[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild,
gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt,
gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne
nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb-
oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you
see is what you get! evtl. zu sehende verformungen
und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund
der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung
eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit
groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen
wir euch auch gerne die
original-größen.]
bielefeld,
die zweite. unweit der location gestern (im grunde einmal
quer über die schnellstraße), gings
programmatisch auch am samstag anspruchsvoll weiter. die
1live
klubbing reihe war zu gast und hatte neben den
moderatoren & djs larse sowie mike
litt, gleich noch ewan
pearson
aus berlin mit dabei.
auf
eine angenehme weise, kommt man an dem radiosender 1live
hier oben im groß-"sektor" nordrhein-westfalen
nicht vorbei. neben dem üblichen charts-gedöns
tagsüber, grenzt sich 1live durch sehr gute
spartensendungen in den abendstunden vom mainstream radio
ab. so bekommt man einen guten spagat zwischen mainstream
und alternative/avantgarde hin und bietet nahezu für
alle non-popular-musikrichtungen auch eine entsprechende
plattform.
am
elektronischen beispiel wären in der beziehung z.b.
die sendungen (man könnte fast von institutionen
sprechen) von hans nieswandt (mittwochs 0 bis
1uhr) und thomas fiehe (sonntags 22 bis 1uhr,
dienstags 0 bis 1uhr) zu nennen.
erstgenannten
muss ich wohl sicherlich nicht weiter vorstellen (siehe
diverseste reviews... august´10
club stereo,
juni
´10 le grand,
april´06
elan).
den
zweitgenannten klaus fiehe könnte man etwas mit (dem
leider verstorbenen) john peel vergleichen, da er in
seiner wöchentlichen sendung im grunde alles
featured, was im underground musik bereich eine rolle
spielt oder in kürze spielen könnte. von
dupstep, hiphop, grime, house, techno, alternative rock
ist da im grunde alles mögliche dabei. vor einigen
monaten legte dieser übrigens passenderweise im
benachbarten forum bei der electronic lounge reihe auf
(siehe review
gestern).
doch
kommen wir zum konkreten geschehen heute vor
ort.
dort
präsentierten larse & mike litt
ihre definition von dancemusic, ganz dem beispiel ihrer
musiksendung klubbing jeden freitag abend auf
1live folgend.
innerhalb
dieser sendung und auch innerhalb des heutigen sets,
wandern sie (besser: "er", da ich mike litt nicht
mitbekam) auf einem schmalen grad zwischen house/techno
und pop, der, je nachdem welchem stil man sich eher
zugeneigt fühlt, lust auf mehr macht.
die
frage nach dem "mehr" beantworteten die gäste von
1live heute ziemlich eindeutig mit techno/house, denn
ewan pearson legte direkt im anschluss auf. nur zu
gerne verweise ich in diesem zusammenhang auf unsere
eigene geburtstagsparty im thüringischen veilsdorf
und dem dortigen village klub (siehe review
mai
2010).
auch
bei ewan schwingt ein gewisser pop-appeal mit, durch
remixe & produktionen für depeche mode, gwen
stefani, tracey thorn, goldfrapp, pet shop boys, franz
ferdinand, the rapture und und und...
davor,
daneben und danach jedoch, pflegt er die liebe zum eher
undergroundigen treiben, ob nun als
regelmäßiger dj der (in diesem sinne)
wichtigsten clubs europas (berghain/berlin, robert
johnson/offenbach, fabric/london...), remixer für
alle sonstig relevanten djs/musiker (wie z.b. alter ego,
erlend øye, silicone soul, mocky, closer musik,
playgroup, black strobe...), produzent eigener
stücke oder zum beispiel auch als
schriftsteller.
denn
ewan pearson hat einiges zu erzählen als zeitzeuge
der ende der 80er/anfang der 90er beginnenden
acidhouse/techno welle, deren einflüsse bis heute
nachebben. in der verbindung sei auf die 20 jahre
groove
ausgabe verwiesen, welche zum einen diese 20 jahre recht
anschaulich revue passieren lässt und für
welche ewan pearson regelmäßig
beiträge/kolumnen beisteuert.
doch
erneut zurück zum heutigen geschehen.
musikalisch
war das erwartungsgemäß solide und
einwandfrei. doch ihr merkt sicher schon an der
verhaltenen und wenig euphorischen formulierung, dass da
was fehlte.
was uns
zum elephant club selbst bringt.
dieser
liegt inmitten des vor einigen jahren neu erschaffenen
boulevards in bielefeld. ein gesamt-komplex aus
multiplex-kino, bars und restaurants sowie mehreren
discotheken und clubs. darunter ein pacha-ableger, das
schon öfters besuchte stereo (gleich nebenan) und
eben der elephant club, welchen wir seit einem
angekündigten date mit kenny dope gonzales vor
einiger zeit ebenfalls aufmerksam verfolgen.
dabei
ist uns natürlich nicht entgangen, dass das elephant
auch einen spagat (der dritte in diesem review)
hinbekommen muss, denn schließlich will eine
immobilie in einer so hervorstechenden lage angemessen
bewirtschaftet werden.
das
elephant ist damit also eher discothek als club,
wenngleich die gesamte innenarchitektur nur wenig von
einer klassischen großraum-diskothek hat. das ganze
mutet eher loungig und durchaus angenehm an. 2 floors und
eine raucher-terrasse teilen das elephant auf. der
größere der beiden floors (wie könnte es
anders sein) war heute (ausnahmslos) den charts
vorbehalten. der kleinere war der ewan pearson floor, auf
welchem ich mich hauptsächlich rumtrieb.
und
während ich da so stehe, entdecke ich dann doch ein
paar kleine details, die "hald eben doch eher disco als
club" sind. so fanden sich 2 (sauber mit klassisch roten
samt-kordeln abgegrenzte) vip-bereiche direkt an der
tanzfläche. 2 kleine dekadenz-areale also, die
geradezu danach schrien, mit wellen an euphorie geentert
und somit schnellstmöglich in tanzfläche
umgewandelt zu werden. die darin sitzenden herren/damen
sahen jedoch nicht danach aus, als ob sie das jemals
zugelassen hätten.
das
publikum selbst war bunt gemischt und durchaus willens,
dem angebot von ewan pearson euphorisch zu folgen (was
dann auch stellenweise passierte), aber dennoch
störten so ein paar seidentuch- und
sakko-träger, welche einfach nicht bereit (oder in
der lage) waren, ihren status einmal status sein zu
lassen. dicht gefolgt von den weiblichen gästen,
welche eben auf der suche nach einem solchen seidentuch-
und sakko-vertreter waren.
schließlich
haben alle die 8 euro eintrittshürde erfolgreich
genommen und auch den ein oder anderen 7,50 eur teuren
wodka-orange investiert, sodass für den weiteren
verlauf der nacht wurscht sein sollte, wieviele stellen
jetzt genau das jahresgehalt des einzelnen hat. auch die
suche nach einem solventen geschlechtspartner fürs
leben, sollte für meinen persönlichen geschmack
auf so einer tanzfläche nicht im vordergrund stehen,
denn dafür sind die sorgfältig
ausgewählten tracks von ewan pearson einfach zu
schade.
zu
mühsam gestaltete sich im weiteren verlauf die
anstrengung, so zu tun, als wäre das alles nicht
vorhanden und doch alle irgendwie bereit, einfach nur
etwas ehrlichen spass an der musik zu haben. zumindest
ging es mir so.
mit
subjektiven grüßen und der gefahr, nie wieder
gästeliste hier zu erhalten, möchte ich mit
einem freundschaftlichen rave on
schließen.