[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild,
gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt,
gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne
nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb-
oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you
see is what you get! evtl. zu sehende verformungen
und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund
der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung
eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit
groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen
wir euch auch gerne die
original-größen.]
auch
wenn das heute undenkbar scheint, so gab es einmal eine
welt ohne internet, ohne mp3 und ohne podcasts. eine
zeit, da man sich über musik nicht im world wide web
informierte, sondern auf die hiesige radiolandschaft
angewiesen war.
je
nachdem, ob man in einem der geographisch begrenzten
räume lebte, in denen ein radiosender mit (wie auch
immer geartetem) "jugendprogramm" empfangbar war, konnte
man sich zu den auserwählten zählen, die nicht
gänzlich abgekoppelt waren von subkultur. alle
anderen mussten sich etwas einfallen lassen... schulbrote
tauschen, auf den nächsten berg fahren,
mc-gyver-ähnlich abenteuerliche antennen basteln,
auf den führerschein warten oder sonst irgendwelche
handstände fabrizieren.
eine
zeit, in der man noch woche für woche der "hr3
clubnight" in hessen lauschte, "zündfunk" auf br2 in
bayern hörte, die worte "marusha´s rave
satellite" im großraum berlin noch keinerlei
negative reaktionen hervorriefen, dt64 ganz allgemein den
osten deutschlands mit den unterschiedlichsten
musikalischen subkulturen (insbesondere auch
elektronische) vertraut machte und viele mehr.
da
saß man nun vor seinem doppeltapedeck (was schon
einen gewissen luxus darstellte) und nahm eine kassette
nach der anderen auf. dabei immer wohlweislich darauf
bedacht, zur rechten zeit die pause taste losgelassen und
die record-taste gedrückt zu haben.
mit
steigender mobilität und voranschreitendem
fortschritt konnte man später radiosender über
satellit empfangen und hatte - neben den
deutschlandweiten stationen - somit zugriff auf die
programme aus großbritannien (z.b.
bbc1: essential mix), frankreich, schweiz oder
österreich (fm4:
la boum deluxe).
die
vermessung der elektronischen welt konnte damit beginnen
und das global village hat genau zu diesem zeitpunkt
seine ersten einwohner erhalten - auch ohne
internet.
bevor
dieses sich durchsetzte, stieg man erstmal von kassetten
auf beschreibbare cds um. hunderttausende von schwarzen
plastikbändern verstaubten fortan in wackeligen
kommoden und die mixtape-mafia stand damit vor dem aus.
zwar
konnten die einst angehenden jungunternehmer, welche
ihren lebensunterhalt mit dem kopieren und europaweiten
verschicken von kassetten bestritten, ihr
geschäftsmodell nahezu unverändert noch 2-3
jahre auf die nun dominierenden silberlinge
übertragen, doch relativ schnell machte das
mp3-format auch diesem gebahren ein ende. nun wurden
mp3´s inflationär auf cd, kurz später auf
dvd gebrannt und wiederum einen tick später auf
externe speichermedien ausgegliedert und so weiter und so
weiter... tauschen hieß nun sharen... und
mittlerweile (stand januar 2011) sind wir kurz davor,
ganz in einer soundcloud aufzugehen und bald
überhaupt keinen haptischen datenträger mehr
unser eigen zu nennen.
aber
was hat diese (anm.d.red.: schon wieder extrem lang
geratene) einleitung nun mit österreich, wien und
louie austen zutun?
nun,
die o.g. sendung "la
boum deluxe"
auf dem österreichischen sender fm4, ist eine dieser
langjährigen radio-vertreter, welche seit den
frühen neunzigern in meine wahrnehmung getreten sind
und sie seither auch nicht mehr verlassen haben, bis
heute. ein unveränderter mammut-block jeden freitag
von 21.30 bis 6uhr früh, vollgepackt
ausschließlich mit techno, house, drum´n bass
sowie allen spielarten davor/daneben/danach,
wöchentlich wechselnd mit unterschiedlichen
schwerpunkten.
neben
z.b. tina303 und heinz reich, auch moderiert von
patrick
pulsinger.
welcher neben seinem eigenen künstlerischen schaffen
als dj, remixer, labelowner (cheap
records)
eben auch produzent ist.
