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melt! festival

ferropolis - gräfenhainichen

19.-21.07.2013

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen wir euch auch gerne die original-größen.]
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melt! festival

ferropolis - gräfenhainichen
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melt! 2011

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melt! 2012

...

auch beim melt! festival sind wir erneut vor ort, konkret der chris h. und bis eben jener chris seine gedanken in worte gefasst hat, gibt es schon einmal: menschen, tiere, sensationen...

"... Szene 1:

Sandkrümel zwischen den Zehen, ein Dosenbier in der Hand, die Sonnenbrille zur rechten Zeit am rechten Platz. Es ist heiß hier. Sehr heiß. Nur gut, dass ab und an ein Quintchen Luft durchs Haar streift und Fontänen von Wasser aus einem Feuerwehrschlauch schlagend die nötige Erfrischung schenken (Danke übrigens!). Nebst einem Hitzeschlag könnten einem auch - um Gottes Willen! - andere Unannehmlichkeiten passieren. Denn die Druckwellen, welche durch die Luft segeln, sind "nicht ohne" (also Druck!))! Im Worst Case nen Herzkasper oder ne Rippenprellung erleidend, können diese aber auch sehr wohltuend sein: Den Körper massierend, die Haut streichelnd und die Seele "balsamierend".

Die Rede ist von den Druckwellen der massiven Bässe, welche aus den aufgetürmten Lautsprechersystemen auf die Manege - im wahrsten Sinne des Wortes - losgelassen werden. Manche meinen, die vlt. beste Raumakkustik auf einem Open-Air-Floor im Techno-Kalender-Jahr in Deutschland, ja wenn nicht der Welt. Massive! Der Klang so gestochen scharf, dass er - gefühlt - haarnadel-große Schneisen durch deine Adern fegt und dein Blut zum gefrieren bringt. WOW! Jedes Jahr aufs neue eine - positive - Überraschung. Überraschung deshalb, weil man es vlt. nicht wahrhaben möchte und kann, wenn man so etwas erlebt hat.

Nun denn, Jahr für Jahr kann man sich davon aufs Neue überzeugen, welche Magie der "Sleepless-Floor" ausstrahlt und welche immense Glückseligkeit sich in dein Inneres einnisten kann.

Auch dem Faktum geschuldet, dass sich hier - Tag ein, Tag aus (sleepless) - die absolut craziest "party-people" (wie Sven Väth so gerne sagen würde…), die absolut glückstrunkensten (Stichwort: "trinken") und im Freudentaumel erstickenden Party-"Artisten"(!) begegnen und sich im Wettlauf für den höchsten Pegel im Stimmungsparometer gegenseitig übertrumpfen. Das Publikum als Ganzes absolut massentauglich für die bereits erwähnte "Manege", so "cheesy", "hip" und einfach "COOL" kommen die überstreiften Textilien und anderes Gepäck der Protagonisten daher. Immer wieder eine Freude, wie hier Nerds (R&S-Shirts) und Hobbyraver (Bananenkostüm) zusammenfinden und eine famose Crowd bilden.

Aber hey, da war doch noch was: Die Musik. Für jene Parameter des Ortes passte an diesem Samstag-Nachmittag nichts besser als Disco, Funk und Soul - und davon hatte Motor City Drum Ensemble reichlich im Gepäck. Danilo Plessow, so sein bürgerlicher Name, erzählte uns erst kürzlich in seinem Video-Feature "Between the Beats" von der Plattform Resident Advisor, wie auslaugend und auf die Psyche drückend der Techno-Rummel sein kann. Betrachtet man die in den vorherigen Absätzen beschriebene Szenerie, so kann man ihn aufs Leichteste verstehen (Mensch Danilo, du hast schon ein hartes Leben!). Aber nichts desto trotz: Man möchte meinen, die Musik spielt bei den vielen vorherrschenden Superlativen dieses Ortes nur eine Nebenrolle, sozusagen das Sahnehäubchen.

Vielleicht liegt dies auch an dem enormen Qualitätslevel, welcher durchgehend - also von Freitag bis Montag - gehalten werden kann. Sozusagen so brilliante "Umstände", welche auf Dauer so "alltäglich" erscheinen, dass man Sie gar nicht mehr wahr nimmt. Na gut, man müsste einfach mal testen, ob der Trubel auf dem sandigen Dancefloor weiter strudelt, wenn der Beat gekappt werden würde (bloß nicht!). Der Brustkorb würde sich dann jedenfalls in seine biologisch-natürliche Lage zurückversetzen.

