die
institution distillery lud heute abend zum quasi
geschichtsunterricht. von den drei mutmaßlichen
erfindern des detroit techno, hatten sie heute abend
derrick
may
zu gast.
überhaupt
ist es der distille in konstanter form ein großes
anliegen, mit ihren verschiedenen gästen alle
facetten von guter elektronischer musik zu
präsentieren. dabei spielts keine rolle, ob es sich
bei den gästen um weit gereiste oder nahliegende
handelt. ein besuch lohnt fast immer...
apropo
nahliegend. da wären z.b. die moon
harbour
leute zu nennen. allen voran teamleiter matthias
tanzmann, aber auch z.b. (gerade aktuell extrem
präsent) daniel stefanik.
eben
jener gestaltete heute den auftakt zur amerikanischen
nacht und schlug mit dem deepen moon-harbour sound die
passende brücke zum detroit hi-tech-soul.
haben
wir die distillery letztes mal (mit
laurent garnier im november
2006)
um kurz nach null uhr voll vorgefunden, startete man
heute etwas gemütlicher.
das ist
prinzipiell nicht verkehrt, denn das gibt einem zeit,
sich nicht mit brachialer gewalt in das nachtleben zu
stürzen, sondern stück für stück
eingenommen zu werden. dazu trug daniel stefanik sehr gut
bei, sodass spätestens gegen 2uhr definitiv jeder
angefixt war.
ohne
unterbrechung übernahm derrick may diesen
aggregatzustand und tat sein übriges.
derrick
may, wie bereits in anderen reviews geschildert (z.b.
kevin saunderson in münchen
2005
oder erfurt
2006),
wird er neben juan atkins und kevin saunderson zu den
belleville three gezählt. benannt nach jener
highschool in detroit, in der alle drei die schulbank
drückten.
aus der
eher lebensverneinenden situation detoits fanden sie
einen ausweg, die musik.
damals
gerade hoch im kurs befindliche einflüsse aus europa
(allen voran kraftwerk) sowie die erdung in blackmusik
(funk, soul...), formten sie zudem, was allgemein und
zeitlich unverrückbar als detroit techno beschrieben
wird. eine für damalige verhältnis komplett
neue art von musik, die nahezu komplett synthetisch war.
begünstigt/ermöglicht wurde dies durch neue
gerätschaften, wie z.b. die synthie´s der firma
roland (808, 303 usw), welche preislich erschwinglich
wurden.
gleichzeitig
markierte dies, neben anderen ereignissen in europa,
einen wichtigen grundstein zu techno, wie wir ihn heute
allgemein kennen. manche meinen sogar, DEN grundstein
schlechthin.
in
verschiedenen eigenen veröffentlichungen sowie
seinem label transmat records definierte speziell
derrick may den begriff hi-tech-soul und was der genau zu
bedeuten hatte, konnte man heute herausfinden.
so
bestand sein set sowohl aus alten sachen, als auch aus
neueren tracks (z.b. áme, audion, paperclip
people/carl craig, drexcija), was durchaus sinn macht,
denn derrick may schreibt sich selbst auf die fahnen,
dass im grunde nur entscheidend ist, ob ein track eine
seele besitzt. die beschreibung hi-tech-soul macht hier
also gleich doppelt sinn.
darüber
hinaus merkt man ihm auch deutlich an, dass er spass
daran hat, hinter den decks zu stehen. er wirkt zwar
konzentriert und arbeit viel mit den geräten, doch
er wirkt auf das publikum offen und lächelt auch mal
zurück, wenn das publikum vor euphorie die
hände in die luft wirft und schreit. keine
selbstverständlichkeit, denn das label "detroit"
muss sich auch durchaus hier und da dem verwurf des
"sell-outs" gefallen lassen.
wie so
oft und eigentlich immer, läßt sich der
tatsächliche sound nur schwer beschreiben.
vielleicht wäre an der stelle eins von diesen neuen
aufnahme-mirkos mal eine investition (z.b. zoom h4). wir
klären das bei gelegenheit...
so
bleibts bei der zweidimensionalen darstellung, was die
wirkung des dj-sets von derrick may angeht:
insgesamt
ein runder abend, sowohl in sachen daniel stefanik, als
auch vom weitgereisten gast derrick may. vielen
dank!