[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild,
gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt,
gebilde
2. bei
szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in
"reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen
filtern, keine manipulation, what you see is what you
get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte
entstehen ausschließlich auf grund der
gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines
konventionellen fotoblitzes.
3.
manche fotos sind mit groß-formaten
hinterlegt. auf wunsch mailen
wir euch auch gerne die
original-größen.]
kassablanca
impressions taken from our archive:
kassablanca
jena
since 1990
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28.01.2000
steve bug...
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17.11.2000
robert hood...
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15.12.2000
claude young...
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23.02.2001
t-1000...
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12.05.2001
godfather...
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13.06.2001
matthew herbert &
dani siziliano...
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22.03.2002
cora s., mikk,
robert cutter...
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20.09.2002
jori hulkkonen,
wighnomys...
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30.10.2002
louie austen,
wighnomys...
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21.12.2002
koze,
krause duo
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22.08.2003
reiko seefeldt,
lowtec...
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07.11.2003
storm,
real...
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13.12.2003
jazzanova...
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17.03.2004
miss kittin,
wighnomy bros
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04.08.2004
krause duo nr 2
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01.09.2004
dinky,
tobi neumann
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19.11.2004
steve bug,
...
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21.01.2005
ada,
treplec
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28.01.2005
storm,
real, apo33
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08.04.2005
egoexpress,
koze...
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19.05.2006
bruno pronsato,
...
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27.12.2006
wighnomy bros.
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18.05.2007
daniel stefanik,
mathias kaden...
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27.12.2007
wighnomy bros.
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23.03.2008
marcus intalex,
real...
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30.05.2008
sascha funke,
douglas greed...
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11.07.2009
stereofysh,
ana...
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21.10.2009
áme, monkey
maffia
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12.11.2010
william kouam
djoko, vera...
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26.01.2011
johannes moses,
mbeck...
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15.04.2011
guillaume & the
coutu dumonts,
...
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23.09.2011
steve bug,
jacob korn,
...
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11.11.2011
lawrence, steffen
bennemann,
...
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09.12.2011
marek hemmann,
chris manura,
...
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28.09.2012
mathias kaden,
dario & marco,
zenker...
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27.11.2013
steffen
bennemann...
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tag-der-deutschen-einheit-wochenende
tag 2 und nachdem wir gestern den sogenannten "westen"
feature´ten, gehts heute passenderweise in den
sogenannten "osten".
dort
feierte man heute noch was ganz anders, nämlich 25
jahre house & techno in jena. dirk fochler war es,
der vor 25 jahren erstmalig eine techno-party hier in
jena ins leben rief. ob dafür viel
überzeugungskraft notwendig war, wissen wir nicht,
aber auf jedenfall ließ sich das kassablanca drauf
ein. in den darauf folgenden jahren hatten techno, house,
drum´n bass und andere formen neuerlicher
elektronischer musik im kassa eine verlässliche und
bis heute währende heimat.
das
eine, die wende und das andere, house/techno, lässt
sich schlecht voneinander trennen. zumindest ist es
schwer vorstellbar, dass die entwicklung dieser
mittlerweile weltumspannenden musik die gleiche richtung
genommen hätte, wäre der eiserne vorhang nicht
gefallen.
auf der
anderen seite, wer weiß...
vielleicht
wäre die welle ohne die wende schlicht in eine
andere geographische richtung geschwappt und
zeitverzögert dann auch in ostdeutschland,
thüringen, jena angekommen? ähnlich wie
rock-n-roll platten, die erst auf dem schwarzmarkt und
später dann offiziell über die ddr-eigene
plattenfirma amiga ihren weg in die ddr fanden.
natürlich nur, sofern die (gesprochene) botschaft
auf den platten (ggf. auch dem plattencover) die zensur
des regimes bestand. und da auf house & techno
platten eher wenig bis nicht gesprochen wird und selbst
wenn, dann eher politisch wenig konkretes, hätte das
eigentlich klappen müssen.
nein,
wir wünschen uns jetzt nicht die mauer zurück.
aber so stolz wir auch auf den maßgeblichen
einfluss deutscher djs, produzenten, clubs usw. sind,
wagen wir einmal die these, dass diese großartige
jugendkultur "bigger than germany" ist und ihren weg wohl
auch ohne die wende gefunden hätte.
bevor
wir jetzt fiktiv weiter durchspielen, was das ausbleiben
der wende für städte wie dortmund,
saarbrücken, kassel, bremerhaven & co.
