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sonnemondsterne X2

bleilochtalsperre - saalburg

09.08.2008

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen wir euch auch gerne die original-größen.]


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zweiter tag sonnemondsterne. nicht direkt am sonntag danach geschrieben, sondern schön in ruhe montag abend. ist doch die bessere zeit, um das ganze zusammenzufassen und revue passieren zu lassen.

den freitag hatten wir geschlossen mit der befürchtung, dass die sms zu einer klasse-anstatt-masse-veranstaltung geworden ist. nee, ganz so schlimm ist es nicht, allerdings hat sie sich einen gewissen "rave-faktor" angeeignet bzw. aneignen lassen...

objektiv gesehen kann man auch dieses jahr attestieren, dass die sms ein voller erfolg gewesen ist (besucherzahlenmäßig) und das jedes zelt für sich betrachtet ebenfalls erfolgreich war (stimmungsmäßig).

besonders gut schien das cocoon-zelt zu laufen, denn dort war auch heute abend/nacht meistens kein "reinkommen". wir z.b. habens nur am anfang bei d.diggler geschafft. danach gings einfach nicht mehr. aber glück im unglück, denn der fotograben war ohnehin nach dem vortag gesperrt worden - zuviele vermeintliche vips auf und vor der bühne... einer der interessantesten acts im cocoon-zelt heute minilogue musste übrigens absagen, also nochmal glück im unglück.

beim main-zirkus (das größte zelt) war der austausch des publikums - je nach act/dj - am größten. allerdings war auch hier - bei den meisten acts - das haus sprichwörtlich voll. am krassesten bei deichkind, deren liveshow nach wie vor immer größer wird. mittlerweile kriegt man es aber fast schon einwenig mit der angst zu tun und das wort anarchie kommt mir als erstes in den sinn, wenn ich daran zurückdenke. rein von den besucherzahlen her würde ich aber empfehlen, sie doch endlich mal dahin zu buchen, wo sie nun hingehören, auf die hauptbühne!

musikalisch hat sich nicht viel geändert. nur wie gesagt, die wirkung ist größer geworden. stellenweise waren leute zu sehen, die die metall-träger bis nach oben geklettert sind...

etwas weniger chaotisch ging es bei klee zu, welche vor deichkind das vergnügen hatten. die königin der nacht - sängerin susi.

was wir richtig genossen am anfang der samstagnacht, war das relaxte umherschweifen zwischen den einzelnen zelten. spätestens ab 0uhr ging das definitiv leider nicht mehr. so haben wir z.b. noch marbert rocel live gehört, welcher zusammen mit seiner sängerin und 2 weiteren musikern einen sehr schönen und gefühlvollen liveact hingelegt hat. dennoch tanzbar und mit viel energie.

gerne hätten wir auch polarkreis18 gesehen/gehört, diese mussten jedoch ähnlich wie minilogue absagen. was wir parallel dazu gehört haben war aber z.b. zoot woman, welche ja bereits beim melt-festival spielten (analog klee...). auch wer zoot woman nicht kennt, kann mit deren größtem hit "automatic" meist dennoch was anfangen. und wenn man sich die zeit nimmt, genauer reinzuhören in das restliche schaffenswerk, ist man ganz schnell voll dabei.

fast schon zum dauergast ist mia. geworden. auch dieses jahr wieder mit von der party, gleich nach northern lite. beide acts wurden dieses jahr stark von einer schwarzbiermarke (von denen die sportfreunden sangen "... ist kein schlitten, die sugarbabes sind nicht atomic kitten...") promoted. es gab auch ein gewinnspiel im vorfeld, bei denen die gewinner live auf der bühne auf einem sofa platz nehmen durften und das ganze quasi direkt vor ihrer nase erlebten.

dem freude am tanzen zelt haben wir - warum eigentlich? - nur am anfang einen besuch abgestattet, als dort ian simmonds angenehm untanzbar auflegte. auch beim muna-zelt haben wir, außer marbert rocel (siehe oben) und ken tamburri (dessen früherer alias-name kay langsam in vergessenheit gerät), heute jede menge ausgespaart.

ian simmonds ken tamburri

dafür haben wir das broken harmony und damit drum´n bass zelt des öfteren besucht. wisst ihr, bei sovielen techno/house-zelten ist es doch auch mal ganz schön, etwas abwechslung reinzubringen. und breakbeat kommt da genau richtig. heute abend erst mit broken harmony djs selbst, dann dem contest winner sowie später dem stuttgarter humpy c & mc dragoon, mtc yaw & mc soultrain, krust und nicky blackmarket.

