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summer session

die rakete & der hirsch - nürnberg

29.08.2015

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde

2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.

3. manche fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch mailen wir euch auch gerne die original-größen.]


letztes sommerwochenende wenn es stimmt, was die wetterprognosen sagen. wir hoffens nicht, denn ein paar sehr interessante openairs kommen ja noch im september. dennoch freuen wir uns sehr, dass die rechnung dieses wochenende aufging: bestes wetter samstag & sonntags - also summer session in nürnberg!

bei dem lineup der diesjährigen summer session in der rakete und dem hirsch konnten wir einfach nicht widerstehen unsere pläne so zu legen, dass ein groooßes zeitfenster von samstag auf sonntag blieb, um von ca. 14uhr nachmittags bis sonntag "irgendwann" zeit zu haben. anders als sonst, durchgehend - also ohne die sonst in nürnberg übliche sperrstunde von 5 bis 6uhr.

so war das lineup rappelvoll mit viel "franken-celebrities", aber auch einer ganzen horde an gast-djs. verteilt auf 2 openair- sowie 4 indoor-floors, letztere ab 22uhr bis ca. 14uhr nachmittags am sonntag (oder noch länger???).

das beste oder beeindruckendste vorweg: stephan bodzin.

als wenn es von langer hand so geplant gewesen wäre, hatten wir kürzlich das vergnügen seinen buddy marc romboy an (ganz...) anderer stelle in deutschland zu gehör zu bekommen (siehe review). mit ihm zusammen kollaboriert stephan des öfteren, teilweise auf ganzer album-länge, wie beim 2011er longplayer "luna".

wie marc romboy auch, ist stephan bodzin seit urzeiten im geschäft und insbesondere in den letzten jahren nahm seine karriere turboartige dimensionen an.

von bremen ausgehend, startete er seine musik-karriere damit, für theater musik zu komponieren. sehr schnell gings von da zur elektronischen musik und bald wurde klar, dass stephan der technoszene etwas geben konnte, was sonst vielerorts fehlte: melodie, emotion, tiefgang.

ohne dabei zu cheesy oder - bremen ist dafür historisch ja nicht einmal unbekannt - völlig in trance-gefielde abzudriften. wobei, eingetaktet werden bodzin´ tracks, remixe und dj-sets weitestgehend in vier viertel. das heißt wenn beat (stephan kann bei manchen produktionen auch durchaus drauf verzichten), dann ein gepflegter technobeat! zu finden beispielsweise auf seinem aktuell in 2015 erschienenem album "powers of ten".

mit dieser herangehensweise findet ihr ihn auf get physical records, datapunk, gigolo... seinem eigenen (2006 gegründetem) herzblut plattenlabel... oder jüngst life & death (also das label von dj tennis/tales of us).

neben marc romboy kollaboriert er auch gerne mit anderen sympathisanten wie z.b. oliver huntemann. und natürlich - gerade in den letzten 1-2 jahren - nicht zu vergessen seine remixe, allen voran für super flu ("jo gurt"), aber auch depeche mode, booka shade, the knife und unzähligen anderen.

so war sein dj-/live-set (wir waren uns nicht sicher, was es per definition jetzt genau war/ist) ein 2 stündiger trip, der den großen floor im hirsch durchgehend pulsieren und explodieren ließ.

während dieser für uns sehr bewegten beiden stunden freuten wir uns inbesondere auch, dass die anzahl der gäste im verhältnis zur räumlichen dimension der gesamt-veranstaltung in einem ausgezeichneten verhältnis stand. d.h. es war voll, warm und alle bester laune, aber man hatte doch tatsächlich größtenteils überall noch platz zum tanzen und genießen.

soviel also zum - für uns alle übereinstimmenden - größten highlight der 24h.

was gabs sonst noch?

erstmal ein sehr liebevoll inszeniertes openair-garden-gelände. wie schon erwähnt bei bestem sommerwetter, fast schon zu sommerlich mit weit über 30° - schattenplätze waren also sehr begehrt. dennoch füllte es sich ab ca. 16uhr zunehmend draußen vor der rakete (= der große openair floor), auf dem erst stefanos skifos, paul schmidpeter, hanna wolkenstrasse und später midas 104 live spielte.