[anm.d.red.:
zu dem kurz gefassten "seinem eigenen
künstlerischen schaffen" weisen wir vorsorglich
daraufhin, dass patrick pulsinger für sich
betrachtet schon soviel eigenleben hat, dass man es in
einem gesonderten review abhandeln müsste. nur
soviel an der stelle, dass er aktuell ein neues album
draußen hat und jüngst als produzent für
hercules & love affair ebenfalls albumtechnisch
tätig war! insofern sei diese unchristliche raffung
seiner künste als direkte aufforderung zu verstehen,
ihn doch bitte tunlichst schnell nach
deutschland/thüringen/nrw zum auflegen zu buchen! :)
]
und
zack, da schließt sich der kreis (fast)... denn in
eben dieser funktion, hat patrick pulsinger ab 1999 mit
louie austen zusammen produziert und die
ergebnisse dessen (natürlich) auf cheap records
veröffentlicht!
hervorgegangen
ist daraus u.a. die uns (wohl) bekannteste single
hoping, welche louie austen 2002/2003 auch in den
diversen clubs weltweit live performte. im
kassablanca/jena z.b. (siehe review
2002)
noch
heute ist uns in dieser beziehung der auftritt von louie
austen beim melt
festival
2002 in erinnerung (siehe
review 2002),
welcher neben einem planmäßigen live-auftritt
auch eine direkt anschließende
spontan-kollaboration mit dem (lt. lineup)
nächstfolgenden act (kein geringerer als
erobique) zur folge hatte. das ganze klang doch
noch einmal so rund, dass man es perfekter eigentlich
nicht hätte machen können.
schon
damals fiel uns das improvisationsgeschick und die
selbstsicherheit des künstlers auf, welcher
scheinbar zu jedem hintergrund einen passenden
gesangs-part anstimmen konnte. ein entertainer alter
schule und definitiv das, was man allgemeinhin als
"crooner" oder auch als "discodancer, sweet romancer"
bezeichnen könnte, ja bezeichnen muss.
nun
schließt sich der kreis dann aber definitiv, denn
bei unserem besuch der schönen stadt wien (siehe
vorheriges review...), fiel uns auf, dass der schon
früher in biographien genannte
regelmäßige auftritt in diversen piano-bars
wien, auch noch heute stattfindet.
um
genau zu sein im wiener mariott
hotel
und der dortigen cascade
bar,
üblicherweise samstags und das bereits seit
über 25 jahren!
nachdem
wir seine kürzliche darbietung im erfurter
cosmopolar verpassten, erlebten wir ihn heute abend quasi
in freier wildbahn, denn nach 25 jahren kann man das hier
wohl trefflichst als residenz bezeichnen.
so
erlebten wir einen ähnlich charismatischen auftritt,
wie bereits vor vielen jahren live in
gräfenhainichen (melt festival) und jena. allerdings
war der altersdurchschnitt (verständlicherweise) um
uns herum deutlich höher. da eben dieses publikum
noch dazu wünsche für die gesungenen songs
einbringen konnte, kamen wir leider nicht in den genuss,
"hoping" version 2011 zu hören. aber wir gaben uns
gerne mit amerikanischen großmeistern/innen aus dem
blues, jazz & soul kontext zufrieden.
wie
jetzt im januar in erfurt, tourt louie austen nach wie
vor um die welt.
denn
trotz seiner vorliebe für ältere klassiker,
bleibt er ganz seinem naturell entsprechend in bewegung
und hat (ähnlich dem damaligen hit "hoping")
jüngst in 2010 einen remix des tracks "make your
move" von ruede hagelstein zur discographie
hinzugefügt...
in
diesem sinne sehen wir uns ggf. demnächst wieder in
einem club eurer wahl... oder eben doch in wien, samstags
im mariott hotel.
[anm.d.red.:
wir wissen nicht genau warum, aber wir halten es
für notwendig, sicherheitshalber darauf hinzuweisen,
dass keiner der szenemag-mitarbeiter jemals in einem
mariott hotel genächtigt hat und die o.g. cascade
bar auch ohne übernachtung im angegliederten hotel
eintrittsfrei betreten werden darf. nicht, dass hier
jemand ein falsches bild erhält!]