[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild,
gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt,
gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne
nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb-
oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you
see is what you get! evtl. zu sehende verformungen
und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund
der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung
eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit
groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen
wir euch auch gerne die
original-größen.]
heute
abend (nach der dj-lesung in bielefeld) ließ sich
nach längerer zeit wieder ein besuch in hannover
(von insidern liebevoll "hangover" genannt) realisieren.
durch diverseste gute dates, empfahl sich das ja schon
längst mal wieder. gerade aktuell konzentriert man
in hannover scheinbar alle booking-kräfte und
versammelt die nächsten monate stattliche lineups,
die im grunde pro monat mindestens ein dickes rotes kreuz
im kalender zulassen würden.
das
ging im februar los mit daniel stefanik, dem krause duo
sowie oliver koletzki und ballt sich in den nächsten
2 monaten mit matthias tanzmann, ekkohaus,
karotte, heartthrob, magda und
(trommelwirbel) technasia. des weiteren steht
für hannover im august noch der seit jahren fixe
termin mit sven väth, so eine art love family
park niedersachens also...
mal
befreit von jeglichen zeit- & geld-fesseln, wäre
für uns ganz persönlich dennoch das heutige
date die erste wahl in dieser aufzählung -
tiefschwarz & sascha dive!
die
veranstalter von pro
event
haben bei unseren vergangenen besuchen schon so einige
locations aufgetan. erster besuch unsererseits war
seinerzeit in einem (ehemaligen?) schwulenclub namens
(men´s) factory, in welchem damals die noch nicht
getrennten wighnomy brothers (siehe review
2008)
einen großartigen abend bespielten. 2009 gastierten
wir in der steintor event hall bei ricardo villalobos
(siehe review
2009)
und beim dritten raum (review).
2010
tat man als location den bismarck bahnhof auf, welchen
man kürzlichst wiederum gegen den hangar no. 5
tauschte. das zeigt, dass hannover zum einen zwar mehrere
möglichkeiten für veranstaltungen dieser
größe bietet, zum anderen aber auch, dass es
nicht so einfach zu sein scheint, sich als veranstalter
dort dauerhaft zu etablieren.
von den
grundgegebenheiten her, gefiel uns die o.g. factory
bisher am besten, weil sie den größten
"club-faktor" bot und noch dazu eine "alteingefeierte"
geschichte mit sich brachte (das berghain läßt
grüßen...).
der
hangar heute hat nichts mit einem flughafen zutun,
sondern scheint eher eine mehrzweck-location für
veranstaltungen jeglicher art, von konzerten bishin zu
hochzeiten, zu sein. platz ist also reichlich vorhanden
und angesichts des o.g. lineups, war/ist die
wahrscheinlichkeit auch sehr groß, dass dieser
gebraucht wird.
an ihre
belastungsgrenzen wurde die location heute jedoch leider
nicht geführt. wie immer in solchen situationen, hat
das jedoch den vorteil, dass man nicht um seinen platz
auf der tanzfläche kämpfen muss und sich somit
relativ frei entfalten kann. "freiheit" bleibt also auch
indirekt in diesem review thema (siehe vorhergehendes
review von hans nieswandt).
etwas
in der zeit verpokert, war sascha dive um 1uhr bei
meiner ankunft schon voll dabei. ich hatte eher darauf
spekuliert, dass er erst gegen 2uhr anfängt, was
jedoch bei näherem nachdenken in der kombination mit
tiefschwarz keinen sinn gemacht hätte.
schließlich sind beide, sascha dive wie tiefschwarz
gleichermaßen, für ihre ausschweifenden deepen
und eher längeren sets bekannt.
sascha
dive ist seit geraumer zeit bei cocoon untergekommen und
dort ziemlich schnell zum "nächsten großen
ding" aufgestiegen. seinen namen ließt man daher
europa- und zunehmend auch weltweit auf den flyern. ihr
kennt diese biographie-einleitungen ja, die im prinzip
immer davon sprechen, dass jemand (ich zitiere...) der
"... most promising new producers and companies..." act
"...at the moment..." ist.
aber in
der tat ist das schaffen von sascha sehr vielversprechend
und seine populariät entsprechend zunehmend im
wachsen. galt er noch vor 2-3 jahren als geheimtipp,
füllt sein name heute auch als headliner die ein-
oder andere tanzfläche. beim rave on snow
ähnlichen großevent nächste woche in
österreich, wird er z.b. auch an der seite von sven
väth, tobi neumann und peter kruder
stehen.
obwohl
noch relativ jung, hat seine tätigkeit als produzent
und remixer schon einen ziemlich großen
katalog
an veröffentlichungen gefüllt. sei es auf
seinem eigenen label deep
vibes productions,
drumpoet, stir15, raum...musik, oslo records oder
sonstwo. gut, muss auch, denn das ist die art und weise,
wie man (nicht erst seit gestern) als dj und produzent
ins gespräch kommt. dennoch spricht die anzahl
für einen enorm hohen kreativen output, wie man so
schön sagt...
für
seinen sound spricht dabei immer eine gewisse deepness,
die er zwischen den diversen ausprägungen von house
(v.a. amerikanischer gattung) und techno
sucht.
die
(=deepness) stellte er auch heute unter beweis und auch
wenn wir nach ankunft quasi mittendrin im geschehen
waren, gabs keinerlei schwierigkeiten in seinen sound
reinzukommen. ganz im gegenteil!