(genügend industriellen leerstand gibts dort jeweils
- ähnlich wie einst in berlin - schließlich
auch...) bedeutet hätte, kommen wir wieder ins hier
und jetzt.
denn um
wieder konkret zu werden, hätte es viel von dem
heute abend ohne die wende definitiv nicht gegeben. zum
beispiel kein freude-am-tanzen label hier aus jena,
sicherlich keine party-websites wie rave-strikes-back
oder szenemag auf denen man frei seine meinung
äußern und nach belieben vervielfältigen
kann, keine bequemen autos mit denen man mal eben nachts
100km fahrt bewerkstelligt usw.
havanna
rum (nur eben mit club- anstatt coca-cola), wodka (nur
eben tendenziell ohne orange, also eher lemon),
pfeffi-schnaps, dj jauche (der ist aus ost-berlin...
hehe) hätte es jedoch alles theoretisch auch ohne
wende geben können :)
aber
wir schweifen schon wieder ab... (erinnert uns dran, dass
ganze nochmal in roman-form ausführlicher zu
beleuchten).
dirk
fochler aka dj foch war es also, der kurz nach der
wende 1990 so angefixt von dem neuen sound war, dass er
die kassablanca-betreiber zu einer ersten
techno-/house-party in jena überreden konnte. dirk
ist somit eine art juan atkins (den
geschichtsbüchern nach einer der detroiter
begründer von techno) von jena und initial für
alles, was danach kommt.
ehrensache,
dass dj foch (zusammen mit mulé) auch heute
abend spielte. wer - so wie wir - schon etwas älter
ist, kann sich an dj foch´s sets in unzähligen
anderen clubs thüringens & umgebung erinnern.
ganz konkret z.b. in der muna, nicht weit von hier in bad
klosterlausnitz. auch heute könnt ihr ihn noch
hören, z.b. in unregelmäßigen
abständen bei der reihe classic
club,
die beim letzten date hier in jena´s
theatercafé residierte.
so
richtig ins geschehen eingestiegen sind wir heute abend
gegen 0uhr. da war das kassa schon sehr gut gefüllt.
ob das jetzt daran lag, dass mehr älteres publikum
zu gegen war (nicht vergessen, 25 jahre...) oder ob sich
in jena das weggeh-verhalten geändert hat seit
unserem letzten besuch (immerhin schon 3 jahre her...),
wir wissens nicht. stimmungstechnisch jedenfalls waren
alle bereits guter dinge, was mich an die textzeile aus
dem heute gut passenden robert owens song "back in the
days" erinnert: "... we had no problems getting it
on...".
passend
zum anlass war das kassa auch ein wenig
"rave-mäßig" dekoriert, mit schön
abgehangener tarn-netz-dekoration über der
tanzfläche.
ansonsten
haben sich die guten rahmenbedingungen im kassa - gott
sei dank - bis heute gehalten. nettes personal,
erschwingliche preis-politik (insbesondere weiterhin bei
den getränken - also trotz wende doch noch ein wenig
sozialismus...), buntgemischtes publikum... schön,
freut uns!
dass
sowohl sound-, als auch lichtanlage zur veranstaltung
paßten, erklärt sich fast von selbst. auch ein
stroboskop war gedacht.
mijk
van dijk übernahm dann als erster gast mit
seinem großen live-fuhrpark gegen 1.30uhr das
geschehen. ihn hätte es ohne wende hier in jena
vermutlich nicht gegeben, denn wie wir beim nachlesen
seiner biographie herausfanden, stammte er
ursprünglich "aus dem westen", soltau (jups,
heidepark und so) in norddeutschland um genau zu sein.
