tummelten sich in einem 7 dancefloor starken möbellager. auch wenn das die location logistisch an die grenze führte, zeigte es doch, dass die veranstalter einen nerv getroffen haben.

klar ist, dass das konzept, mit dem man die 7places betreibt, überhaupt nichts mit "klein&fein" zu tun hat. auch der typische 7places-besucher war/ist eher etwas jünger (gut, dass ist eher segen als fluch...) und musikalisch - nun, sagen wir - eher offen eingestellt, wenngleich dennoch elektronisch interessiert. denn das muss man auch klar sagen, die 7 floors werden allesamt mit elektronischer musik beschallt, auch heute.

die deko ist erneut von den renommierten stellmacher + jensen, welche vor knapp 10 jahren clubs wie das stammheim in kassel geprägt haben und auch z.b. bei früheren sonnemondsterne´s bereits ihre hände im spiel hatten. diesem stil hat man jedoch in der zwischenzeit keine augenmerklich auffällige wendung gegeben, heißt, die selben figuren und leinwände könnten auch - back in time - so im stammheim hängen. auch der effekt mit den schwarzlichtern ist m.e. nach eher oldschool. andererseits passen z.b. die heuschrecken-motive zur aktuellen finanzkrise...

musikalisch bot man auch heute nacht eine wieder beeindruckende anzahl von djs. viele nachwuchs-talente sowie einige, die gerade auf dem sprung vom regionalen, zum einigermaßen bekannten dj/liveact sind. zu recht, denn es gibt da durchaus ein paar interessante namen, die positiv überraschten.

um sie herum hat man des weiteren (dieses mal noch mehr als beim letzten mal - was sicher auch dem großen finanziellen erfolg der letzten party geschuldet ist) einige headliner gebucht, z.b. marc houle von m_nus, lars christian müller, torsten kanzler, breakfastklub, brothers incognito, empro, le tompé, sugar d., cativo, sven wittekind, playing around the pot... und und und...

breakfastklub breakfastklub

breakfastklub cativo die.nemo.tea...

brothers incognito brothers incognito

marc houle

cativo & mc cativo & mc

digger henriette ford

hidden sickness jay reed

jay reed & stromer marc houle

marc houle marc houle

perthil & aerts

playing around the pot

playing around the pot playing around the pot

tobias winkler

subquant tobias winkler

dennoch wirft dieses riesenaufgebot doch die frage auf, ob denn soviel elektronische musik auf 7 floors nicht zwangsläufig zu viel des guten ist oder anders gesagt, ob da nicht zu viel zu gleich klingt? nja, so ein bißchen schon. deutlich profiliert haben sich da erstmal die ohrscheinlichen exoten vom drum´n bass floor drummy ingredients sowie der hard-tech floor.

alle anderen bewegten sich im weitesten bis engeren sinne im house/techno bereich, von minimal bis maximal und zurück.

als veranstalter wär ich (die folgenden zeilen/absätze schreiben wir mal besser in der ich-form) mit dem review-text bis hierher erstmal mehr als unzufrieden. schließlich wirft er ein eher dunkles licht auf die veranstaltung und man kann nicht wirklich rauslesen, dass da jemand spass bei der sache gehabt hat.

auch wird nicht gewürdigt, dass der veranstalter im vergleich zum letzten mal, vieles besser gemacht hat (die ganze logistik mit kassen, parkplätzen, fluchtwegen, toiletten, luft...).

von den (sicher engagierten) leistungen der einzelnen künstler mal ganz zu schweigen...

daher muss ich das natürlich relativieren. also ganz persönlich, ja, der spass hielt sich für mich in grenzen. dennoch waren gut und gerne 2.500 bis 3.000 leute vor ort und es ist davon auszugehen, dass diese nicht solange geblieben wären, wenn sie sich nicht irgendwie amüsiert hätten.

von daher bleibt festhalten, dass der erfolg dem ganzen recht gibt.

außerdem würde ich als veranstalter den text einfach damit kommentieren: "ey, wenns euch nicht gefällt, dann geht einfach nicht hin". womit er auch durchaus recht hätte, denn das grundkonzept ist ja nunmal seit dem letzten 7places genau das gleiche geblieben (nur logistisch ausgefeilter) und (wie sagten schon die hives):

madness is doing the same thing and expecting a different result... mit anderen (meinen deutschen) worten, manche menschen sind dazu verdammt, dieselben fehler immer und immer wieder zutun (damit bin ich gemeint, nicht die veranstalter).