humpy c

krust krust

nicky blackmarket

an der liebgewonnenen strandbar22 haben wir auch heute etwas rumgelungert. grade an den decks, neolectric. also wieder jena, um genau zu sein vom manga club. das gestern bereits erwähnte lagerfeuer war heute noch begehrter als am vortag.

neolectric

ja und dann war da noch... massive attack. das highlight unseres erachtens und der kern des samstagabends, wenn man sich denn darauf eingelassen hat.

drauf einlassen deswegen, weil die bleilochtalsperre dem "loch" im namen mal wieder alle ehre machte, es war nämlich s*ukalt. das forderte vielen (uns inklusive) schon etwas motivation ab, nicht in eins der zelte oder ans lagerfeuer auszuweichen. schließlich sind massive attack nicht gerade als raveact á la underworld bekannt, sondern eher ein act zum stehen&sehen.

3d daddy g daddy g

so war es denn auch. ich muss ja zugeben, dass ich in erster linie einfach nur einen querschnitt ihrer größten hits erwartet hab. was mich, ebenfalls zugegeben, auch sehr gefreut hätte (z.b. unfinished sympathy live auf diesem soundsystem... gänsehaut). aber dazu kam es nicht.

massive attack haben unzählige große alben gemacht, mit ebenso unzähligen, zeitlosen großen songs, wie eben z.b. "unfinished sympathy" (aus ihren frühen jahren/tagen). mit immer wechselnder besetzung, vor allen dingen bei den front-sängerinnen bzw. sängern/mc´s. so entstammten aus den kollaborationen mit massive attack fruchtbare solokarrieren von z.b. tracey thorn, tricky.

irgendwann vor einigen jahren gab es dann einen bruch im kreativen schaffen von massive attack. ob das nun aus eigener initiative, einfach aus not oder aus dem gefühl heraus, eben schon alles gemacht zu haben, passierte, entzieht sich meiner kenntnis. in erscheinung getreten sind sie in den letzten jahren durch einen soundtrack, ein best-of-album und kleinere kollaborationen für andere künstler (mike patton z.b. auf seinem peeping tom album).

wie auch immer, durch den liveact heute gaben sie beweis ab, sie sind noch da...

der liveact war die ersten 3-4 songs relativ erwartungsgemäß. es gab ein paar ihrer "guten, alten" songs, welche aber anscheinend nur eine brücke schlagen sollten. denn den rest des auftritts gab es neues material, welches allsamt sehr politisch geprägt war. hierzu hatte man auch die bühne entsprechend umgebaut und präsentierte (wohlgemerkt in deutsch!!) statements zur aktuellen situation in großbritannien und der welt. in erster linie ging es dabei um die jüngsten gesetze, welche aller orten die freiheitlichen rechte der menschen einschränken.

grundrechte, die hart erkämpft wurden und jetzt unter dem aspekt der "sicherheit" von jetzt auf nachher über bord geworfen werden.

3d 3d

nach kraftwerk im jahr 2006, die mit ihrem radioactivity-song die atomkraft anprangerten, eine der politischsten auftritte, den die sms bisher erlebt hat. fanden wir gut!

hatte jedoch in verbindung mit der kälte heute abend zur folge, dass wir im anschluss daran nur noch schwer für etwas anderes zu begeistern waren.

und - ein letztes mal für heute - erneut zugegeben, aus dem alter "noch soviel erleben zu müssen" sind wir (in person) ja nun doch auch irgendwann raus. also verabschiedeten wir uns von der diesjährigen sonnemondsterne gegen 4uhr früh.

 

abschließend halten wir fest: die sms ist schon verdammt groß und sie muss tatsächlich (ein wenig kritisch bleiben wir in der beziehung) aufpassen, dass sie an dieser größe nicht zu grunde geht. denn der allgemeine trend für elektronische musik war/ist ja seit jahren eher zurück ins kleine, in den untergrund (wenn man das so sagen will), was dem ganzen auch sehr gut tat/tut.

dennoch sahen und sehen wir viele - vor allem deutlich jüngere als wir - leute, die egal wo viel spass hatten, insofern hat die sms natürlich weiterhin ihre daseinsberechtigung.

und, dass kam in unserem review (weiss ich...) zu kurz, sie stärkt die region, d.h. es gibt viele zelte/bühnen, die fast ausschließlich von djs/acts aus der region bespielt werden (also region ist da etwas weiter gefasst: thüringen/sachsen/sachsen-anhalt...) und damit bei vielen besuchern von außerhalb auch repräsentationsarbeit leisten. zum beispiel eben die genannte broken harmony crew aus weimar/jena, unruhige nächte aus südthüringen, brandenburg allstars usw.

in diesem sinne, bis (sicher) nächstes jahr.

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