der kleinere outdoor floor machte ab 18uhr auf und zwar dort, wo sonst die raucherterrasse der rakete ist. hier spielte erst isa wolff, dann gleb lasarew (live) und später babis cloud.

alle spielten ein der tageszeit, als auch dem klima angemessenes set. später, auf 22uhr zugehend, zogs natürlich etwas an, klar. bis dahin jedoch merkte man, dass alle voller erwartung waren und sich erst einmal noch "förmlich" zurückhielten. schließlich stand noch eine bis mindestens 14uhr am darauf folgenden tag reichende musik-reise bevor.

aus dem tagesprogramm möchten wir insbesondere isa wolff hervorheben, die auch heute das unseres erachtens nach mutigste set spielte. schon mehrmals fiel sie uns positiv auf als jemand, der deutlich ausbricht aus dem techno-/house-dj-gerüst und durchaus auch einmal gebrochenere, ungerade beats spielt.

anders als bei anderen openair-/ganz-tages-veranstaltungen, ist es bei der summer session kein problem das gelände auch zu verlassen und wieder zu kommen.

wie gerufen (zumindest sind sie uns noch nicht aufgefallen bisher), haben sich um die rakete/den hirsch herum gleich mehrere neue take-aways für italienische und türkische "spezialitäten" angesiedelt.

an der stelle sei auch erwähnt, dass direkt gegenüber der rakete ein großes neues parkhaus errichtet wurde. nein, nicht um den gästen der rakete bzw. dem hirsch mehr komfort zu bieten, sondern aus geschäftlichen gründen (z.b. ist siemens gleich um die ecke). wir hoffen inständig, dass das kein schlechtes zeichen für das gesamte areal hier in der vogelweiherstraße ist (stichwort "gentrefizierung").

nachmittags bereits beim herumwandern fiel uns hingegen positiv auf, dass die rakete baulich ebenfalls etwas verändert wurde - im innern. die stufen zur bar und zum dj-pult wurden entfernt, ein neuer anstrich, (deutlich) optimierte soundanlage (einmal mehr by event corp aus bielefeld) sowie insbesondere die mehr ins zentrum gerückte position der dj-booth fiel uns auf.

gut, für uns hieß es nun kurzer break. das tagesprogramm ging bis 22uhr und auch wenn sich das "indoor-geschehen" reibungslos daran anschließen sollte, wollten wir unsere kräfte noch etwas schonen für die lange nacht und insbesondere "was vernünftiges" essen (nichts gegen schnell-italiener/türken, aber dennoch...).

gut getimed, aber dennoch schon wieder 3-4 djs verpasst, schlugen wir kurz nach 1uhr wieder auf. pünktlich zum eingangs bereits beschriebenen stephan bodzin.

durch dessen knaller-set musste sebo k auf dem floor der rakete leider für uns entfallen. erst mit butch, der ab 3uhr spielte, stiegen wir etwas zeitversetzt wieder ein.

zwischenzeitlich war der raketen-floor gefühlt auf 45° angewärmt und im ein-/durchgangsbereich ungefähr so hoch frequentiert wie der nürnberger bahnhof montag früh um 8uhr. weiter im raum jedoch, um die (neu versetzte) dj-booth herum, war es dann aber doch nicht so schlimm mit der füllmenge. wie schon gesagt, man hatte auch hier genügend platz zum tanzen, wenn man diesen denn suchte...

butch übernahm die platten-/cd-spieler von sebo k, der vor ihm spielte. da wir diesen nicht mitbekommen haben, wissen wir nicht genau, ob butch einfach so aus heiterem himmel recht straff mit seinem set begann und "ordentlich losbolzte" (wir lieben dieses wort im zusammenhang mit techno - gewöhnt euch dran!). später jedoch verfeinerte er sein set deutlich, wurde facettenreicher und baute schöne effekte sowie vocals ein.

