[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild,
gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt,
gebilde
2. bei
szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in
"reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen
filtern, keine manipulation, what you see is what you
get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte
entstehen ausschließlich auf grund der
gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines
konventionellen fotoblitzes.
3. die
umrandeten fotos sind mit
groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen
wir euch auch gerne die
original-größen.]
...
our past sonar experiences... selection of our
archive...
letzter
abend für uns in barcelona heute und man merkt, dass
sich das extrem rege treiben in der stadt nach dem
sonar-festival abgekühlt hat. die auswahl an
potentiellen letzten parties war entsprechend
überschaubar, was natürlich daran liegt, dass
viele "durch" sind und ihr "pulver" verschossen haben
oder aber auch schlichtweg bereits im abreisen begriffen
sind.
was uns
angeht ging der flieger erst am montag und wg. des
(für uns) ruhigen samstags hatten wir noch einiges
an energie zu versprühen. da kam uns die "somewhere
in..." partyreihe von carl craig genau richtig, wo nicht
weniger als ein dutzend detroit- und
american-techno-heroes geballt versammelt wurden. dass
wir den bloc club bisher noch nicht kannten, machte es
noch interessanter.
das
lineup war durch und durch auf detroit sowie dubtechno
ausgelegt. namen, die für sich betrachtet schon
ultimative und (sehr) seltene headliner wären. dazu
noch ein höchst erlesener live-auftritt von mark
ernestus & tikiman (erstgenannter 50% von
basic channel sowie auch in sachen hardwax/berlin
bekannt, letztgenannter vielleicht auch bekannt durch
seine kollaboration mit modeselektor).
dieser
lineup-verlockung wollten/konnten wir nicht entgehen. bei
20euro eintritt waren wir sogar sehr positiv
überrascht, hatten wir uns doch (wg. des
hochkarätigen lineups) auf
"schlimmeres" eingestellt. die location hatte auf
den ersten blick warehouse-charme mit 2 floors und
bestens auf die gegebenheiten angepasste funktion-one
anlage. einziges manko auf den ersten blick: bier 5 euro,
schnaps 5 euro, cocktail 10 euro... naja, was solls,
letzter tag... :)
davon
mal abgesehen war aber alles perfekt. dem publikum merkte
man deutlich an, dass es (ähnlich wie wir) am
letzten abend nochmal alles zu geben bereit war. dazu war
es auch sehr bunt gemischt. so begegneten uns belgier,
franzosen, viele spanier natürlich, briten,
hetereos, schwule, schwarze, weisse... denn auf die o.g.
djs können sich nunmal wirklich alle einigen,
handelt es sich doch um nicht weniger als einen gutteil
der detroit-techno kernsubstanz. mit derrick may sogar
einem vertreter der (so called) 1. generation und
begründer von techno als solchem (zusammen mit kevin
saunderson & juan atkins)!
wie ihr
am lineup sehen könnt war nicht viel zeit zum
gemütlichen einfinden. entsprechend ließ es
quenum auf dem 1. floor schon einmal gut krachen
und bereitete auf octave one vor. während auf dem
zweiten floor deep´a & biri auf die im
anschluss folgenden mark ernestus & tikimann mit sehr
dubbigem techno (etwas "slower")
vorbereiteten.
ab 1uhr
war es dann auf dem 1. floor auch schon soweit,
octave
one
schmissen ihren üppigen gerätepark an und
pumpten (um es mit den worten von jan delay zu sagen) die
"schei**e" aus den samplern raus.
mit
sichtlich viel spass spielten die 2 octav´ler
querbeet durch ihre produktionen. der zeitlose, gut
technolastige sound hat in den vielen jahren auch einige
allzeit-klassiker hervorgebracht, die
genre-übergreifend fast jedem bekannt sind. allen
voran black water zusammen mit ann saunderson (die
ehefrau von kevin saunderson übrigens), die auch mit
dem projekt inner city (auch kevin saunderson)
zusammenarbeitete.
ansonsten
triefte das liveset vor energie und verwandelte den floor
1 sehr schnell (auch temperaturtechnisch) in einen
hexenkessel. zusammen mit der funktion one anlage war es
wahre freude diese guten alten techno tracks einmal
wieder zu hören, noch dazu live
vorgetragen!
womit
wir zu derrick may kommen, einem der drei dem man
die erfindung von techno zuschreibt. gerade jetzt in
letzter zeit da die 3 doch etwas in die jahre gekommen
sind, scheinen deren auftritte wieder zuzunehmen. mit
ausnahme von juan atkins, aber die anderen beiden liest
man doch sehr regelmäßig auf den weltweiten
lineups. was ihnen auch gegönnt sei, denn nach wie
vor gilt für die 3 der alte leitspruch, dass der
prophet im eigenen land eben nicht sonderlich viel
gilt.
