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tante hanne pres.

engel07 - hannover

17.02.2012

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen wir euch auch gerne die original-größen.]
taken from our archive...
die bisher von uns
verfolgten
pro events
in hannover

29.11.2008

factory
wighnomy bros.,
...

21.03.2009

event hall
der dritte raum,
...

14.11.2009

event hall
ricardo villalobos,
...

19.03.2011

hangar nr 5
tiefschwarz,
sascha dive...


der in berlin lebende ricardo villalobos war heute zu gast in hannover. ähnlich wie christian wulf, der zukünftig wohl auch wieder öfters in hannover zu gegen sein wird, ist ricardo eigentlich regelmäßig hier vor ort. letztes mal lt. unserer rechnung (siehe archive-auszug oben) in 2009.

das mit dem regelmäßig ist bei ricardo aber so eine sache. er ist nicht gerade mit einem schweizer uhrwerk vergleichbar, sondern eher mit einer dieser dahinschmelzenden uhren aus einem dalí gemälde. der ein oder andere veranstalter wird davon ein liedlein singen können (allen voran die erfurter, siehe review 2008).

wenn hier von regelmäßig die rede ist und ihr wohlrecherchierend feststellt, dass er ja nun heute in 2012 und letztmalig 2009 in hannover zu gegen war, dann trifft das dennoch den sinn, den ich damit meine. denn ricardo villalobos zu buchen, ist mittlerweile scheinbar schwieriger geworden, als eine mondfinsternis mitzuerleben.

doch das muss nichts schlechtes bedeuten, im gegenteil. soweit wir das beurteilen können, spricht es eher dafür, dass sich ricardo etwas aus dem rave-zirkus zurückgenommen hat. dass er sich eher um sich selbst, seine familie und seine musikproduktionen kümmert, als unentwegt "on the road" zu sein. denn die großen festival- und international-termine sind natürlich ein muss (schon alleine wg. der altersvorsorge...), sodass wenig zeit/platz/raum bleibt für kleine clubdates.

als ein solches kann man das heutige (positiv gemeint) durchaus bezeichnen, denn der club engel 07 hier in hannover ist ein richtiger club, wie ich ihn mir optimalerweise vorstelle. nicht zu groß, im keller eines hauses untergebracht, gut mit lautsprechern ausgestattet und mehr dark als bright.

wir sind anno 2008 auch schon einmal hier gewesen, als die (seinerzeit noch als brothers auftretenden) wighnomys spielten. einen abend, an den wir auch heute noch gute erinnerungen haben.

heute also noch mehr full-house als damals in 2008, denn wo ricardo spielt, ist das haus weltweit immer voll!

gegen 00.45uhr verwunderte es also auch nicht, dass der club bereits aus diversen nähten platzte und dennoch weiterhin eine schlange vor der tür anzutreffen war. dennoch gings friedlich und sehr gesittet zu. die (ausnahmsweise mal wirklich...) äußerst sympathischen türsteher hatten draußen alles im griff und drinnen gabs im prinzip keinen anlass zu aggression (von einer kleinen diskussion im raucherraum mal abgesehen... raucher eben ;) ...).

die frage, wann ricardo genau auflegt - siehe einleitung - stellt sich somit im prinzip nicht. man wird es wohl selten erleben, dass er "punkt irgendwas" anfängt. 20min verspätung sind ehrensache und somit ist man als veranstalter immer gut beraten, lieber kein lineup bei einer ricardo-nacht auszuhängen. und der dj, der vor ihm spielt (heute ein ausgezeichneter [anderer] hannoveraner: mario aureo), sollte immer darauf gefasst sein, sein dj-set so anzulegen, dass es ohne weiteres mal eben 1-2h verlängerbar ist (was für einen guten dj auch kein problem ist).

mario aureo hatte auch keine probleme, die erwartungsfrohe menge bei laune zu halten. wundert uns auch nicht, da - ohne ihn bisher gekannt zu haben - sein kalender vollgepackt ist mit dates in berlin (seiner aktuellen wahlheimat), schweden, zürich, dresden und natürlich hannover (seiner heimat als solchen).

gutes set, solider sound, groovig, hier- und da auch etwas angemessen knallig. somit bereits gegen 2uhr siedende stimmung, wie man sich das eben wünscht. um das dj-pult herum waren die plätze heiß begehrt und (dann doch etwas...) umkämpft. scheinbar wusste jeder, dass wenn er jetzt aufgibt, er danach nicht mehr so einfach in sichtweite zum dj-pult vordringen können wird.

was (aus sicht eines fotografen) auch ein wenig nervig werden kann... aber das bringt die popularität, wie sie ricardo nun einmal zweifelsohne besitzt, eben mit sich. so war im prinzip kein halten mehr, als ricardo gegen 2.30uhr erschien. ist schon interessant zu sehen, dass seine person diesselbe faszination auf das junge publikum ausstrahlt, wie auf uns einst vor 10-15 jahren auch.

musikalisch ging es in der folge routiniert und gewohnt qualitativ zur sache. d.h., so kenne ich das von ihm, er strippte im vergleich zum vorgänger die spuren-dichte der tracks erstmal auf eine rythmisches minimum herunter. so kennt man seine dj-sets, deep und (das wort beschreibt es nunmal am besten) minimal. kein unnötiger schnickschnack.

es scheint weiterhin so, als habe er für sich die alles erklärende formel von musik gefunden, die er gekonnt auf jede platte bzw. jeden beat runter dekliniert, der da den cd-player oder die plattenspieler erreicht. aus diesem gerüst heraus scheint immer eine gewisse tanzbarkeit und immer ein grundlegender groove heraus. klar, peaktime musik, wie man sie z.b. von den ed banger leuten her kennt, ist seine sache nicht. das große ganze steht bei seinen sets im vordergrund, eine sehr langsam erzählte geschichte, welche, wenn man sich darauf einlässt, später immer in einem überraschenden happyend mündet.

er ist und bleibt eben ein gefühlsmensch, einer dem der vibe wichtiger ist, als das kühle berechnen kurzfristiger höhepunkte. es kommt schließlich nicht von ungefähr, dass wesentliche teile der vor einigen jahren begonnenen afterhour-kultur (welche mittlerweile ihre wie auch immer zu bewertenden züge angenommen hat) eben auf seine ausschweifenden und nie enden wollenden sets zurückgeht.

dennoch ist wiederholung in künstlerischer hinsicht so garnicht sein ding (was auch ein stück weit erklärt, dass die dj-gigs weniger geworden sind). ganz im gegenteil, gerade in 2011 hat er zusammen mit max loderbauer aus dem ecm-records archiv ein album geschaffen, was weit respektiert wurde, auch über die grenzen elektronischer musik hinaus (denn das besagte ecm-label hat mit zeitgenössischer dancemusic eher wenig zutun, eher mit anspruchsvoller und experimenteller elektronik).

so war es, wie immer, eine freude ricardo beim spielen zu zusehen und zu zuhören. denn diesen fehler machen doch immernoch zu viele (gerade die jüngeren im publikum), mehr auf das sichtbare, als auf das hörbare zu achten und dafür spielt es eben keine rolle, ob man in sichtweite des djs steht.

in diesem sinne, danke an proevent für das unermütliche buchen von ricardo und hannover im allgemeinen für die tolle nacht!

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