[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild,
gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt,
gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne
nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb-
oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you
see is what you get! evtl. zu sehende verformungen
und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund
der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung
eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit
groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen
wir euch auch gerne die
original-größen.]
seit
vielen jahren gibt der radiosender fm4
und dessen freitägliche sendung la
boum deluxe
(siehe auch review vom 22.01.2011)
einen einblick in die österreichische
techno/house/electro szene. dj- und künstlernamen
wie tina303, heinz reich, bto spider, joyce muniz,
simonlebon und insbesondere patrick pulsinger sind mir
daher scheinbar so vertraut, als würden sie einmal
wöchentlich in erfurt, jena, meiningen oder
nürnberg auflegen.
[anm.d.red.:
der bto spider natürlich nicht bei der sendung la
boum, sondern bei seiner eigenen namens "high spirits"
jeden dienstag 22 bis 0uhr!]
unabhängig
davon hat sich seit ca. 2 jahren bereits eine kleine
thüringen-österreich achse entwickelt, in der
sich djs wie laminat
(wien/österreich) oder unser thomas
stieler
(saalfeld/thüringen) gegenseitig austauschen. so kam
eben besagter laminat in den genuss z.b. bei spinning wax
in erfurt zu spielen und wiederum thomas stieler z.b. im
wiener flex. jeweils natürlich mit entsprechenden
kompagnons im gepäck, frank dobermann oder gregor
möller z.b.
anlässlich
eines kleinen kurzurlaubs in wien, nutzten wir die
gelegenheit, uns persönlich von den gegebenheiten
vor ort zu überzeugen.
denn
die in den wöchentlichen partydates von la boum
deluxe genannten termine von wiener clubs wie dem
flex,
pratersauna,
fluc/fluc
wanne,
the
loft
oder dem sass
(um nur ein paar beispiele zu nennen), machten uns schon
länger neugierig.
das
wien als stadt natürlich ebenfalls viel zu bieten
hat, insbesondere im klassischen bereich (mozart,
strauss...), soll natürlich nicht unerwähnt
bleiben.
die 1,6
millionen einwohner große stadt ist im vergleich zu
den anderen metropolen europas eher beschaulich. so
konzentriert sich der klassische kern der stadt auf die
stadtviertel innerhalb des stadt-/opernrings, welcher die
(nahezu komplett erhaltene) altstadt umschließt und
teilweise auch von der donau begrenzt wird. aber in
dieser konzentration liegt auch ein gewisser
reiz.
außerhalb
des stadtrings fasert sich die stadt in wohn- und
industriegebiete auf, wie das in anderen städten
auch der fall ist. direkt angrenzend an den stadtring
befinden sich aber auch noch einige parks und
sehenswürdigkeiten. zum beispiel der prater, ein
ganzjährig geöffneter vergnügungspark
ähnlich coney island in new york. ganz in dieser
nähe befindet sich neben der o.g. pratersauner auch
der städtische straßenstrich (den wir etwas
unfreiwillig beim suchen der pratersauna
entdeckten).
[anm.d.red.:
... und nicht nutzten... :) ]
unser
eindruck ist daher der, dass innerhalb des stadtrings
alles (wirklich sehr) postkartenschön ist und somit
dort das klassische wien entdeckt werden kann und soll.
was wir auch wirklich nur empfehlen können! spart am
hotel und investiert in kaffeehäuser, sachertorten,
wiener melanges/schnitzel/würstchen, mohr im hemd,
apfelstrudel, tafelspitz... es ist wirklich alles so
lecker, wie es sich anhört und letzten endes vom
preis-/leistungsverhältnis her auch ok. zumindest
läuft man seltenst gefahr, abgezockt zu werden, wie
das in anderen metropolen europas sehr schnell der fall
ist.
denn
auch diesen eindruck hatten wir: der wiener ist ehrlich,
bodenständig, durchaus ein bißchen
gemütlich, aber auch ein genießer vor dem
herrn, das merkte man insbesondere in der
gastronomie.
genießer
ist der wiener (und jetzt kommen wir zum punkt) aber auch
in sachen nachtleben. natürlich haben wir uns dabei
auf die elektronischen spezialitäten konzentriert
und beispielhaft den club sass direkt am karlsplatz (und
somit äußersten teil des stadtrings) besucht.
im
prinzip befinden sich alle oben genannten clubs
außerhalb des klassischen stadtkerns, was
bestätigt, dass kreatives leben eben nicht in der
cleanen innenstadt, sondern eher in den abseitigeren,
zugesprayten, durchaus auch dreckigen vierteln
stattfindet. das gilt auch für alle sonstigen kunst-
und alternativ-strömungen, die teilweise untrennbar
mit diesen clubs verbunden sind.