wie bei
so vielen, die "...at the moment..." "...most
promising..." sind, wünschen und hoffen wir, dass
sascha nachhaltig deep bleibt und ihm persönlich,
aber vor allen dingen seiner musik die große
business-maschinerie (als solches kann, ja muss man das
cocoon-imperium bezeichnen, mit dem gebotenen respekt,
versteht sich!) nicht schadet.
bevor
es (etwas vor lineup plan) weiter mit tiefschwarz ging,
gestatteten wir uns noch einen kurzen 30minütigen
ausflug auf den zweiten floor, der von uschi
rakete
präsentiert wurde.
und
auch wenn der zweite floor angesichts des lineups
"drüben" keinen leichten stand hatte, muss ich
sagen, hat das ordentlich gut gerockt hier. dass der
zweite floor selbst sehr reduziert gestaltet war
(quadratisch, mit schwarzen stoff abgehangen, wenig
lichteffekte), erwies sich dabei eher als großer
vorteil und unterstützte die gute stimmung noch
zusätzlich.
doch
zurück zum geschehen im großen raum und wo wir
grad dabei sind, dort war man in sachen licht etwas
größer angelegt. d.h. laser/beamer, diverse
farbenspiele, strobo und eine nebelmaschine wurden
ausgiebig genutzt.
wenns
nach mir ginge, könnte man auf den einsatz von
nebelmaschinen ganz verzichten, lieber dafür etwas
darker, als regelmäßig mit dem strobo in eine
nebelwolke reinzuflashen. zumal (da spricht der fotograf)
der nebel natürlich auch für die bilder gift
ist...
apropos
dark, tiefschwarz
waren nun dran.
tiefschwarz
sind die brüder ali sowie basti schwarz und wie bei
so vielen duos hat das den vorteil, dass man sich auf
mehrere dates verteilen kann. am beispiel der
gebrüder schwarz bedeutete das heute, dass basti
hier in hannover und ali derzeit eine tour durch amerika
bestreitet. dazu kommt im kürze noch ein offizieller
dritter, welcher zwar nicht offiziell und staatlich
anerkannt adoptiert wird, aber dennoch kreativ in
kürze das duo zum trio machen wird. santé
heißt der dritte im bunde, welcher die beiden
ohnehin in den letzten jahren in verschiedener art/weise
bereits musikalisch unterstützte. dann kann man also
theoretisch 3 verschiedene kontinente gleichzeitig
bespielen.
tiefschwarz
stammen bekanntlich aus stuttgart, wo sie in den 90ern
selbst veranstaltungen/clubs betrieben. durch diese
nähe zur musik, ging man schnell selbst dazu
über musik zu kreieren. der beginn einer über
jeden zweifel erhabenen karriere, welche ungebremst bis
heute läuft. mittlerweile sind sie in berlin
beheimatet, was man auch an den kollaborationen
jüngeren datums ablesen kann (siehe weiter unten
beim aktuellen album).
auf
ihrem eigenen label souvenir
music
kann man sich diesbezüglich ein gutes bild machen,
welche definition von guter musik tiefschwarz genau dabei
vertreten. ihre alben stehen für eine blaupause von
deepem house aus deutschland, wie kaum jemand anders und
damit sind sie (vor allen dingen in großbritannien)
weltweit anerkannt.
dabei
schaffen sie einen gekonnten spagat zwischen under- und
overground, zwischen deepness und pop-appeal. das wird
insbesondere deutlich, wenn man sich ihre lange und
beeindruckende liste an absolvierten remix-aufträgen
anschaut. diese beginnt in 1996 mit ultra naté
(zumindest nach der recherche auf souvenir music), geht
über die masters at work, whirlpool productions
(passend zu hans nieswandt vorhin...), cassius, chicks on
speed, isolée, hell, kelis, alter ego, phonique
bishin zu missy elliott, depeche mode und madonna sowie
mousse t.
letzteren
erwähnen wir passenderweise insbesondere wg. seiner
heimat hannover (wer genau hinschaut, entdeckt ihn auch
auf den bildern heute abend!).
2010
hat tiefschwarz das album "chocolate"
veröffentlicht, welches bei der o.g. vielfalt
anknüpft und neben vielen eigenen produktionen auch
wieder diverse fruchtbare kollaborationen beinhaltet,
z.b. mit cassy, seth troxler und dave aju. auch
stil-technisch ist das album eine wiese der vielfalt, die
neben den deepen auch ruhige tracks á la "what you
want" featured.
das set
heute schloss an die sets und compilations an, die es
darüber hinaus natürlich ausserdem noch
zahlreich gibt. allen voran die 2006er fabric29 mix-cd
oder die viel beachtete mischmasch doppelcd (welche
mix-cd & remixe gleichermaßen featurete).
d.h. es
gab einen druckvollen sound, der sich auch nicht scheute,
einmal etwas emotion auszupacken, aber dennoch nicht zu
verschwenderisch damit umging. am besten ihr verschafft
euch davon selbst ein (ton)bild, denn auf der
soundcloud-site
ist das set vorherige woche bei ihrem watergate-auftritt
online. wobei ich euch etwas warnen muss, darin (und auch
heute abend blieb das leider nicht aus) enthalten ist
auch ein edit/remix von britney spears "toxic"... wie
also gesagt, ein spagat zwischen deep und pop.
... und
unter einem seit 20jahren nicht mehr so hellem mond,
gondelten wir friedlich und frei zurück. schöne
freiheit!