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distillery - leipzig

12.05.2007



die institution distillery lud heute abend zum quasi geschichtsunterricht. von den drei mutmaßlichen erfindern des detroit techno, hatten sie heute abend derrick may zu gast.

überhaupt ist es der distille in konstanter form ein großes anliegen, mit ihren verschiedenen gästen alle facetten von guter elektronischer musik zu präsentieren. dabei spielts keine rolle, ob es sich bei den gästen um weit gereiste oder nahliegende handelt. ein besuch lohnt fast immer...

apropo nahliegend. da wären z.b. die moon harbour leute zu nennen. allen voran teamleiter matthias tanzmann, aber auch z.b. (gerade aktuell extrem präsent) daniel stefanik.

daniel stefanik daniel stefanik

daniel stefanik

eben jener gestaltete heute den auftakt zur amerikanischen nacht und schlug mit dem deepen moon-harbour sound die passende brücke zum detroit hi-tech-soul.

haben wir die distillery letztes mal (mit laurent garnier im november 2006) um kurz nach null uhr voll vorgefunden, startete man heute etwas gemütlicher.

das ist prinzipiell nicht verkehrt, denn das gibt einem zeit, sich nicht mit brachialer gewalt in das nachtleben zu stürzen, sondern stück für stück eingenommen zu werden. dazu trug daniel stefanik sehr gut bei, sodass spätestens gegen 2uhr definitiv jeder angefixt war.

ohne unterbrechung übernahm derrick may diesen aggregatzustand und tat sein übriges.

derrick may, wie bereits in anderen reviews geschildert (z.b. kevin saunderson in münchen 2005 oder erfurt 2006), wird er neben juan atkins und kevin saunderson zu den belleville three gezählt. benannt nach jener highschool in detroit, in der alle drei die schulbank drückten.

aus der eher lebensverneinenden situation detoits fanden sie einen ausweg, die musik.

damals gerade hoch im kurs befindliche einflüsse aus europa (allen voran kraftwerk) sowie die erdung in blackmusik (funk, soul...), formten sie zudem, was allgemein und zeitlich unverrückbar als detroit techno beschrieben wird. eine für damalige verhältnis komplett neue art von musik, die nahezu komplett synthetisch war. begünstigt/ermöglicht wurde dies durch neue gerätschaften, wie z.b. die synthie´s der firma roland (808, 303 usw), welche preislich erschwinglich wurden.

gleichzeitig markierte dies, neben anderen ereignissen in europa, einen wichtigen grundstein zu techno, wie wir ihn heute allgemein kennen. manche meinen sogar, DEN grundstein schlechthin.

in verschiedenen eigenen veröffentlichungen sowie seinem label transmat records definierte speziell derrick may den begriff hi-tech-soul und was der genau zu bedeuten hatte, konnte man heute herausfinden.

so bestand sein set sowohl aus alten sachen, als auch aus neueren tracks (z.b. áme, audion, paperclip people/carl craig, drexcija), was durchaus sinn macht, denn derrick may schreibt sich selbst auf die fahnen, dass im grunde nur entscheidend ist, ob ein track eine seele besitzt. die beschreibung hi-tech-soul macht hier also gleich doppelt sinn.

darüber hinaus merkt man ihm auch deutlich an, dass er spass daran hat, hinter den decks zu stehen. er wirkt zwar konzentriert und arbeit viel mit den geräten, doch er wirkt auf das publikum offen und lächelt auch mal zurück, wenn das publikum vor euphorie die hände in die luft wirft und schreit. keine selbstverständlichkeit, denn das label "detroit" muss sich auch durchaus hier und da dem verwurf des "sell-outs" gefallen lassen.

wie so oft und eigentlich immer, läßt sich der tatsächliche sound nur schwer beschreiben. vielleicht wäre an der stelle eins von diesen neuen aufnahme-mirkos mal eine investition (z.b. zoom h4). wir klären das bei gelegenheit...

so bleibts bei der zweidimensionalen darstellung, was die wirkung des dj-sets von derrick may angeht:

insgesamt ein runder abend, sowohl in sachen daniel stefanik, als auch vom weitgereisten gast derrick may. vielen dank!

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