der
sass
club scheint in diesem zusammenhang das zwitterwesen und
bindeglied zwischen innen-/aussenstadt zu sein. er liegt
direkt am karlsplatz und somit noch gerade in
laufnähe zur innenstadt, aber eben am
äußersten rand davon.
untergebracht
in einem für wien typischen bürgerhaus mit
barockem balkon und verziehrungen, mutet der in dezentem
schwarz gehaltene eingang etwas
fremdkörpermäßig an und nimmt damit
bereits vorweg, dass sich hinter dieser tür etwas
außergewöhnliches befinden muss.
und
tatsächlich staunten wir nicht schlecht nach
betreten des clubs, welcher zwar räumlich sehr
kompakt, jedoch im rahmen dieser möglichkeiten
perfekt gestaltet ist.
akustisch
optimal, ist der boden und die wände aus holz und
das licht bei unserer ankunft angenehm gedimmt. die am
eingang dominierende große bar ist gut besetzt und
alle dort angelehnten sind bereits in bester laune.
die
anlage im sass selbst ist auf den raum eingestellt und
nahezu perfekt ausgepegelt. dafür zeichneten sich
auch diesselben spezialisten verantwortlich, welche auch
das über österreich weit hinaus bekannte
soundsystem des club flex hier wien einstellten. bzgl.
des flex hält sich ja das wackere gerücht, es
hätte die beste anlage europas, was wir gerne bei
unserem nächsten besuch in wien herausfinden
wollen.
im sass
war heute abend die reihe the
room
angesagt, welche von drei wiener protagonisten gehostet
wird. niko marenzi, daniel haider und
jens timber haben mit ihren veranstaltungen in
wien bereits so ziemlich alle clubs bespielt und sich
seit geraumer zeit im sass angesiedelt.
darüber
hinaus gibt es noch 5 weitere veranstalter-teams, welche
ingesamt ein sehr rundes und weitestgehend elektronisch
geprägtes programm im sass bieten.
auf
grund der optimalen voraussetzungen hier im club, kann
ich das auch durchaus nachvollziehen, dass gleich mehrere
veranstalter-gruppen um die gunst des clubs
buhlen.
die
liste der hier gespielten djs ist lange und umfasst
alles, was rang und namen im elektronischen bereich hat.
dabei setzt man - der heutige abend beweist es - bewusst
nicht ausschließlich auf große namen.
muss
man auch nicht, denn ich würde schätzen, mehr
als 600 leute dürften nur schwer platz finden in
diesem kleinen, aber feinen etablissement. und diese
interessierten kommen eben auch zu einem abend mit wiener
djs, genauso wie zu ben klock, tiefschwarz, tobi neumann,
karotte, hell (welche allsamt bereits hier gespielt
haben).
die
türpolitik ist sachlich, aber nicht herablassend,
was zu einer sehr bunten mischung des publikums
führt. über ein paar jacket & kleid
tragenden mutmaßlichen afterwork- oder
opernbesuchern, den klassischen berliner slack-hippies
bishin zu (natürlich... so wie wir im prinzip auch)
ein paar touristen, hornbrillenträgern/innen, ist
jeder typus vertreten.
jedoch
erwecken alle den eindruck zu wissen warum sie hier sind
und es entsteht vor allem das gefühl, dass jeder zu
schätzen weiss, hier zu sein.
die
später aktiver genutzte deckeninstallation erinnerte
uns etwas an das watergate in berlin, wenngleich man hier
in wien bewusst nicht auf led-artige lichter, sondern
vielmehr stilistisch passendere, kronleuchtergleiche
leuchtmittel setzt.
der von
den drei wiener djs präsentierte sound bewegte sich
im (selbst so betitelten)
minimaldeepelectronicdubtechno-sound und ist ganz diesem
motto folgend weit gestreut, ohne dabei konfus zwischen
den stilen zu wechseln.
das
führte alles in allem zu einem sehr guten
gefühl, dass man hier a.) weiss was man tut und b.)
auch weiss, für wen man es tut.
insgesamt
können wir daher ein sehr positives fazit des wiener
nachtlebens ziehen, welches abwechslungsreich, aber noch
nicht überladen wirkt und genau darin
(zusätzlich zu den sonstigen annehmlichkeiten wiens)
liegt m.e. auch der charme dieser stadt!