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1live klubbing

elephant - bielefeld

11.12.2010

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen wir euch auch gerne die original-größen.]

bielefeld, die zweite. unweit der location gestern (im grunde einmal quer über die schnellstraße), gings programmatisch auch am samstag anspruchsvoll weiter. die 1live klubbing reihe war zu gast und hatte neben den moderatoren & djs larse sowie mike litt, gleich noch ewan pearson aus berlin mit dabei.

 

auf eine angenehme weise, kommt man an dem radiosender 1live hier oben im groß-"sektor" nordrhein-westfalen nicht vorbei. neben dem üblichen charts-gedöns tagsüber, grenzt sich 1live durch sehr gute spartensendungen in den abendstunden vom mainstream radio ab. so bekommt man einen guten spagat zwischen mainstream und alternative/avantgarde hin und bietet nahezu für alle non-popular-musikrichtungen auch eine entsprechende plattform.

am elektronischen beispiel wären in der beziehung z.b. die sendungen (man könnte fast von institutionen sprechen) von hans nieswandt (mittwochs 0 bis 1uhr) und thomas fiehe (sonntags 22 bis 1uhr, dienstags 0 bis 1uhr) zu nennen.

erstgenannten muss ich wohl sicherlich nicht weiter vorstellen (siehe diverseste reviews... august´10 club stereo, juni ´10 le grand, april´06 elan).

den zweitgenannten klaus fiehe könnte man etwas mit (dem leider verstorbenen) john peel vergleichen, da er in seiner wöchentlichen sendung im grunde alles featured, was im underground musik bereich eine rolle spielt oder in kürze spielen könnte. von dupstep, hiphop, grime, house, techno, alternative rock ist da im grunde alles mögliche dabei. vor einigen monaten legte dieser übrigens passenderweise im benachbarten forum bei der electronic lounge reihe auf (siehe review gestern).

doch kommen wir zum konkreten geschehen heute vor ort.

dort präsentierten larse & mike litt ihre definition von dancemusic, ganz dem beispiel ihrer musiksendung klubbing jeden freitag abend auf 1live folgend.

innerhalb dieser sendung und auch innerhalb des heutigen sets, wandern sie (besser: "er", da ich mike litt nicht mitbekam) auf einem schmalen grad zwischen house/techno und pop, der, je nachdem welchem stil man sich eher zugeneigt fühlt, lust auf mehr macht.

die frage nach dem "mehr" beantworteten die gäste von 1live heute ziemlich eindeutig mit techno/house, denn ewan pearson legte direkt im anschluss auf. nur zu gerne verweise ich in diesem zusammenhang auf unsere eigene geburtstagsparty im thüringischen veilsdorf und dem dortigen village klub (siehe review mai 2010).

auch bei ewan schwingt ein gewisser pop-appeal mit, durch remixe & produktionen für depeche mode, gwen stefani, tracey thorn, goldfrapp, pet shop boys, franz ferdinand, the rapture und und und...

davor, daneben und danach jedoch, pflegt er die liebe zum eher undergroundigen treiben, ob nun als regelmäßiger dj der (in diesem sinne) wichtigsten clubs europas (berghain/berlin, robert johnson/offenbach, fabric/london...), remixer für alle sonstig relevanten djs/musiker (wie z.b. alter ego, erlend øye, silicone soul, mocky, closer musik, playgroup, black strobe...), produzent eigener stücke oder zum beispiel auch als schriftsteller.

denn ewan pearson hat einiges zu erzählen als zeitzeuge der ende der 80er/anfang der 90er beginnenden acidhouse/techno welle, deren einflüsse bis heute nachebben. in der verbindung sei auf die 20 jahre groove ausgabe verwiesen, welche zum einen diese 20 jahre recht anschaulich revue passieren lässt und für welche ewan pearson regelmäßig beiträge/kolumnen beisteuert.

doch erneut zurück zum heutigen geschehen.

musikalisch war das erwartungsgemäß solide und einwandfrei. doch ihr merkt sicher schon an der verhaltenen und wenig euphorischen formulierung, dass da was fehlte.

was uns zum elephant club selbst bringt.

dieser liegt inmitten des vor einigen jahren neu erschaffenen boulevards in bielefeld. ein gesamt-komplex aus multiplex-kino, bars und restaurants sowie mehreren discotheken und clubs. darunter ein pacha-ableger, das schon öfters besuchte stereo (gleich nebenan) und eben der elephant club, welchen wir seit einem angekündigten date mit kenny dope gonzales vor einiger zeit ebenfalls aufmerksam verfolgen.

dabei ist uns natürlich nicht entgangen, dass das elephant auch einen spagat (der dritte in diesem review) hinbekommen muss, denn schließlich will eine immobilie in einer so hervorstechenden lage angemessen bewirtschaftet werden.

das elephant ist damit also eher discothek als club, wenngleich die gesamte innenarchitektur nur wenig von einer klassischen großraum-diskothek hat. das ganze mutet eher loungig und durchaus angenehm an. 2 floors und eine raucher-terrasse teilen das elephant auf. der größere der beiden floors (wie könnte es anders sein) war heute (ausnahmslos) den charts vorbehalten. der kleinere war der ewan pearson floor, auf welchem ich mich hauptsächlich rumtrieb.

und während ich da so stehe, entdecke ich dann doch ein paar kleine details, die "hald eben doch eher disco als club" sind. so fanden sich 2 (sauber mit klassisch roten samt-kordeln abgegrenzte) vip-bereiche direkt an der tanzfläche. 2 kleine dekadenz-areale also, die geradezu danach schrien, mit wellen an euphorie geentert und somit schnellstmöglich in tanzfläche umgewandelt zu werden. die darin sitzenden herren/damen sahen jedoch nicht danach aus, als ob sie das jemals zugelassen hätten.

das publikum selbst war bunt gemischt und durchaus willens, dem angebot von ewan pearson euphorisch zu folgen (was dann auch stellenweise passierte), aber dennoch störten so ein paar seidentuch- und sakko-träger, welche einfach nicht bereit (oder in der lage) waren, ihren status einmal status sein zu lassen. dicht gefolgt von den weiblichen gästen, welche eben auf der suche nach einem solchen seidentuch- und sakko-vertreter waren.

schließlich haben alle die 8 euro eintrittshürde erfolgreich genommen und auch den ein oder anderen 7,50 eur teuren wodka-orange investiert, sodass für den weiteren verlauf der nacht wurscht sein sollte, wieviele stellen jetzt genau das jahresgehalt des einzelnen hat. auch die suche nach einem solventen geschlechtspartner fürs leben, sollte für meinen persönlichen geschmack auf so einer tanzfläche nicht im vordergrund stehen, denn dafür sind die sorgfältig ausgewählten tracks von ewan pearson einfach zu schade.

zu mühsam gestaltete sich im weiteren verlauf die anstrengung, so zu tun, als wäre das alles nicht vorhanden und doch alle irgendwie bereit, einfach nur etwas ehrlichen spass an der musik zu haben. zumindest ging es mir so.

mit subjektiven grüßen und der gefahr, nie wieder gästeliste hier zu erhalten, möchte ich mit einem freundschaftlichen rave on schließen.

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