davon
mal ab zog es ihn jedoch sehr früh nach berlin und
sein name ist bis heute noch wohlbekannt. beim
überfliegen seiner biographie wird uns nochmal
bewusst, wie alt wir und diese "jugendbewegung
techno/house" mittlerweile sind... hier ein paar
stichwörter:
-
zusammenarbeit mit cosmic baby und einer compilation
namens "tranceformed from beyond" (weswegen man den
begriff "trance" ein stück weit auch darauf
zurückführt)
- mit marco
lopez
(übrigens auch für eine wirklich sehr gute
radio-sendung auf dt64 seinerzeit sehr bekannt)
gründete mijk marmion
- mit marmion wiederum gabs einige unkaputtbare
klassiker wie "schöneberg", "firechild"...
- diverse andere kollaborationen mit hell, rok, tanith,
claude young, namito, martin eyerer...
- remixes für moby, gto, humate, frankie
bones...
- eigenes label namens "nufunk files"
- projekt "microglobe"
- journalist für frontpage und andere
magazine...
- mit tanith zusammen projekt "loopzone"
- mit jürgen laarmann (frontpage-herausgeber) das
label "bash records" gegründet
- später dann zum label MFS gewechselt
- filmmusik komponiert
- durch japan, australien getourt
- einen song zu einem werbespot eines renault meganes
beigesteuert (das musste erwähnt werden, denn wir
sind heute mit einem renault unterwegs)
- klaus kinski sample projekt
- mit dj hell modeschauen von joop, michael michalsky
produziert
- interview 2008 für "we call it techno"
geführt
- 2010 auf seine wurzeln vor der großen
techno/housewelle berufen und sich verstärkt dem
funk (also die musikrichtung) gewidmet, bis im grunde
heute unter "mijkfunk" oder in der gruppe "the
chaenge"
woran
merkt man dann definitiv, dass man alt ist?
wenn
man mit all den fakten und namen oben ohne weiteres etwas
anzufangen weiß. wenn man versucht ist, sofort in
eine irgendwo in einem schrank oder einem extra-zimmer
weit hinten verborgene große cd-/vinyl-sammlung zu
greifen und sie nochmal revue passieren zu lassen, diese
zeit mit (und das sind jetzt unsere persönlichen
anknüpfpunkte) den logic-trance-compilations, selbst
aufgenommenen mixtapes von dt64, später mdr sputnik,
hr3 clubnight, alte frontpage- und groove-zeitschriften
wieder rauszuholen (ihr habt eure doch wohl hoffentlich
nicht entsorgt???), dvds wie z.b. "trainspotting" mal
wieder zu schauen und so weiter und so weiter und so
weiter.
bei
seinem live-set heute hatte mijk sichtlich spass und
schraubte fleißig an knöpfen, reglern sowie
haute in die tasten. denn wie als wolle er ein statement
setzen, war sein live-setup optisch nicht auf einen
laptop ausgerichtet, was es schon vom hinsehen sehr
spannend machte.
teilweise
streute er auch noch ein paar live-vocals/lyrics mit ein
und im großen & ganzen wars ziemlich zeitlos,
was wir zu gehör bekamen sowie durchgehend
tanzbar.
im
grund war der abend heute ein klassischer
kassablanca-abend. warmup-dj, liveact und dann zum
ausklang ein gast-dj. eine erfolgsformel, wie wir sie
hier schon oft genossen haben, sei es bei den (leider vor
einigen jahren von ihm selbst eingestellten) "klanglauf"
parties von mathias kaden, den "ueberschall" abenden mit
drum´n´bass aus aller welt (marcus intalex,
storm...), die "schöne freiheit" immer mittwochs
(übrigens durchaus auch mal mit djs vom kaliber
einer miss kittin),
freude-am-tanzen-jahresabschlüssen usw. usw. usw.!
alles
nachzulesen in o.g. archive-datenbank
und das einzige, was wir daran wirklich bedauern ist,
dass wir erst ab jahr 2000 mit unseren (szenemag-) reisen
nach jena begonnen haben.