Szene 2:

Die omnipräsenten Tonnen von rostigem Stahl und Eisen, sich aufbäumend zu monströsen, außerirdisch-anmutende Gebilden, welche einem - in der entsprechenden "Gefühlslage" oder "Geisteszustand" - aufzulauern scheinen. Scary! Überall diese exponierten Stahl-Konstrukte, die Überbleibsel in Form von Baggern des ehemaligen Braunkohlentagebaus "Golpa-Nord", in heutiger Zeit zusammengeführt zu einem einzigartigen Freiluftmuseum, welche es in Ferropolis zu bestaunen gibt. Doch tief in der Nacht, wenn ausgeklügelte Illuminationen die rostigen Ecken und Kanten überziehen und die Lokation in ein imposantes Lichtermeer tauchen, können diese - bei Tag "friedlich" anmutend - unter schwarzem Sternenhimmel eine andersartige Erscheinung erzeugen… Doch fürchte dich nicht, die ersten Sonnenstrahlen kommen bestimmt.

Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg bzw. Tanz. Wir schreiben gerade mal 20:00 Uhr, Samstag Abend. Die komplette Nacht, das "Abenteuer-Land" im Stile einer - vlt. auch "gefährlichen" - Raumstation, liegt noch bevor. Nicht zu wissen, wie die Reise verläuft, doch zu wissen, wohin die Reise verläuft: In den nächsten Tag, in welcher Form auch immer… Quicklebendiges Lebensgefühl, Auge in Auge mit der rohen, ungeschminkten Natur, umhüllt von der Musik, die wir lieben. Festival-Feeling halt!

Auf keiner anderen Stage als der "Melt-Selektor-Stage", kuratiert von den Modeselektor"en", kann man besser die letzten Atemzüge unter Sonnenlicht genießen. Die Bühne steht halb im Wasser, der Beach in Hanglage erstreckt sie sich bis zum Wasser des Greminer Sees, die Sonnenstrahlen streifen die "Sandnaben" im flachen Winkel: Auch wenn eine objektive Einschätzung schwer zu bewältigen ist, kann zweifellos gesagt werden: Die Melt-Selektor-Stage ist die optisch vlt. reizvollste Bühne in Ferropolis - der Stadt aus Eisen.

Und nun stehe ich kniehoch im Wasser, diesmal zwischen den Zehen ein Sand-Wasser-Gemisch, und blicke gebannt auf die Bühne, welche zudem ebenfalls - meiner Ansicht nach - unter optischen Gesichtspunkten einer DJ-Bühne - am meisten gelungen ist (reduziert auf das Wesentliche…). In Kürze wird hier der schüchterne Siriusmo, Sprössling des Monkeytown-Planetariums, seine Kunst zum Besten geben. Siriusmo bildet den Auftakt der 2. Melt-Selektor-Nacht; ihm folgen große Künstler aus dem Spannungsbogen Berlin und der Bassmusik des British Hartcore Continuums. Qualität so weit das Auge reicht bzw. das Ohr hören kann.

Mittlerweile befinde ich mich an vorderster Front direkt vor dem Absperrgitter, über mir der schüchterne Siriusmo. Er präsentierte dieser Tage seinen neuen Langspieler "Enthusiast"; darauf verbindet er Elemente aus Jazz, Funk, Hip-Hop und Techno zu futuristischen Klangcollagen mit Retro-Touch. Eben auch die Stilmittel, mit welchen er seine unnachahmlichen Sets bestückt. "High Together", der Eröffnungstrack seines vorangegangenen Albums "Mosaik", spricht für sich und so erinnere ich mich gut und gerne an die Situation zurück, in welcher er genau dieses Stück zu den letzten Sonnenstrahlen aus seinem spärlichen Equipment (der Tapeziertisch war eh nicht größer…) gezaubert hat.

Zusammenfassung:

Gut und Gerne (wenn denn die liebe Zeit da wäre…) könnte man endlos noch weitere, besondere Momente hervorheben, welche man auf MELT! erleben kann. Die Möglichkeiten für das Kreieren seiner ganz eigenen, spezifischen Lebens- und letztendlich Glücksgefühle sind in ausreichender Fülle gegeben: Seien es die vielen, unterschiedlich groß ausformulierten Stages, welche man intelligenter und aufregender auf der Halbinsel von Ferropolis kaum anordnen könnte. Ist es die üppige Musikvielfalt und -Abwechslung, welche das LineUp zu bieten hat. Ist es das aufgeschlossene und kulturell vielschichte Publikum (Ferropolis - die Insel der Holländer). Oder, für welche mit den ganz kleinen Ansprüchen, der Liegestuhl am Fuße des Greminer Sees (die Groove-Redakteure machen es richtig und bauen sich Ihre "Terrasse" mit Liegestühlen direkt vor der Big Wheel Stage auf…). Das Wetter war zumindest - Achtung - perfekt (ganz abgesehen zu den letzten Jahren auf dem Melt)!

