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klanglauf

kassablanca - jena

12.11.2010

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen wir euch auch gerne die original-größen.]

ziemlich genau ein jahr ist der letzte kassablanca besuch mich betreffend schon wieder her (siehe review mit áme 2009). ein ziemlicher frevel, der seine ursache sicher nicht in mangelndem interesse, sondern eher in mangelnder zeit hat.

dabei komme ich sehr gerne ins kassablanca. hier stimmt einfach alles... die jeweiligen veranstalter (heute die klanglauf-reihe) sind restlos auf ein anspruchsvolles programm am puls der zeit bedacht, die preise für eintritt & getränke sind (wirklich äußerst) moderat und auch sonst merkt man, dass sich alle beteiligten hier viel mühe geben.

nichts muss, alles kann... mit einer nach außen hin spielerisch leicht wirkenden herangehensweise (was nach innen hin aber sicher das ergebnis von viel arbeit vieler ist), trifft man dabei immer DEN nerv - zumindest kann ich das anhand der bis ins jahr 2000 zurückreichenden reviews hier bei uns mit fug & recht behaupten (siehe archive).

so auch heute... den "host" und quasi resident mathias kaden, welcher die nacht eröffnete, kennen wir ja nur zu gut. dennoch ist es immer wieder unheimlich spannend, ihn in sozusagen "freier wildbahn" zu erleben. denn hier in jena (oder auch drüben in bad klosterlausnitz in der muna - siehe letztes mal) kann er machen, was er will und ist - so mein eindruck - an keinerlei kreative zwänge gebunden. außer die üblichen - leute zum tanzen zu bringen.

auch wenn das an vielen vorbeigeht, ist dabei insbesondere die anfangszeit sehr interessant und ausnahmsweise habe ich es heute tatsächlich einmal geschafft, kurz vor 0uhr vor ort zu sein (trotz vieler... wirklich vieler... baustellen auf dem weg nach jena).

mathias startete mit einem sehr schönen, deepen houseset. anfangs vom tempo her gefühlt auch noch garnicht so schnell. überhaupt blieb er heute deutlich erkennbar dem eher deeperen housesound verhaftet. klassisch mit schöner bassdrum und 4/4 takt. weniger samba-/lateinamerikanische rhythmuseinflüsse.

und so nahm das heil (= gegenteil von unheil) seinen angenehmen (klang)lauf. 0uhr war die tanzfläche noch leer, 0.30uhr halbgefüllt, 0.45 voll und 1.00uhr war peaktime, welche sich dann immer und immer wieder zu neuen höhen aufschwang.

geil fand ich auch die kleinen gimmicks, die mathias derzeit in seine sets einbaut. geschickt mit den händen am vinyl war er ja schon immer, aber seine aktuelle masche hat für mich einfach charme. dabei tippt er auf das laufende vinyl und provoziert damit eine hörbare störung, welche er dann aber so rhythmisch ins gesamtgeschehen einbringt, dass das schon als eine art "live-percussion" durchgeht. auch auf die gefahr hin, dass das in den metropolen der elektronischen welt routine ist, oute ich mich gerne als unerfahrener südthüringer, der das so bisher noch nirgends beobachtet hat.

mathias gab dann ab 2uhr an william kouam djoko ab, wobei - und da wären wir schon mitten drin im lebenslauf dieses niederländischen mannes - im grunde william mathias mc-artig für sein set dankte und sich quasi selbst ansagte. hintergrund ist, dass er mit "durch die nächte führen" (zu gut englisch = host) seine karriere im musikgeschäft begann.

dem voran ging eine leidenschaft fürs salsa-tanzen, welche sich durchaus anschickte, ins profesionelle überzugehen. allerdings wurde diese lebenslinie durch eine knie-operation jäh durchbrochen und somit landete william kurz über lang bei der musik. kurz nach dem host-job fand sich william auch sehr schnell in der band bzw. dem projekt jason and the argonauts wieder, welche ebenfalls in den niederlanden zu einem gewissen ruhm gelangten.

seine persönliche freisprechung und emanzipation war die von ihm produzierte 12" "hard loving", welche seine karriere als producer einläutete.

auch wenn das (tuts ja im prinzip immer in den reviews) so klingt, als wenn ich den mann schon sehr lange als musiker kenne, gebe ich gerne zu, dass mir der name bis zum heutigen abend jedoch garnichts sagte.

den schwer zu lesenden/sprechenden namen william kouam djoko (der seinen niederländisch-ukrainisch-kamerunischen wurzeln rechnung trägt) konnte ich bisher musikalisch überhaupt nicht verorten. wenn ich hätte raten müssen, hätte ich ihn (es darf gelacht werden) eher in richtung dänemark oder schweiz (weil "djoko"... ist klar, oder?) gesteckt. beim ersten optischen eindruck von ihm, kam mir dann als erstes michael jackson, kool and the gang und mc hammer in den sinn. ganz so weit hergeholt ist das dann nicht einmal, denn michael jackson war in der tat ein großer einfluss für william.

gut, also william stammt aus den niederlanden (das hätten wir dann auch geklärt) und sein sound darf für eine druckvolle, technoide, trockene house-variante stehen, welche auffällig alte house-elemente einbettet, die dem ganzen dann das gewisse etwas geben. so zumindest meine laienhafte definition, welche ihr sehr gerne (ich fordere gerade dazu auf!) auf basis seiner tracks auf myspace an acta legen respektive überprüfen dürft.

insbesondere der letzte track seines 1-stündigen auftritts ist mir dabei noch in bester erinnerung, in dem er tina turner´s private dancer fein auseinandernimmt und auf die tanzfläche ins hier und jetzt umdeutet.

sehr schön und neben dem set von mathias mein persönliches highlight heute.

diese persönliche einschätzung konnte durch das anschließende set von vera auch nicht mehr großartig verändert werden. man hat es als dj ja immer nicht ganz so einfach, wenn man im anschluss an ein gutes liveset spielt.

vera tat dahingehend auch genau das richtige und startete erstmal mit etwas minimaleren tracks. so ähnlich wie beim wein, bei dem man erstmal etwas brot & käse braucht, um zur nächsten sorte übergehen zu können.

gut unterrichteten kreisen zu folge, war der wein nach den brot&käse-tracks (ohne diese damit abwerten zu wollen) aber auch ausgezeichnet, was ich mangels anwesenheit aber nicht mehr persönlich unterschreiben kann.

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