was die
historischen zusammenhänge angeht verweisen wir auf
die vielen älteren reviews, in denen wir das alles
bereits ausführlich rezitiert haben,
z.b.:
-
interview
kevin saunderson 2006
- derrick
may @ distillery - leipzig
2007
- kevin
saunderson @ registratur - münchen
2005!
während
dessen wurde auf dem zweiten floor eine andere spielart
des technos gespielt: dubtechno. und zwar von den
"gralshütern" (wenn nicht sogar erfindern)
schlechthin - mark ernestus & tikiman
(moritz von oswald, der andere mann zu dem projekt
basic channel fehlte leider).
diese
sehr spezielle art des technos zeichnet sich durch ihre
immer wieder verändernden bass-läufe im
hintergrund aus, welche der charakteristik nach
tatsächlich dem eigentlichen dub-sound
entliehen/nachempfunden sind. man könnte diesen
sound stundenlang laufen lassen und würde dennoch
immer das gefühl haben, dass da etwas lebt und
arbeitet, sich also organisch immer wieder
verändert. so verwundert es auch nicht, dass
dubtechno tracks meist sehr lang sind, jedoch
ständig mikroskopisch verändern.
klar
eigentlich, dass soviel detail-liebe einen zum tanzen
ausgelegten (nicht gerade kleinen) floor nur mühsam
füllen kann. der sound selbst war jedoch dennoch
über jeden zweifel erhaben und wir genossen das set,
zu dem tikimann live seine "rhyms"
hinzusteuerte.
floortechnisch
wurde es hier dann merklich voller und noch tanzbarer,
als kenny larkin das dj-pult übernahm. kenny
mischte den detroit-sound etwas mehr mit house. schlug
also eine brücke von house bishin zu techno.
man
zählt ihn zur sogenannten 3. detroit-generation, zu
der auch terrence parker gehörte (der ja auch eher
mit dem house-genre verbunden wird). insbesondere anfang
der 90er jahre sorgten die produktionen von kenny
für furore. initiiert durch ein aufeinandertreffen
mit richie hawtin übrigens. danach folgten viele
veröffentlichungen auf (eben richie´s
damligen labels) plus8, transmat, warp, r&s
(paßt ja zu unserem barcelona review vor wenigen
tagen), kms und peacefrog.
wie wir
erst jetzt im nachgang in seiner biographie erfuhren,
wurde er leider 1994 in detroit angeschossen. was den
(bis heute) negativen und gewalttätigen ruf von
detroit leider nochmal sehr promiment unterstreicht.
durch eine lange operation überlebte er, pausierte
danach jedoch erst einmal viele jahre. bis dann 2004 ein
neues album von ihm erschien und er seitdem wieder etwas
öfter in erscheinung tritt.
sein
set heute abend wurde sehr frenetisch aufgenommen und der
floor füllte sich während seines sets
ähnlich gut wie der erste!
damit
auch zurück auf den 1. floor, auf dem parallel
carl craig, also der initiator der partyreihe
heute, parallel zu kenny larkin spielte.
carl
craig ist in den letzten jahren unserer meinung nach zum
umtriebigsten detroit-vertreter weltweit
geworden.
nicht
nur dj-, remix- und produktionstechnisch, sondern eben
auch als veranstalter. so findet ihr seine reihe
"somewhere in..." in mehreren städten/ländern.
wie
schon gesagt, wir finden das nur angemessen, dass dadurch
der detroit sound noch populärer wird. insbesondere
würden wir uns wünschen, dass damit detroit
etwas "rückfluss" erfährt. auch wenn es
natürlich utopisch ist, dass damit eine (vor allem
so große) ganze stadt gerettet werden könnte,
aber die hoffnung stirbt ja bekanntlich zu
letzt.
carl
spielte die letzten 2 stunden des heutigen abends einen
weiter sehr straff angelegten detroit techno sound. also
ziemlich bass- und rythmus-lastig und verpasste der crowd
somit "die letzte ölung".
am
spannendsten wurden es dann mit den letzten tracks seines
sets, als er z.b. mit inner city´s "good life"
das (nicht nur für uns) offizielle ende des
sonar-wochenendes vertonte. die allerletzte platte gegen
6uhr (nachdem gnadenlos das licht angemacht wurde) war
dann ein edit/remix von depeche mode behind the
wheel, den alle mit hochgereckten armen
genossen.
zufrieden
und glücklich konnten auch wir damit in unser
(kleines) appartment zurückkehren... ein letztes mal
über die la rambla laufen... ohne beklaut zu
werden (dieses jahr hatten wir glück), aber gut,
durch die 5-euro-preise für jägermeister &
co war eh nicht mehr viel übrig.
e viva
espana! :)