dj
jauche hingegen, ähnlich wir mijk, war von
anfang an dabei und stieg - quasi analog dj foch hier in
jena - 1990 ins geschehen ein.
westbam
stellt in seinem buch "die macht der nacht" ja den
(für uns nachvollziehbaren) gedankengang auf, dass
west-berlin im grunde eine ansammlung von
kriegsdienst-verweigerern, lebenskünstlern und
aussteigern jedweger gattung war. diese ohnehin sehr
ekstatisch aufgelegte gruppe traf nun auf eine
aufgeschlossene und durch den mauerfall euphorisierte,
nach leben hungrige ost-jugend.
geboren
war dj jauche in ost-berlin, war also schon vor ort "als
es losging" mit dem techno und der anschließenden
initial-zündung in berlin. gleich nach der wende
organisierte er erste eigene parties und war auch einer
der residents im legendären "walfisch
club".
gebürtig
hört jauche auf den namen oliver marquardt. bei wem
es bei diesem nachnamen in bezug auf das berliner
nachtleben klingelt, liegt richtig - sein bruder ist sven
marquardt. dj jauche engagierte seinen bruder auch bei
seiner eigenen partyreihe "jauchomatic", was die weitere
karriere seines bruders wohl bis heute beeinflusst haben
dürfte (aber das ist eine andere
geschichte).
interessant
fanden wir, dass dj jauche z.b. auch unter dem alias
"jack flash" für den edit von "love is in the air"
verantwortlich war. auch wenn sich das in der kurz darauf
durch milk & sugar produzierten version wohl
(leider) nicht weiter finanziell für ihn
auswirkte.
ähnlich
wie mijk, war auch oliver sehr gefragt in der ein oder
anderen dokumentation der "early days" in berlin, so
z.b. beim buch "klang der familie" oder auch auf artes
doku "tanz auf dem todesstreifen"... ansonsten hat er
natürlich auch eigene tracks veröffentlicht
unter diversen alias´en, aber auch in form von
remixen sowie einem 2016 erschienenen eigenem album.
was
sein set heute angeht können wir nur den hut ziehen.
er hat - ohne dabei peinlich, plakativ oder zu gewollt
daher zu kommen - unzählige klassiker so arrangiert,
ineinander gemischt und/oder die passenden remixes/edits
herausgesucht, dass daraus ein derartig runder mix
entstand, dass der club vor euphorie nur so
sprühte.
wir
sind uns dabei nichtmal sicher, ob jeder im raum die
tracks alle "von früher" kannte oder ggf. erst per
shazam feststellte, dass das wohl ältere platten
sein müssten. und das kommt noch dazu: er spielte
fast ausschließlich platten, technisch
natürlich einwandfrei gemixt, was dem ganzen noch
eine zusätzliche soundästhetik, vor allen
dingen aber auch eine zusätzliche magie
verlieh.
wir
könnten jetzt alle tracks auflisten, die da so zum
tragen kamen, aber es waren einfach zuviele. wichtig ist
jedoch, dass alle dabei eine bedeutung hatten irgendwann
einmal in den vergangenen jahrzehnten - bis heute! neben
den alten klassikern kamen noch ein paar aktuelle tracks
zum einsatz, die im grunde nochmal unterstrichen, dass
die wirklich guten alten tracks fast 1:1 mit heutigen
produktionen mithalten können. so z.b. dj
koze´s aktueller "ecstasy" track ("... truth is
bitter in the beginning, but sweet in the end...") der
sich ohne weiteres gut einfügte.
ihr
seht, wir waren und sind es bis jetzt begeistert!
entsprechend lang gestaltete sich die nacht und auch
gegen 6uhr früh konnte man im kassa noch keinen
sonderlichen abrieb beim publikum erkennen - es war
immernoch voll und immernoch geladen. so soll es
sein!
in
diesem sinne danke an dj foch, danke ans kassa, danke an
spatz, tino & alle die da gewesen sind! auf die
nächsten 25 jahre house & techno in jena und dem
rest der welt!