ja, es gab tatsächlich gute gründe, beim diesmaligen 7places ein anderes resultat zu erwarten, denn ganz so einsichts-resistent "simmer ja nu ooch nüsch". von den seven places bestand nämlich one place aus einem berghain floor

krasser könnte der gegensatz eigentlich nicht sein. das berghain in berlin - aktuell renommiertester und weltweit (das ist keine übertreibung) meist geschätzter club überhaupt und 7 places hier in erfurt.

das berghain (siehe unser review vom 14.12.2008), mit einem soundsystem das techno wieder zu einem neuen innovationsschub verhalf. nicht weil der dort gespielte techno soviel anders ist, als das was wir seit mitte der 80er jahre so enthusiastisch wochenende für wochenende begehen. nein, es geht mehr drum, dass es einfach anders klingt. dass es klanglich in einer form präsentiert wird (präsentiert werden kann), die so bisher einmalig oder zumindest selten gehört wurde.

ausnahmsweise befindet sich dieses soundsystem und dieser club nicht in den händen dritter, die "mit dem ganzen ding" nur wenig zutun haben (zigarettenfirmen z.b.), sondern vielmehr genau in den händen derer, die seit der wende vorne mit dabei waren.

ähnlich wie damals 1989, als sich eine reihe glücklicher sowie unglücklicher ereignisse miteinander verbanden (mauerfall, viel ungenutzter/unbeaufsichtigter raum, eine bis dahin nie gehörte neue musik aus amerika/england etc.), fügt sich das derzeit in berlin erneut wieder aufregend zusammen. ebenfalls wieder von glücklichen sowie unglücklichen ereignissen beeinflusst (easyjetset, globalisierung, drogen, langeweile, finanzkrise etc.).

das berghain sowie die panorama bar ist einer dieser pole, um nicht zu sagen das derzeitige zentrum dieser entwicklung. in den letzten jahren so groß, legendär und so populär geworden, dass fast schon wieder daran zu denken ist, dass dieser stern in naher zukunft wieder verglühen wird. aber dagegen stemmt man sich derzeit noch sehr erfolgreich (z.b. durch die rigide türpolitik, siehe o.g. review).

und es ist schon sehr erstaunlich, dass man es geschafft hat, gleich 3 der dort hochgehandelten resident-djs heute hier her zu buchen: marcel dettmann, nick höppner sowie marcel fengler.

das ist auch der hauptgrund für unser/mein kommen gewesen.

wenn man nun aber das oben geschriebene so als gegeben hinnimmt, hätte man eigentlich schon erahnen können, dass es nur bedingt möglich sein wird, diesen berghain-spirit einfach so mal eben nach erfurt zu verlegen.

es zeigte sich, dass das so einwenig wie bei einer empfindlichen orchidee ist. wenn man glück hat und alle rahmenbedingungen optimal sind, dann blüt sie auf und zeigt ihre einmalige schönheit. verändert man nur einen kleinen teil der rahmenbedinungen, kann es das schon gewesen sein und sie geht ein.

gut, ganz so dramatisch war das jetzt heute abend nicht. denn man konnte schon einwenig erahnen, worums bei dem sound von dettmann, fengler & höppner (die einen beträchtlichen anteil am berghain-stil haben) geht, aber so richtig "aufblühen" tat das nicht. dafür war das soundsystem, die licht-/laser-installationen und letzten endes auch das publikum einfach nicht bereit. oder anders metaphert, der samen fiel einfach nicht auf fruchtbaren boden.

unterm strich halten wir also fest, dass man nicht alles einfach ausgraben und woanders wieder einsetzen kann und es durchaus so etwas wie einmaligkeit gibt. man kann nicht alles synthetisieren und beliebig oft kopieren, ohne das dabei etwas wesentliches verloren geht.

und das, meine hartnäckigen leserinnen und leser, die ihr euch bis hier runter durchgearbeitet habt, ist die positive erkenntnis des heutigen abends.

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