wenn wir ja nicht wüssten, dass er aus mainz/alzey stammt, hätten wir fast annehmen können, dass da südamerikanische wurzeln deutlich durch sein set schillerten. sehr gut eingesetzte latin-texturen baute butch ein und allgemein gewann die track-auswahl gegen ende eine wirklich schöne persönliche note und machte lust auf mehr. schließlich haben wir für unseren teil ihn heute das erste mal so direkt live auflegen hören!

von der rakete war es nicht weit ein stockwerk höher in die makrobe zu wechseln. dort hörten wir ein wenig vanessa sukowski, die mit einer weit gefassten track-auswahl und viel spielspass ebenfalls auf sich aufmerksam machte.

wieder runter in die rakete, trafen wir auf radio slave, der die neu eingestellte soundanlage auf herz und nieren prüfte. wir wollen jetzt nicht übertreiben, aber so ein wenig erinnerte das von der sound-ästhetik her schon an die klarheit von berghain & anderen funktion-one clubs.

das versetzen der dj-kanzel, mehr in die mitte des raumes, und die neu-justierung des sound-konzepts machten sich hier wirklich deutlich bemerkbar. insbesondere war der sound nun in der gesamten rakete hör- und spürbar, gleichmäßig und gut druckvoll verteilt, egal ob man vor dem dj-pult, hinten auf der tanzfläche oder bei der bar stand.

der chef von rekids records, radio slave, spielte heute einen zur anlage passenden glasklaren techno-sound. geradezu filetiert klein kamen dezent disco-/house-schnipsel zwischen den beats zum vorschein, vom gesamt-eindruck her bliebs aber für unseren geschmack eindeutig knochentrockener techno-sound.

mit dieser meinung stehen wir etwas alleine da - für viele war radio slave´s set das highlight des abends/der nacht, aber über geschmack lässt sich bekanntlich ja nicht streiten...

apropos techno-sound, wir schauten dann auch nochmal rüber in den hirsch zu stefano noferini. uns - offen zugegeben - bis dato nicht geläufig.

der aus florenz stammende italiener hat jedoch eine ziemlich große schatten werfende biographie. mal abgesehen davon, dass er in italien selbst so eine art pete tong ist (der vergleich zielt auf seine radio show "club edition" ab, die dort so bekannt ist, wie der "essential mix" eben in großbritannien), hat er unzählige eigenproduktionen zu verbuchen, von denen wir nicht wussten, dass sie von ihm stammten.

darüber hinaus hat aber auch schon mit shakira, lady gaga und beyoncé zusammen gearbeitet, was die über 300.000 gefällt-mir-clicks bei facebook etwas relativiert.

dennoch, heute spielte er einen pumpenden technosound, der auch angereichert war mit dem ein oder anderen von ihm selbst eingebrachten effekt.

das scrivanoduo spielte derweil auf dem kleineren hirsch-floor (der sträflich von uns vernachlässigt wurde), mit max tauer & lukas frauenknecht, gottfried & gregor in der makrobe... abgelöst dann später durch julian haffner...

etwas überraschend trafen wir aber in der makrobe später nochmal auf stefano noferini. eigentlich spielte julian haffner & acid morizzle in der makrobe bis 9uhr, was aber spontan zu gunsten einer fortsetzung von noferini´s dj-künsten auf ca. 45min zusammengedampft wurde.

der italienische techno-sound setzte sich nun also hier fort!

im raketen-floor neigte sich das radio slave set zu ende und anié aus leipzig machte sich bereit.

später gabs hier auf dem floor noch hajdar berisha sowie zum schluss stefan riegauf bis zum schluss (wann auch immer das dann konkret sein würde).

das jedoch, erlebten wir nicht mehr... gegen halbacht hieß es für uns schicht im schacht.

aber ihr seht, dass programm heute hatte sich wirklich gewaschen und war vollgepackt. eine session im wahrsten sinne des wortes. noch dazu mit dem besten wetter, dass man sich für eine openair-veranstaltung dieser größe wünschen kann. dass das nachts dann alles in die club-räume zog, fiel da im grunde nicht weiter auf, heiß war es ja ohnehin drinnen wie draußen gleichermaßen... ein wenig barcelona/ibiza-feeling in mittelfranken also... well done und gerne wieder!

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