[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild,
gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt,
gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne
nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb-
oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you
see is what you get! evtl. zu sehende verformungen
und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund
der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung
eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit
groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen
wir euch auch gerne die
original-größen.]
melt!
experience picked out of our archive
auch
beim melt! festival sind wir erneut vor ort, konkret der
chris h. und bis eben jener chris seine gedanken
in worte gefasst hat, gibt es schon einmal: menschen,
tiere, sensationen...
"...
Szene 1:
Sandkrümel
zwischen den Zehen, ein Dosenbier in der Hand, die
Sonnenbrille zur rechten Zeit am rechten Platz. Es ist
heiß hier. Sehr heiß. Nur gut, dass ab und an
ein Quintchen Luft durchs Haar streift und Fontänen
von Wasser aus einem Feuerwehrschlauch schlagend die
nötige Erfrischung schenken (Danke übrigens!).
Nebst einem Hitzeschlag könnten einem auch - um
Gottes Willen! - andere Unannehmlichkeiten passieren.
Denn die Druckwellen, welche durch die Luft segeln, sind
"nicht ohne" (also Druck!))! Im Worst Case nen Herzkasper
oder ne Rippenprellung erleidend, können diese aber
auch sehr wohltuend sein: Den Körper massierend, die
Haut streichelnd und die Seele
"balsamierend".
Die
Rede ist von den Druckwellen der massiven Bässe,
welche aus den aufgetürmten Lautsprechersystemen auf
die Manege - im wahrsten Sinne des Wortes - losgelassen
werden. Manche meinen, die vlt. beste Raumakkustik auf
einem Open-Air-Floor im Techno-Kalender-Jahr in
Deutschland, ja wenn nicht der Welt. Massive! Der Klang
so gestochen scharf, dass er - gefühlt -
haarnadel-große Schneisen durch deine Adern fegt
und dein Blut zum gefrieren bringt. WOW! Jedes Jahr aufs
neue eine - positive - Überraschung.
Überraschung deshalb, weil man es vlt. nicht
wahrhaben möchte und kann, wenn man so etwas erlebt
hat.
Nun
denn, Jahr für Jahr kann man sich davon aufs Neue
überzeugen, welche Magie der "Sleepless-Floor"
ausstrahlt und welche immense Glückseligkeit sich in
dein Inneres einnisten kann.
Auch
dem Faktum geschuldet, dass sich hier - Tag ein, Tag aus
(sleepless) - die absolut craziest "party-people" (wie
Sven Väth so gerne sagen würde
), die
absolut glückstrunkensten (Stichwort: "trinken") und
im Freudentaumel erstickenden Party-"Artisten"(!)
begegnen und sich im Wettlauf für den höchsten
Pegel im Stimmungsparometer gegenseitig
übertrumpfen. Das Publikum als Ganzes absolut
massentauglich für die bereits erwähnte
"Manege", so "cheesy", "hip" und einfach "COOL" kommen
die überstreiften Textilien und anderes Gepäck
der Protagonisten daher. Immer wieder eine Freude, wie
hier Nerds (R&S-Shirts) und Hobbyraver
(Bananenkostüm) zusammenfinden und eine famose Crowd
bilden.
Aber
hey, da war doch noch was: Die Musik. Für jene
Parameter des Ortes passte an diesem Samstag-Nachmittag
nichts besser als Disco, Funk und Soul - und davon hatte
Motor City Drum Ensemble reichlich
im Gepäck. Danilo Plessow, so sein bürgerlicher
Name, erzählte uns erst kürzlich in seinem
Video-Feature "Between the Beats" von der Plattform
Resident Advisor, wie auslaugend und auf die Psyche
drückend der Techno-Rummel sein kann. Betrachtet man
die in den vorherigen Absätzen beschriebene
Szenerie, so kann man ihn aufs Leichteste verstehen
(Mensch Danilo, du hast schon ein hartes Leben!). Aber
nichts desto trotz: Man möchte meinen, die Musik
spielt bei den vielen vorherrschenden Superlativen dieses
Ortes nur eine Nebenrolle, sozusagen das
Sahnehäubchen.
Vielleicht
liegt dies auch an dem enormen Qualitätslevel,
welcher durchgehend - also von Freitag bis Montag -
gehalten werden kann. Sozusagen so brilliante
"Umstände", welche auf Dauer so "alltäglich"
erscheinen, dass man Sie gar nicht mehr wahr nimmt. Na
gut, man müsste einfach mal testen, ob der Trubel
auf dem sandigen Dancefloor weiter strudelt, wenn der
Beat gekappt werden würde (bloß nicht!). Der
Brustkorb würde sich dann jedenfalls in seine
biologisch-natürliche Lage zurückversetzen.
