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mutek festival

montreal - kanada

30.05.2009

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen wir euch auch gerne die original-größen.]

Auch an diesem Tag standen wieder einige, wenn nicht sogar die meisten Veranstaltungen des Festivals auf dem Programm.

Grosse Frage: Was tun? Welchen Act ausfallen lassen, um einem anderen den Vorzug zu geben.

Nunja, life is tough und demzufolge wurde mir die Entscheidung nicht einfach gemacht, fiel aber wie folgt aus:

MUTEK //PICNIK 1 mit keinen geringeren als THE MOLE, BRENDON MOELLER, THOMAS FEHLMANN und TRUS'ME fiel der heutigen Planung zum Opfer. Da die Piknic Location etwas weiter entfernt vom restlichen Festivalgeschehn lag und am darauffolgenden Tag mit unterschiedlichem Line-up dennoch erneut stattfinden sollte, fiel die Entscheidung gegen PICNIK1, dafuer aber fuer das Event ATOM2 aus.

Bei dem im Theaterhaus "Place des Arts" stattfindenden Ereignis war rechtzeitiges Erscheinen Pflicht. Nicht nur, weil sich ATOM groesster Beliebtheit beim Publikum erfreute, sondern auch weil die Plaetze limitiert waren.

Theatherplatzanweiser leuchteten den Besuchern mit Taschenlampen den Weg durch die stockdunkelen Theatergaenge, bis man sich schliesslich in einem in mystisches Rotlicht getauchten Raum wiederfand. Sobald sich die Augen an die Dunkelheit gewoehnt hatten, konnte man in der Mitte des Raumes eine viereckige Flaeche erkennen, auf der Ballons individuell befestigt waren. Allein dieser Einlass war schon aufregend und somit war ich gespannt, was mich nun noch erwarten wuerde.

Die Frage stellte sich: Was ist eigentlich ATOM?

Das von ROBERT HENKE, dem ein oder anderen vermutlich besser als Monolake bekannt, und CHRISTOPHER BAUDER ins Leben gerufene Projekt ATOM ist ein aus 64 beweglichen, mit leuchtenden LED's ausgestatteten, Heliumballons bestehende 3D-Klangskulptur.

Anhand der musikalischen Elemente werden die LED's getriggert und jeder einzelne Ballon kann von einem Motor angetrieben, im Einklang mit der Musik, in die unterschiedlichtsen Postitionen gebracht werden.

Das ergab dann im Zusammenspiel von Ballons & Musik ein wunderbar blinkendes "Atomgewitter".

Mal eine Treppe aus Ballons, mal einzelne Reihen die sich erhoben und senkten, mal die komplette Flaeche der Ballons. Komplett beleuchtet oder blinkend, ergaben sich diverse Choreografien und Strukuren bei diesem Spektakel. Beeindruckend, faszinierend und verspielt zugleich!! Mit 1000 Fragen bewaffnet konnte ich es mir nicht nehmen lassen ROBERT HENKE nach der Show noch kurz auszufragen, wie dass denn alles funktionierte. Mr. Monolake nahm sich netterweise kurz Zeit, bevor er abbauen musste, um mir am Laptop die Steuerung der Ballons und Musik zu erklaeren. Super nett und auskunftsfreudig!! :

Danke dafuer! Mehr Infos zu ATOM findet ihr hier: www.monolake.de

Nach diesem super Start in den MUTEK Samstag ging es nun beschwingt weiter zu "La SAT", und somit zur

A/V+: BINARY BY DESIGN

Dieses Event stand ganz im Zeichen des deutschen Labels RASTER-NOTON mit seinen Vertretern

CYCLO (RYOJI IKEDA + CARSTEN NICOLAI), ATOM TM (aka senor coconut), ALVA NOTO und BYETONE.

Kurz zum Label: Das von Carsten Nicolai und Olaf Bender gegruendete deutsche Label entstand 1996 durch die Vereinigung Rastermusic sowie Noton und ist als eines der weltweit einflussreichsten Plattformen fuer elektronische Musik hoch angesehen. Das Label verlegt anspruchsvolle experimentelle Kuenstler und versteht sich als ein Verbindungselement zwischen Musik, Medienkunst, Design und Soundinstallationen.

Als ich kurz vor 21 Uhr ankam, beendeten gerade CYCLO (RYOJI IKEDA + CARSTEN NICOLAI) ihren Auftritt. Schade, denn die beiden waren seit ca. 2000 nicht mehr vor Live Publikum zu sehen.