Klar, jedes Gute im Leben findet immer Nörgler. So behaupten die einen, dass die Vermarktungs-Maschinerien von Produkten auf dem Gelände von Jahr zu Jahr umfangreicher ausfallen (in diesem Jahr "Tictacts", "Opel", etc.). Natürlich: Diese Stände braucht kein Mensch, bzw. die wenigsten Besucher. Jedoch kann man auch einfach über solche "Nebensächlichkeiten" hinwegsehen. Auch versprühen für so manchen Besucher einige Stände Dauer-Dorf-Radio-Flair mit Rummelplatz-Sprüchen. Wayne?! Der gemeine Techno-Head hat doch eh nur sein "Bumm-Bumm" im Kopf! Auch ist es fraglich ob Profitgier seitens der Veranstalter an verifizierten Parametern festgemacht werden kann, bspw. an dem Wachstum der Besucherzahlen: Waren es vormals Besucher um den 20.000er Pegel, so sollen dieses Jahr angeblich ca. 25.000 Menschen zu Gast auf Ferropolis gewesen sein.

Vlt. sollte man sich mehr auf das Wesentliche konzentrieren und die Blicke fokussieren: z.B. am Freitag: Joy Orbison, Scuba, Bicep, Function, Marcel Dettmann und Ben Klock auf der Big Wheel Stage (für die Techno-Fetischisten wohl die 1. Anlaufstelle…). Diamond Version, Mount Kimbie, Benjamin Damage und zu guter letzt Moderat"oren" (auch wenn das Trio bei dem diesjährigen Melt nicht unter diesem Banner fimierten), welche mit dem Abschlusstrack "A New Error" (Fett!!!) wohl der letzten starren Miene ein Lächeln entzauberten.

Am Samstag (wie auch eig. das ganze Wochenende) hätte man aufs Leichteste seine Zeit ausschließlich auf dem Sleepless-Floor verbringen können: Dort kuratierten die Groove die Stage und ließen den bereits beschriebenen, spektakulären Klangraum befüllen mit Beats von Adana Twins, Daniel Bortz, Chopstick & JohnJon, Till Von Sein, Trickski, und eben MCDE und unsere Freunde aus Leipzig, Manamana.

Parallel hierzu ein kompaktes Stelldichein des Kompakt-Clans anlässlich des 20-jährigen Label-bestehens auf der Big Wheel Stage mit Barnt, Michael Mayer, etc.

Auf der Melt-Selektor-Stage waren neben Siriusmo Samstag Nachts sicherlich Jets, Modeselektor + Diamon Version (was für eine Kombi: Monkeytown gekreuzt mit Raster Noton > mein persönliches Highlight!), Ben Ufo und Karenn. Wem das nicht genug war konnte auf kurzer Wegstrecke zur Big Wheel "switchen" und die letzten Stunden von dem Sonnenaufgangssets des Diynamic-Labelbosses und ibizenkische Neon-Night-Galeonsfigur Solomun miterleben. So, nun muss ich erstmal durchschnaufen. Puuhh, anstrengend! Ach, zu guter letzt: Thom Yorke mit seiner Bandformation "Atoms For Peace" auf der Mainstage ist es noch Wert erwähnt zu werden. Ach, und überhaupt: Der ganze Rest davor, dahinter und dazwischen eigentlich auch. Melt, du machst mich wahnsinnig!

Jetzt blieb das "Name-Dropping", trotz aller Bemühungen, nicht aus. Da füge ich geschmeidig noch ein persönliches Highlight an: Erstmalig gastierte in 2013 der Boiler Room auf dem Melt! Glücklicherweise hatten wir Zugang zur "Professional-Area", das Pendant zum "VIP-Bereich", in welcher die Boiler-Room-Nacht stattfand. Noch "Glücklicherweiserer" kam am Freitag späten Nachmittag die Info, dass Modeselektor den Beginn des Abends gestalten. What the fuck?! Für all diejenigen, welche noch auf keiner Boiler-Room-Party waren, verleihen ggf. die Bilder einen Einblick "hinter den Kulissen". Allein die Tatsache, dass die Künstler mit dem Rücken zur Tanzfläche spielen, ist außergewöhnlich "erfrischend", weil anders!

Tja, was bleibt zu sagen? Kurz und Knapp: MELT, bleib so wie du bist oder mach´s besser! Danke.

..."


 amon tobin


art department


disclosure


koze

usw. usw. usw.

2013 by bullytm, pics/text by chris h.] - powered by STORM Urban Water H2O + ENERGY !


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