Szene
2:
Die
omnipräsenten Tonnen von rostigem Stahl und Eisen,
sich aufbäumend zu monströsen,
außerirdisch-anmutende Gebilden, welche einem - in
der entsprechenden "Gefühlslage" oder
"Geisteszustand" - aufzulauern scheinen. Scary!
Überall diese exponierten Stahl-Konstrukte, die
Überbleibsel in Form von Baggern des ehemaligen
Braunkohlentagebaus "Golpa-Nord", in heutiger Zeit
zusammengeführt zu einem einzigartigen
Freiluftmuseum, welche es in Ferropolis zu bestaunen
gibt. Doch tief in der Nacht, wenn ausgeklügelte
Illuminationen die rostigen Ecken und Kanten
überziehen und die Lokation in ein imposantes
Lichtermeer tauchen, können diese - bei Tag
"friedlich" anmutend - unter schwarzem Sternenhimmel eine
andersartige Erscheinung erzeugen
Doch fürchte
dich nicht, die ersten Sonnenstrahlen kommen
bestimmt.
Doch
bis dahin ist es noch ein weiter Weg bzw. Tanz. Wir
schreiben gerade mal 20:00 Uhr, Samstag Abend. Die
komplette Nacht, das "Abenteuer-Land" im Stile einer -
vlt. auch "gefährlichen" - Raumstation, liegt noch
bevor. Nicht zu wissen, wie die Reise verläuft, doch
zu wissen, wohin die Reise verläuft: In den
nächsten Tag, in welcher Form auch immer
Quicklebendiges Lebensgefühl, Auge in Auge mit der
rohen, ungeschminkten Natur, umhüllt von der Musik,
die wir lieben. Festival-Feeling halt!
Auf
keiner anderen Stage als der "Melt-Selektor-Stage",
kuratiert von den Modeselektor"en",
kann man besser die letzten Atemzüge unter
Sonnenlicht genießen. Die Bühne steht halb im
Wasser, der Beach in Hanglage erstreckt sie sich bis zum
Wasser des Greminer Sees, die Sonnenstrahlen streifen die
"Sandnaben" im flachen Winkel: Auch wenn eine objektive
Einschätzung schwer zu bewältigen ist, kann
zweifellos gesagt werden: Die Melt-Selektor-Stage ist die
optisch vlt. reizvollste Bühne in Ferropolis - der
Stadt aus Eisen.
Und
nun stehe ich kniehoch im Wasser, diesmal zwischen den
Zehen ein Sand-Wasser-Gemisch, und blicke gebannt auf die
Bühne, welche zudem ebenfalls - meiner Ansicht nach
- unter optischen Gesichtspunkten einer DJ-Bühne -
am meisten gelungen ist (reduziert auf das
Wesentliche
). In Kürze wird hier der
schüchterne Siriusmo, Sprössling des
Monkeytown-Planetariums, seine Kunst zum Besten geben.
Siriusmo bildet den Auftakt der 2.
Melt-Selektor-Nacht; ihm folgen große Künstler
aus dem Spannungsbogen Berlin und der Bassmusik des
British Hartcore Continuums.
Qualität so weit das Auge reicht bzw. das Ohr
hören kann.
Mittlerweile
befinde ich mich an vorderster Front direkt vor dem
Absperrgitter, über mir der schüchterne
Siriusmo. Er präsentierte dieser Tage seinen neuen
Langspieler "Enthusiast"; darauf verbindet er Elemente
aus Jazz, Funk, Hip-Hop und Techno zu futuristischen
Klangcollagen mit Retro-Touch. Eben auch die Stilmittel,
mit welchen er seine unnachahmlichen Sets bestückt.
"High Together", der Eröffnungstrack seines
vorangegangenen Albums "Mosaik", spricht für sich
und so erinnere ich mich gut und gerne an die Situation
zurück, in welcher er genau dieses Stück zu den
letzten Sonnenstrahlen aus seinem spärlichen
Equipment (der Tapeziertisch war eh nicht
größer
) gezaubert hat.
Zusammenfassung:
Gut
und Gerne (wenn denn die liebe Zeit da wäre
)
könnte man endlos noch weitere, besondere Momente
hervorheben, welche man auf MELT! erleben kann. Die
Möglichkeiten für das Kreieren seiner ganz
eigenen, spezifischen Lebens- und letztendlich
Glücksgefühle sind in ausreichender Fülle
gegeben: Seien es die vielen, unterschiedlich groß
ausformulierten Stages, welche man intelligenter und
aufregender auf der Halbinsel von Ferropolis kaum
anordnen könnte. Ist es die üppige
Musikvielfalt und -Abwechslung, welche das LineUp zu
bieten hat. Ist es das aufgeschlossene und kulturell
vielschichte Publikum (Ferropolis - die Insel der
Holländer). Oder, für welche mit den ganz
kleinen Ansprüchen, der Liegestuhl am Fuße des
Greminer Sees (die Groove-Redakteure machen es richtig
und bauen sich Ihre "Terrasse" mit Liegestühlen
direkt vor der Big Wheel Stage auf
). Das Wetter war
zumindest - Achtung - perfekt (ganz abgesehen zu den
letzten Jahren auf dem Melt)!