Hochkaraetig sollte es nun weiter gehen mit ATOM TM. Strenge Konzepte mit viel Sinn für schrägen Humor zu verfolgen, ist eine der Spezialitäten von Uwe Schmidt alias ATOM TM, alias ATOM HEART, alias SEÑOR COCONUT. So erschien, der in Santiago de Chile lebende Produzent, auch heute optisch eher ungewoehnlich fuer solch eine Veranstaltung, dennoch aber ganz im typischen ATOM TM Style. So praesentierte er sich perfekt gescheitelt und im beigen Anzug. Zur Bestform aufgelegt trat er hier bei MUTEK mit seinem Live Programm an. Dieses fiel unter die Kategorie "kann man nicht beschreiben, muss man dabei gewesen sein".

Musikalisch, stilistisch und kreativ anspruchsvoll spielte er eine Art sinnlich, rhytmischen Techno indem er alte Disketten hochlud. Dieses "Arbeitsschritte" konnte der Zuschauer auf einem Screen hinter ihm verfolgen. Auf dieser Leinwand erschienen im 80 Jahre MSDOS Look nun die situ beat counts, cowbell measures und so weiter. Ziemlich cool und so "live" wie es nun mal eben nur geht.

Danach folgte Carsten Nicolai. Sein zweiter Autritt an diesem Abend als ALVA NOTO. Dieser wiederum experimentierte mit eigenen Tönen, akustischen und visuellen Symbolen. Seine Vorstellung bewegte sich im Raum zwischen Kunst und Wissenschaft. Auch diese Show beeindruckend, ueberzeugend und grenzwertig experimentell.

Im Anschluss und zu guter letzt kam nun noch Olaf Bender an die Reihe, der unter dem Künstlernamen BYETONE sein Koennen unter Beweis stellte. BYETONE ist einer seiner Soloprojekte und hier bei MUTEK_10 rockte er das Haus mit seinen roughen und abstrakten Sounds. Sein Live Set war organisch, dunkel und ueberwaeltigend auf einmal. Wundervoll mitzuerleben!

Gelungene Overall Performance der RASTER NOTON Jungs, die definitiv einen bleibenden Eindruck hinterlies und ein gelunger Abschluss dieser Veranstaltungsreihe.

Als wenn das Alles nun noch nicht genug des Guten gewesen waere, sollte nun der die eigentliche "Abendveranstaltung" des Tage stattfinden.

Also aufi zur NOCTURNE 4 - NIGHT VENTURES im nun schon bekannten Metropolis mit seinen 2 Veranstaltungsraeumen. Diese Nacht sollte zur laengsten Party des MUTEK_10 Festivals werden. So hatte man doch ein hochkaraetiges Line-up und eine spaetere Sperrstunde organisiert, um ordentlich zur Feierei beizutragen. Beim 10 -jaehrigen wollte man sich eben nicht lumpen lassen. Gut so!

Ich traf kurz nach Mitternacht ein und war somit genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort um das Zweiergespann MATHEW JONSON & DANDY JACK zu hoeren. Auch diese beiden Verfechter der elektronischen Musik sind nicht erst seit gestern mit von der Partie, sondern haben sich in den letzten Jahren einen sehr erfolgreichen Namen gemacht.

Mathew zum Beispiel mit seinen zahlreichen Releasen auf Labels wie Perlon oder Ritchie Hawtin's M_INUS und seinem erst in 2009 gegruendeten eigenen Label WAGON REPAIR. Jonson experiementiert mit vielartigen Stilen und Einfluessen. Techno, House, Drum & Bass und Jazz bestimmen klar seine Markenzeichen - Tech Fusion Sound.

DANDY JACK andererseits ist bekannt fuer seine vielseitigen Collaborationen mit z.B. Tobias Freund unter dem Pseudonym "Sieg ueber die Sonne", Ric Y Martin mit Ricardo Villalobos oder letztlich Junction SM mit Sonja Moonear.

Diesmal waren die beiden nun als Nordamerika Premiere zusammen zu bewundern und hatten, wie man den Bildern entnehmen kann, offensichtlich Spass bei Ihrer Performance. Diese Energie schwappte ohne Probleme auf das Publikum ueber, welches den groovigen electronic und Latin Sounds des Duos wohlwollend zu schaetzen wusste.

 

Beste Stimmung also im Hauptraum... Aber was ging eigentlich im Savoy?