Klar,
jedes Gute im Leben findet immer Nörgler. So
behaupten die einen, dass die Vermarktungs-Maschinerien
von Produkten auf dem Gelände von Jahr zu Jahr
umfangreicher ausfallen (in diesem Jahr "Tictacts",
"Opel", etc.). Natürlich: Diese Stände braucht
kein Mensch, bzw. die wenigsten Besucher. Jedoch kann man
auch einfach über solche "Nebensächlichkeiten"
hinwegsehen. Auch versprühen für so manchen
Besucher einige Stände Dauer-Dorf-Radio-Flair mit
Rummelplatz-Sprüchen. Wayne?! Der gemeine
Techno-Head hat doch eh nur sein "Bumm-Bumm" im Kopf!
Auch ist es fraglich ob Profitgier seitens der
Veranstalter an verifizierten Parametern festgemacht
werden kann, bspw. an dem Wachstum der Besucherzahlen:
Waren es vormals Besucher um den 20.000er Pegel, so
sollen dieses Jahr angeblich ca. 25.000 Menschen zu Gast
auf Ferropolis gewesen sein.
Vlt.
sollte man sich mehr auf das Wesentliche konzentrieren
und die Blicke fokussieren: z.B. am Freitag:
Joy Orbison,
Scuba, Bicep,
Function, Marcel
Dettmann und Ben Klock
auf der Big Wheel Stage (für die Techno-Fetischisten
wohl die 1. Anlaufstelle
). Diamond
Version, Mount Kimbie,
Benjamin Damage und zu guter letzt
Moderat"oren" (auch wenn das Trio
bei dem diesjährigen Melt nicht unter diesem Banner
fimierten), welche mit dem Abschlusstrack "A New Error"
(Fett!!!) wohl der letzten starren Miene ein Lächeln
entzauberten.
Am
Samstag (wie auch eig. das ganze Wochenende) hätte
man aufs Leichteste seine Zeit ausschließlich auf
dem Sleepless-Floor verbringen können: Dort
kuratierten die Groove die Stage und ließen den
bereits beschriebenen, spektakulären Klangraum
befüllen mit Beats von Adana
Twins, Daniel Bortz,
Chopstick & JohnJon,
Till Von Sein,
Trickski, und eben
MCDE und unsere Freunde aus Leipzig,
Manamana.
Parallel
hierzu ein kompaktes Stelldichein des Kompakt-Clans
anlässlich des 20-jährigen Label-bestehens auf
der Big Wheel Stage mit Barnt,
Michael Mayer, etc.
Auf
der Melt-Selektor-Stage waren neben Siriusmo Samstag
Nachts sicherlich Jets,
Modeselektor + Diamon
Version (was für eine Kombi: Monkeytown
gekreuzt mit Raster Noton > mein persönliches
Highlight!), Ben Ufo und
Karenn. Wem das nicht genug war
konnte auf kurzer Wegstrecke zur Big Wheel "switchen" und
die letzten Stunden von dem Sonnenaufgangssets des
Diynamic-Labelbosses und ibizenkische
Neon-Night-Galeonsfigur Solomun
miterleben. So, nun muss ich erstmal durchschnaufen.
Puuhh, anstrengend! Ach, zu guter letzt: Thom Yorke mit
seiner Bandformation "Atoms For
Peace" auf der Mainstage ist es noch Wert
erwähnt zu werden. Ach, und überhaupt: Der
ganze Rest davor, dahinter und dazwischen eigentlich
auch. Melt, du machst mich wahnsinnig!
Jetzt
blieb das "Name-Dropping", trotz aller Bemühungen,
nicht aus. Da füge ich geschmeidig noch ein
persönliches Highlight an: Erstmalig gastierte in
2013 der Boiler Room auf dem Melt! Glücklicherweise
hatten wir Zugang zur "Professional-Area", das Pendant
zum "VIP-Bereich", in welcher die Boiler-Room-Nacht
stattfand. Noch "Glücklicherweiserer" kam am Freitag
späten Nachmittag die Info, dass
Modeselektor den Beginn des Abends
gestalten. What the fuck?! Für all diejenigen,
welche noch auf keiner Boiler-Room-Party waren, verleihen
ggf. die Bilder einen Einblick "hinter den Kulissen".
Allein die Tatsache, dass die Künstler mit dem
Rücken zur Tanzfläche spielen, ist
außergewöhnlich "erfrischend", weil anders!
Tja,
was bleibt zu sagen? Kurz und Knapp: MELT, bleib so wie
du bist oder mach´s besser! Danke.
..."
amon
tobin
art department
disclosure
koze
usw.
usw. usw.