Um dorthin zu gelangen, wieder das gleiche Spiel wie am Vortag.... Anstehen!

Leider half der Media Pass diesmal nicht weiter und somit beschraenkte sich das Pendeln zwischen Main-und Nebenfloor von meiner Seite auf ein Minimum. Immerhin gab's keine Zeit zu verschwenden, obgleich man durchaus illustre Bekannschaften machte, mit dem ein oder anderen den das gleiche "Anstehschicksal" ereilte.

Endlich im Savoy angekommen uebernahm PEZZNER gegen 01:45 das Ruder und sollte uns auch mit seinen

"hypnotic soundscapes for the body as well as the mind" ueberraschen.

Ich hatte vorher noch nicht viel von ihm gehoert, obgleich er wohl schon fuer die letzten 16 Jahre mit Partner Bob Hansen das Duo "JACOB LONDON" formte. Hier bei MUTEK konnte man in den Genuss seines aufregenden, funky Sets kommen. Das ganze super smooth, tanzbar, mit tollen Percussions unterlegt und extrem ueberzeugend. Kann den jungen Mann nur waermstens empfehlen!

Aus diesem Grund fiel der Aufenthalt im Savoy auch ein wenig laenger aus als vorhergesehen. Zum einen wegen der Anstehsituation um wieder zurueckkommen zu koennen, zum anderen war es schwer sich den Klaengen und Beats PEZZNER'S zu entziehen.

Irgendwann dann doch von dem "hyptnotic sound" losgerissen, wurde die "Rueckreise" in den Main Room angetreten. Hier und heute gab TOBIAS., alias Tobias Freund, sein Nordamerika Debut. Der aus Deutschland stammende Veteran der elektronischen Musik hatte es trotz seiner Umtriebigkeit in seiner 25jaehrigen Karriere tatsaechlich noch nie ueber den grossen Teich geschafft. Werden wir ihm jetzt mal nicht zum Vorwurf machen, da er sicher ziemlich beschaeftigt war mit seinen zahlreichen Projekten "Sieg über die Sonne" , "Atom™ & Pink Elln", "NSI. non standard institute", um nur einige zu nennen. Sein neuestes Projekt TOBIAS. widmet sich unterdessen der Dance Music und Tracks, die voellig fuer den Dancefloor gemacht sind..... Meine Guete, und wie sie fuer den Dancefloor gemacht waren!!

TOBIAS. fuer mich persoenlich ein absoluter, da unerwarteter, Hoehepunkt an diesem Abend, der generell schon mit hochgradig guter Musik daher kam.

TOBIAS. lieferte eine herrausragendes Set ab. Hoffe doch sehr, dass sein naechster Nordamerika Besuch nicht so lange auf sich warten laesst.

Was konnte da jetzt noch dem Ganzen das Sahnehaeubchen aufsetzen?? Richtig…. Ein 3 Stunden Set von keinem geringern als Mr. CARL CRAIG himself.

Ich glaube, zu Carl braucht man eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Der Dancefloor Experimentalist und Top Detroit Techno Producer bedarf eigentlich keiner besonderen Vorstellung mehr. Carl ist einer der einfluss- und facettenreichsten Kuenstler in der Technoszene und sein langjaehriger Erfolg gibt ihm Recht.

Wer mehr ueber ihn wissen moechte, kann sich gerne hier schlau machen:

myspace.com/carlcraig

residentadvisor.net

und hier bei szenemag haben wir natürlich noch einige erfahrungswerte in text/bild festgehalten, z.b.

sonnemondsterne 2001

distillery in leipzig 2004

elan club in meiningen 2005

Hier bei Mutek stellte Carl sein ganzes Koennen und seine Vielfaeltigkeit unter Beweis. Es wurden alte Technotracks rausgekramt, die ich schon seit der Rave Zeit nicht mehr vernommen hatte. Es gab soliden, straighten Detroit Techno und dann wiederum abwechslungsreichere, ueberraschendere Tracks.

Am Ende entliess uns Carl gegen 6 Uhr morgens mit dem Donna Summer Hit "I feel love"… und das war haargenau das Gaensehautgefuel mit dem er uns fuer dieses Mal in den beginnenden Morgen verabschiedete - LOVE!

Zusammenfassend eine wuerdige Feier !

Hut ab und Respekt ans MUTEK_10 Team fuer dieses Line-up und fuer einen insgesamt erinnerungswuerdigen Samstag, von dem ich persoenlich noch lange zehren werde.

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